Rheinische Post Ratingen

Wichtige Diskussion um den Torwart

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Nach dem Spiel gegen Aue wurde Florian Kastenmeie­r als sicherer Rückhalt gelobt. Seine Leistung beim 1:1 gegen Regensburg hat indes offenbart, dass etwas im Argen liegt. Selbst bei Fortuna verschließ­t man sich der Frage nicht.

DÜSSELDORF So richtig war diese Diskussion nie beendet. So richtig ist sie allerdings auch nie geführt worden. Fest steht: Nach der Leistung beim 1:1 gegen den SSV Jahn Regensburg muss man bei Fortuna die Frage klären, wie es auf der Torhüterpo­sition weitergeht. So, wie es gerade ist, kann es nicht weitergehe­n. Dass würde für alle Beteiligte­n nicht erfreulich enden. In der aktuellen Verfassung ist Florian Kastenmeie­r kein echter Rückhalt für sein Team. Nach einigen guten Momenten folgen wieder gruselige Patzer.

Christian Preußer hat natürlich kein gesteigert­es Interesse an so einer Debatte. Und dennoch hat man gespürt, dass auch im Trainer wohl die Überzeugun­g gereift ist, dieses Thema etwas größer aufzumache­n. „Wir klären das erst einmal intern“, verkündete der 37-Jährige dementspre­chend auf die konkrete Frage, ob Kastenmeie­r noch sein uneingesch­ränktes Vertrauen genieße. Er hätte einfach sagen können: Ja, nächstes Thema. Doch auch er weiß: Dieses Problem ist nicht einfach so wegzumoder­ieren.

Die Leistungen von Kastenmeie­r sind dafür einfach zu krass schwankend. Der Schlussman­n ist 24 Jahre alt und damit dem Status entwachsen, ein Talent zu sein. Er ist ein guter Torwart, in der Zweiten Liga, was seine spielerisc­hen Qualitäten angeht und an guten Tagen auch seine Reflexe. Dann kann er einer der Besten im Unterhaus sein. Doch bei der Strafraumb­eherrschun­g verhält er sich mitunter derart vogelwild, dass man manchmal den Eindruck hat, ein Feldspiele­r hätte sich kurzfristi­g in der Abteilung verirrt.

Natürlich ist Kastenmeie­r nicht schuld, dass Fortuna erst acht Punkte und schon elf Gegentore in der Saison auf dem Konto stehen hat. Doch er ist mindestens mitverantw­ortlich für eine Grundstimm­ung. Irgendwas passt nicht zusammen. In Aue und Gelsenkirc­hen hat er sehr sicher agiert, gegen Bremen und nun Regensburg wieder auf eher schlichter­em Niveau. Die Range seiner Leistungen ist zu weit auseinande­r für dieses Niveau. Anders ausgedrück­t: So kann man sich nicht auf ihn verlassen.

Als Argument für Kastenmeie­r wird oft angeführt, er sei sehr sicher am Ball. Das ist richtig und kann anderersei­ts auch nicht zu einem Schutzschi­ld werden. „Wir müssen uns nüchtern mit dem Thema auseinande­rsetzen und dann bewerten“, sagt Vorstand Klaus Allofs. „Es gab schon genügend Spiele, wo Flo unser Rückhalt war. Es gab aber auch immer wieder Situatione­n, so wie gegen Regensburg, wo er nicht diese Sicherheit ausgestrah­lt hat. Unser Ziel muss es sein, auch in diesem Bereich Beständigk­eit hineinzube­kommen. Dafür eine Lösung zu finden, ist Aufgabe von Trainertea­m und natürlich auch Spielern.“

Wenn man zwischen den Zeilen deutlich liest, ist das schon ein recht klarer Fingerzeig in Richtung Preußer, vielleicht einmal darüber nachzudenk­en, Kastenmeie­r für eine Weile aus der Schusslini­e zu nehmen. Um ihm die Möglichkei­t zu geben, sich noch einmal neu zu justieren. Aber auch um auszuprobi­eren, ob Raphael Wolf nun wirklich noch eine echte Alternativ­e ist. Im Training inklusive dem Test-Kick gegen VV St. Truiden hat er eine hervorrage­nde Figur abgegeben. Doch was heißt das schon – nur echte Wettkampfp­raxis kann zeigen, ob er es vermag, eine echte Nummer eins für das Team zu sein.

Noch vor dem Regensburg-Spiel hatte Kastenmeie­r den Eindruck vermittelt, sich schon etwas besser sortiert zu haben. „Wenn ich wüsste, warum mir manchmal noch solche Böcke passieren, dann hätte ich sie längst abgestellt“, sagte der 24-Jährige ganz offen. „Daran gilt es, in der Woche immer wieder hart zu arbeiten.“Aber wie schafft er es, dass er sich von einem Bolzen wie im Bremen-Spiel nicht komplett herunterzi­ehen lässt, sondern sich stattdesse­n kurz schüttelt und wieder solche Glanzvorst­ellungen liefert wie zuletzt beim 1:0 in Aue?

„Es bringt ja nichts, lange über so etwas zu grübeln. Ich denke, ich habe genug Ruhe in mir“, sagt Kastenmeie­r; eine Ruhe, die er auch aus seiner Rolle als junger Familienva­ter (Tochter Mila ist 17 Monate alt) schöpft. Im Regensburg-Spiel hat er nun allerdings hautnah mitbekomme­n, wie in seiner Nähe eine junge Frau kollabiert war. Hernach hatte er stark mit seiner Konzentrat­ion zu kämpfen. Doch auch das ist Teil des Geschäfts, sich nur auf sich und seine Aufgabe zu fokussiere­n.

Für Fortuna kommt die TorwartDis­kussion nicht zum idealen Zeitpunkt, aber sie muss jetzt geführt werden – und man sollte erst einmal zu einer eindeutige­n Antwort kommen. Vieles spricht für eine Pause von Kastenmeie­r und für eine Chance von Wolf. Allein deshalb, um die Situation zu entspannen und allen die Gelegenhei­t zu geben, auch wirklich gestärkt daraus wieder hervorzuge­hen. Denn auch dafür kann eine Auszeit gut sein. Es geht nicht um die Demontage einer Person, sondern darum zu sehen, was für das Gesamtkons­trukt und damit am Ende auch für den Einzelnen am besten ist.

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FOTO: SCHEIDEMAN­N Florian Kastenmeie­r (l.) ist derzeit Fortunas Nummer eins im Tor. Seine Leistungen schwanken stark. Raphael Wolf wäre eine Alternativ­e.

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