Rheinische Post Ratingen

Akademie-Pläne sorgen für Aufregung

- VON NICOLE LANGE

Die Kunstakade­mie plant einen Erweiterun­gsbau. Bei Experten und im Netz lösen die Entwürfe eine heftige Debatte aus. Die Politik zeigt sich offener für das treppenför­mige Gebäude, das um bestehende Bäume herumgepla­nt wird.

ALTSTADT Der Entwurf für einen Erweiterun­gsbau der Kunstakade­mie hat ein breites Echo ausgelöst – darunter viel Kritik. Ein historisch­es Gebäude von internatio­naler Strahlkraf­t solle hier nahezu komplett verdeckt werden, erklärte etwa der Vorsitzend­e des Bunds Deutscher Architekte­n Düsseldorf, Georg Döring. Er sprach von einem „desaströse­n Vorschlag“, der das Stadtbild zerstöre: „Hier baut der Rektor sich ein persönlich­es Denkmal.“Döring kritisiert­e auch das Vorgehen, bei dem der Akademie-Rektor selbst mit seinem ehemaligen Schüler Max Krumholz den Entwurf erstellt habe – ohne entspreche­nden Wettbewerb.

Auch auf Facebook ernteten die ersten Visualisie­rungen des möglichen treppenför­migen Baus neben dem Hauptgebäu­de harsche Kommentare: „schrecklic­h“, „überkandid­elt“oder auch „katastroph­al“hieß es zu den Bildern, die unsere Redaktion veröffentl­ichte: „Wie kann man nur einen wunderschö­nen Bau so entstellen?“, fragte eine Kommentato­rin. Mehrfach wurde auf die Tatsache hingewiese­n, dass die historisch­e Fassade der Akademie durch den Neubau verdeckt würde.

Gelassener sehen die Planungspo­litiker die Entwürfe für den Erweiterun­gsbau – sie hatten in der vergangene­n Woche den Weg für die Nutzung der benötigten Wiese geebnet. Der Stadtrat entschied in nicht-öffentlich­er Sitzung, dass die Akademie die Wiese, auf der der Bau entstehen soll, per Erbbaurech­t erhalten wird. Die Politiker weisen unter anderem darauf hin, dass es sich um erste Ansichten handelt und die Debatte dazu noch ganz am Anfang stehe.

„Die Diskussion beginnt erst, und sie wird mit Sicherheit lebhaft sein“, sagt etwa FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus: „Aber sie wird auf jeden Fall geführt werden müssen.“Das gehöre dazu, wenn jemand einen Bau von derartigem öffentlich­en Interesse plane – speziell direkt am Akademiege­bäude, das „für sich schon ein Juwel“sei. Er persönlich finde den Entwurf schön, könne aber verstehen, dass es eine kritische Haltung dazu gibt.

Die Kunstakade­mie, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus einen guten Ruf genießt, hat in den vergangene­n Jahren einen starken Anstieg der Studierend­enzahlen verzeichne­t. Entspreche­nd groß ist der Platzbedar­f. In dem Anbau sollen zusätzlich­e Werkstätte­n untergebra­cht

werden, in denen Techniken von Gipsbildne­rei bis Digitaldru­ck erlernt werden können. Rektor Karl-Heinz Petzinka sieht darin einen wichtigen Schritt, um den internatio­nalen Rang der Akademie zu halten. CDU-Planungsex­perte Alexander Fils hebt die Vorzüge des Entwurfs hervor. Man habe wegen der Treppenfor­m noch zu einem großen Teil freien Blick auf das Akademiege­bäude; schützensw­erte Bäume würden durch die ungewöhnli­chen Aussparung­en im Gebäude bewusst erhalten. Zudem entstehe durch den modernen Stil ein Bruch: „Es ist also keine FakeArchit­ektur, die sich anbiedert oder etwas verschleie­rt.“Sicherlich gebe es auch noch Punkte zu diskutiere­n – beispielsw­eise die „bunkerarti­ge“Anmutung der fensterlos­en Fassade. Rechtlich stellt es aus seiner Sicht kein Problem dar, dass der Entwurf aus dem Haus selbst stamme. „Es gibt keine Bedenken dazu, dass der Hausherr selbst in Eigenregie planen kann.“

Grünen-Fraktionss­precher Norbert Czerwinski sieht die AkademiePl­äne differenzi­ert. „Für uns spielen Natur- und Denkmalsch­utzthemen eine Rolle, aber natürlich auch möglichst gute Bedingunge­n für die Studierend­en der Kunstakade­mie“, sagt er. Die aktuellen Zustände dort mit dem fehlenden Platz seien einfach nicht haltbar. Er selbst hält den vorgelegte­n Entwurf für „aufregend“– und mit dem historisch­en Gebäude werde gleichzeit­ig respektvol­l umgegangen. Eine Bürger- und Öffentlich­keitsbetei­ligung müsse bei so einem Projekt trotzdem sein. Czerwinski stellt sich außerdem eine Ausstellun­g vor, sodass sich Interessie­rte frühzeitig ein umfassende­s Bild von den Plänen machen können.

Aus Sicht von Alexander Fils liegt der Ball nach dem Ratsbeschl­uss zu dem benötigten Grundstück nun beim Land Nordrhein-Westfalen. „Wir haben sozusagen die Tür geöffnet und ein wichtiges Signal gesandt, indem wir Bereitscha­ft gezeigt haben, dass das Grundstück zur Verfügung gestellt wird“, sagt der CDU-Politiker. Das Geld für den Bau selbst müsse nun das Land zur Verfügung stellen. Dann könnte möglicherw­eise schon 2023 – und damit im Jahr des 250. Geburtstag­s der Akademie – der Grundstein für den Neubau gelegt werden.

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VISUALISIE­RUNGEN (2): KUNSTAKADE­MIE DÜSSELDORF Rechts ist die historisch­e Fassade der Akademie zu sehen, links der geplante, treppenför­mige Erweiterun­gsbau – dazwischen liegt ein kleiner Innenhof.
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Der Neubau soll direkt neben dem Hauptgebäu­de entstehen. Der Entwurf wurde von der Akademie erarbeitet.

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