Wenn auch der Wille zur Umkehr fehlt
Das hatte den Stil einer Bußpredigt: der Aufruf von Bischof Georg Bätzing, endlich Mut zur Umkehr zu beweisen und bereit zu sein, neu zu denken. Mit einem Ausrufezeichen hinter jedem Appell! Und in den Kirchenbänken vor dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz saßen nicht etwa vermeintlich sündige Gläubige, sondern seine Amtsbrüder im Bischofsamt. Die Herbstvollversammlung in Fulda begann also mit einem sachten Paukenschlag, und wer ihn nicht vernehmen wollte, wird auch beim lauten nicht aufschrecken. Die täglichen Eröffnungspredigten am frühen Morgen sind die wenigen öffentlichen Botschaften, die bei den Vollversammlungen der Bischöfe nach draußen dringen. Der Rest findet hinter fest verschlossenen Türen statt, also all die Graben- und Richtungskämpfe. Das ist hermetische Kirchenpolitik wie von alters her. Anders gesprochen: Es ist das Gegenteil von Transparenz und kein Zeichen von Vertrauen.
Doch es fehlt manchen Bischöfen hierzulande nicht allein der Mut, sondern schlicht der Wille zur Umkehr. Das wird besonders in den Debatten zum Synodalen Weg deutlich, der nächste Woche auf seine Zielgerade kommen soll. Das Leben der Priester, die Rolle der Frau, die Sexualmoral und die Kirchenhierarchie – das sind Themen, die die Kirche jetzt schon seit etlichen Jahren vor sich herschiebt. Und mit denen sie sich intensiver überhaupt erst seit dem Missbrauchsskandal beschäftigt, der so viele Menschen bis heute fassungslos macht.
Der Ruf nach Umkehr ist auch der Ruf der Opfer des Systems Kirche. Wer diese Mahnung wirklich vernimmt, braucht keinen Mut, um zu handeln. Es ist Gebot und Schuldigkeit, kehrt zu machen. Mutig sind indes jene Gläubigen, die immer noch und trotz allem auf Reformen hoffen und ihrer Kirche bisher nicht den Rücken gekehrt haben.
BERICHT BISCHOF GEORG BÄTZING RUFT ZUR . . ., KULTUR