Wichtige Diskussion um den Torwart
Nach dem Spiel gegen Aue wurde Florian Kastenmeier als sicherer Rückhalt gelobt. Seine Leistung beim 1:1 gegen Regensburg hat indes offenbart, dass etwas im Argen liegt. Selbst bei Fortuna verschließt man sich der Frage nicht.
DÜSSELDORF So richtig war diese Diskussion nie beendet. So richtig ist sie allerdings auch nie geführt worden. Fest steht: Nach der Leistung beim 1:1 gegen den SSV Jahn Regensburg muss man bei Fortuna die Frage klären, wie es auf der Torhüterposition weitergeht. So, wie es gerade ist, kann es nicht weitergehen. Dass würde für alle Beteiligten nicht erfreulich enden. In der aktuellen Verfassung ist Florian Kastenmeier kein echter Rückhalt für sein Team. Nach einigen guten Momenten folgen wieder gruselige Patzer.
Christian Preußer hat natürlich kein gesteigertes Interesse an so einer Debatte. Und dennoch hat man gespürt, dass auch im Trainer wohl die Überzeugung gereift ist, dieses Thema etwas größer aufzumachen. „Wir klären das erst einmal intern“, verkündete der 37-Jährige dementsprechend auf die konkrete Frage, ob Kastenmeier noch sein uneingeschränktes Vertrauen genieße. Er hätte einfach sagen können: Ja, nächstes Thema. Doch auch er weiß: Dieses Problem ist nicht einfach so wegzumoderieren.
Die Leistungen von Kastenmeier sind dafür einfach zu krass schwankend. Der Schlussmann ist 24 Jahre alt und damit dem Status entwachsen, ein Talent zu sein. Er ist ein guter Torwart, in der Zweiten Liga, was seine spielerischen Qualitäten angeht und an guten Tagen auch seine Reflexe. Dann kann er einer der Besten im Unterhaus sein. Doch bei der Strafraumbeherrschung verhält er sich mitunter derart vogelwild, dass man manchmal den Eindruck hat, ein Feldspieler hätte sich kurzfristig in der Abteilung verirrt.
Natürlich ist Kastenmeier nicht schuld, dass Fortuna erst acht Punkte und schon elf Gegentore in der Saison auf dem Konto stehen hat. Doch er ist mindestens mitverantwortlich für eine Grundstimmung. Irgendwas passt nicht zusammen. In Aue und Gelsenkirchen hat er sehr sicher agiert, gegen Bremen und nun Regensburg wieder auf eher schlichterem Niveau. Die Range seiner Leistungen ist zu weit auseinander für dieses Niveau. Anders ausgedrückt: So kann man sich nicht auf ihn verlassen.
Als Argument für Kastenmeier wird oft angeführt, er sei sehr sicher am Ball. Das ist richtig und kann andererseits auch nicht zu einem Schutzschild werden. „Wir müssen uns nüchtern mit dem Thema auseinandersetzen und dann bewerten“, sagt Vorstand Klaus Allofs. „Es gab schon genügend Spiele, wo Flo unser Rückhalt war. Es gab aber auch immer wieder Situationen, so wie gegen Regensburg, wo er nicht diese Sicherheit ausgestrahlt hat. Unser Ziel muss es sein, auch in diesem Bereich Beständigkeit hineinzubekommen. Dafür eine Lösung zu finden, ist Aufgabe von Trainerteam und natürlich auch Spielern.“
Wenn man zwischen den Zeilen deutlich liest, ist das schon ein recht klarer Fingerzeig in Richtung Preußer, vielleicht einmal darüber nachzudenken, Kastenmeier für eine Weile aus der Schusslinie zu nehmen. Um ihm die Möglichkeit zu geben, sich noch einmal neu zu justieren. Aber auch um auszuprobieren, ob Raphael Wolf nun wirklich noch eine echte Alternative ist. Im Training inklusive dem Test-Kick gegen VV St. Truiden hat er eine hervorragende Figur abgegeben. Doch was heißt das schon – nur echte Wettkampfpraxis kann zeigen, ob er es vermag, eine echte Nummer eins für das Team zu sein.
Noch vor dem Regensburg-Spiel hatte Kastenmeier den Eindruck vermittelt, sich schon etwas besser sortiert zu haben. „Wenn ich wüsste, warum mir manchmal noch solche Böcke passieren, dann hätte ich sie längst abgestellt“, sagte der 24-Jährige ganz offen. „Daran gilt es, in der Woche immer wieder hart zu arbeiten.“Aber wie schafft er es, dass er sich von einem Bolzen wie im Bremen-Spiel nicht komplett herunterziehen lässt, sondern sich stattdessen kurz schüttelt und wieder solche Glanzvorstellungen liefert wie zuletzt beim 1:0 in Aue?
„Es bringt ja nichts, lange über so etwas zu grübeln. Ich denke, ich habe genug Ruhe in mir“, sagt Kastenmeier; eine Ruhe, die er auch aus seiner Rolle als junger Familienvater (Tochter Mila ist 17 Monate alt) schöpft. Im Regensburg-Spiel hat er nun allerdings hautnah mitbekommen, wie in seiner Nähe eine junge Frau kollabiert war. Hernach hatte er stark mit seiner Konzentration zu kämpfen. Doch auch das ist Teil des Geschäfts, sich nur auf sich und seine Aufgabe zu fokussieren.
Für Fortuna kommt die TorwartDiskussion nicht zum idealen Zeitpunkt, aber sie muss jetzt geführt werden – und man sollte erst einmal zu einer eindeutigen Antwort kommen. Vieles spricht für eine Pause von Kastenmeier und für eine Chance von Wolf. Allein deshalb, um die Situation zu entspannen und allen die Gelegenheit zu geben, auch wirklich gestärkt daraus wieder hervorzugehen. Denn auch dafür kann eine Auszeit gut sein. Es geht nicht um die Demontage einer Person, sondern darum zu sehen, was für das Gesamtkonstrukt und damit am Ende auch für den Einzelnen am besten ist.