Wa(h)lversprechen
Sollten Sie je geglaubt haben, ein Wal sei ein Fisch, wissen Sie es längst besser. Und falls Sie glauben, eine Wahl sei eine freie Entscheidung, dann danken Sie Gott, dass Sie in diesem Land wohnen!
Wählen ist wie Impfen: Wer die Chance nicht nutzt, schadet sich und anderen! Beides hat viel mit Verantwortung zu tun. Aber nicht immer tun wir, was wir tun müssen. Sie kennen die Geschichte von Jona? Der soll zum Wahlkampf für Gott nach Ninive, eine Stadt „voller Schlechtigkeit“. Jona fragt sich „Wieso ich?“und flieht per Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Aber Gott lässt ihm keine Wahl.
Ein Sturm kommt auf, Jona geht über Bord, ein Wal verschluckt ihn mit Haut und Haaren. Und dann – großes Walversprechen – spuckt er Jona genau da wieder aus, wo er hin soll: Ninive! Wider Erwarten findet Jona Gehör bei den aufmüpfigen und frustrierten Menschen dort. Jeder soll sich, so der König, von seinen bösen Taten abwenden. Das Volk ist bußfertig und wählt den richtigen Weg.
Im Grunde sehnt es sich danach, jemandem vertrauen zu können. Und Gott tun die 120.000 Menschenleben leid, die „nicht einmal rechts und links unterscheiden können“, und er führt seine Drohungen gegen das Volk nicht aus.
Seit Wochen umsäuselt uns der Wa(h)lgesang, vom hohen „C“bis zu tiefen Abgründen, kreuz und leider auch quer, in vielen Farben. Auch wir haben die Wahl. Wir sind nicht nur aufgefordert, „rechts und links“zu unterscheiden, sondern auch zu zeigen, wes Geistes Kinder wir sind. Wem traue ich zu, uns zu führen? Wem vertraue ich? Aber auch: Was kann ich einbringen? Worauf bin ich bereit zu verzichten? Welches Weniger ist auf Dauer ein Mehr?
Gottes Wahlprogramm steht: Recht von Unrecht scheiden, Leben achten und nicht zerstören, Vielfalt leben und vielfältig lernen, Schwache fördern und Starke einbinden, respektvoll streiten und dem Hass Grenzen setzen. Alles alternativlos. Also raus aus dem Tran – rettet die Wahlen! Und die Wale natürlich auch, nicht nur Jona braucht sie.