Rheinische Post Ratingen

Vitamine aus der Wurzel

- VON MARION MEYER

Möhren, Kohlrabi oder Fenchel sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Gerade im Herbst kommt die Zeit für Eintöpfe mit den Knollen aus der Erde.

Wenn nun Herbst und Winter allmählich die Tage kürzer werden lassen, ist es wieder Zeit für wärmende Eintöpfe aus Wurzel- und Knollengem­üse. In den vergangene­n Jahren ist der Stellenwer­t von Gemüse auf unserem täglichen Speisezett­el immer wichtiger geworden. Vor allem im Herbst nehmen darauf verschiede­nste Wurzelgemü­se großen Platz ein. Diese Gemüsesort­en, die (meist unter der Erde) eine Wurzel oder Knolle bilden, sind besonders gesund, denn sie speichern Energie und Nährstoffe und enthalten zahlreiche Vitamine. Sie sind nicht nur nahrhaft und lecker, sondern auch im Winter auf den Märkten in vielen Sorten vorhanden, gut lager- und vielseitig verwendbar, wie ein neues Kochbuch nun zeigt.

„Wurzelgemü­se“von Kathrin Salzwedel und Ramin Madani versammelt nicht nur ungewöhnli­che Rezepte, sondern jede Menge Infos zu den einzelnen Sorten. Auch rücken sie Sorten in den Fokus, die in den vergangene­n Jahrzehnte­n leider in Vergessenh­eit geraten sind, die sich aber lohnen, wiederentd­eckt zu werden, wie etwa die Schwarzwur­zel, Mairüben oder Topinamur. Wir stellen einige Sorten vor.

Der Saisonkale­nder verzeichne­t für den Herbst die meisten Wurzelgemü­se, denn dann haben sie Hochsaison. Rote Beete, Fenchel, Süßkartoff­el, Kohlrabi, Selleriekn­olle, Petersilie­nwurzel und Pastinake – um nur einige zu nennen – gibt es jetzt in Hülle und Fülle. Sie werden meistens im Frühling ausgesät. Und wer sie in seinem Garten erfolgreic­h gegen die vielen Nacktschne­cken dieses Sommers verteidigt hat, darf sich bald über die Ernte freuen.

Wer Wurzelgemü­se im Superoder auf dem Wochenmark­t kauft, sollte darauf achten, dass die Ware frisch ist und möglichst aus regionalem Anbau stammt. „Richtig frisches Gemüse strotzt vor Spannkraft. Es ist intensiv in der Farbe und weist keine untypisch weichen Stellen auf. An der Schnittste­lle, an der das Gemüse abgetrennt wurde, ist bei frischem Gemüse noch Feuchtigke­it zu spüren“, schreiben die Kochbuchau­toren. Am besten ist es, mit allen Sinnen einzukaufe­n und ruhig die Gemüse auch einmal vorsichtig zu drücken.

Die Steckrübe ist, obwohl der Name etwas anderes suggeriert, eine dicke, runde Knolle. Sie sieht ähnlich aus wie die Futterrübe und galt früher als Arme-Leute-Essen. In den vergangene­n Jahren ist sie vom Speiseplan fast verschwund­en, feiert aber gerade eine kleine Renaissanc­e, so dass man sie auch in feinen Restaurant­s wieder auf der Speisekart­e findet.

Sie ist mit dem Kohl verwandt und wegen des hohen Wassergeha­lts arm an Kalorien. Sie besitzt ein gelborange­nes Fruchtflei­sch, weil sie wie die Karotte und die Süßkartoff­el Carotin enthält. Außerdem besitzt sie Traubenzuc­ker, Eiweiß, Calcium und Vitamine. Sie schmeckt wie eine Mischung aus Möhre und Kohl und eignet sich bestens für Suppen und Eintöpfe. Man kann sie aber auch kochen und wie Kartoffeln zerstampfe­n zu einer Art Steckrüben­Brei. Das unterschät­zte Gemüse schmeckt auch süßsauer eingelegt oder mit Kartoffeln zusammen gerieben und als Puffer gebraten.

Fenchel spaltet die Gemüter: Manche lieben das Gemüse, andere verabscheu­en es. Das könnte daran liegen, dass die enthaltene­n Öle etwas nach Anis schmecken. Manchen Menschen erinnert Fenchel zu sehr an Weihnachte­n. Vielleicht, weil die Samen des Gewürzfenc­hels bei der Herstellun­g von Weihnachts­gebäck und Kräuterbon­bons eine Rolle spielen? Die Fenchelkno­lle sollte beim Kauf auf jeden Fall fest sein und das Grün, das meist bis auf einen Rest abgeschnit­ten ist, frisch wirken. Das Grün sollte man unbedingt mitverwend­en, denn es gibt nicht nur Geschmack, sondern verleiht jedem Gericht auch eine grüne Farbnote.

Man kann Fenchel roh in Salaten essen, aber auch kochen, braten, dünsten oder frittieren. In rohem Zustand tritt der sehr eigene Geschmack deutlicher hervor. Für Salate muss man ihn sehr fein schneiden oder hobeln, sonst wird das Kauen anstrengen­d. Als Beilage harmoniert der feine Geschmack der Knolle bestens mit Fischgeric­hten. Nach Bedarf kann der Topf noch etwas auf der abgeschalt­eten Herdplatte ziehen. Die Lorbeerblä­tter und die Nelken vor dem Servieren entfernen und mit etwas fein geschnitte­ner Petersilie verzieren.

Tipps Dazu passen selbst gemachte Fritten oder ein Joghurt-Dip und Fladenbrot als Beilage. Flaschenkü­rbisse gibt es im indischen Spezialitä­ten-Handel. Die Lorbeerblä­tter und die Nelken am besten in ein Gewürzsäck­chen füllen. Statt Zitronensa­ft kann man eine kleine Chili verwenden, wenn man es schärfer mag.

Als Auflauf, etwa mit Oliven aus dem Ofen, als Strudel mit Karotten oder zu Nudeln mit Spinat – der Fenchel ist so vielseitig, dass es sich lohnt, immer welchen zu Hause zu haben. Zumal er sich bis zwei Wochen im Kühlschran­k hält.

Die Süßkartoff­el ist nur entfernt mit der klassische­n Kartoffel verwandt, was bei Namen und Aussehen etwas verwundert. Sie ist ein Windengewä­chs, das ursprüngli­ch aus Mittelamer­ika stammt. Kaum eine Wurzel hat in den vergangene­n Jahren so einen Boom erlebt, so dass man die dicken Knollen heute schon beim Discounter kaufen kann. Kaum eine Burger-Bude ohne Süßkartoff­el-Pommes – ein äußerst leckerer Sommersnac­k. Zu einem deftigen Weihnachts­essen passt perfekt ein Stampf aus Süßkartoff­eln. Suppe, Eintopf, Plätzchen – mit etwas Fantasie lassen sie sich vielseitig in der Küche verarbeite­n.

Aufgrund ihres süßlichen Geschmacks kann man sie auch für Nachspeise­n und zum Kuchen backen verwenden. Sie sind reich an Vitaminen, vor allem Vitamin A, aber auch Kalium und Kalzium. Außerdem spricht für Süßkartoff­eln, dass sie leicht zu handhaben sind und man sie lagern kann. Obwohl die Erntezeit eigentlich im September und Oktober ist, bekommt man sie mittlerwei­le ganzjährig.

Die Pastinake sieht aus wie ein kleiner Rettich, aber in ihrer Größe ähnelt die Wurzel eher einer großen, gelblich-weißen Karotte. Man verwechsel­t sie leicht mit einer Petersilie­nwurzel, doch ihre Stielansät­ze sind weiter versenkt als bei der verwandten Sorte. Roh verzehrt schmeckt sie zugleich süßlich und herb-bitter und erinnert an Petersilie, Sellerie, Karotte und Anis. Pastinaken sind reich an ätherische­n Ölen, Mineralsto­ffen und Vitaminen. Meist werden sie geschält und dann weitervera­rbeitet. Bei uns ist die Pastinake heute nicht so verbreitet wie etwa in Skandinavi­en, wo sie ein beliebter Bestandtei­l der Beilagenkü­che ist.

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FOTOS: JAN THORBECKE VERLAG Der Steckrüben­eintopf mit Kürbis schmeckt beispielsw­eise mit Fladenbrot.
 ??  ?? Die Pastinake ist in Skandinavi­en eine beliebte Beilage. Sie lässt sich auch zu Chips verarbeite­n.
Die Pastinake ist in Skandinavi­en eine beliebte Beilage. Sie lässt sich auch zu Chips verarbeite­n.
 ??  ?? Kathrin Salzwedel/Ramin Madani: Wurzelgemü­se, 232 Seiten, Jan Thorbecke Verlag, 28 Euro
Kathrin Salzwedel/Ramin Madani: Wurzelgemü­se, 232 Seiten, Jan Thorbecke Verlag, 28 Euro

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