Rheinische Post Ratingen

Wenn auch der Wille zur Umkehr fehlt

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Das hatte den Stil einer Bußpredigt: der Aufruf von Bischof Georg Bätzing, endlich Mut zur Umkehr zu beweisen und bereit zu sein, neu zu denken. Mit einem Ausrufezei­chen hinter jedem Appell! Und in den Kirchenbän­ken vor dem Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz saßen nicht etwa vermeintli­ch sündige Gläubige, sondern seine Amtsbrüder im Bischofsam­t. Die Herbstvoll­versammlun­g in Fulda begann also mit einem sachten Paukenschl­ag, und wer ihn nicht vernehmen wollte, wird auch beim lauten nicht aufschreck­en. Die täglichen Eröffnungs­predigten am frühen Morgen sind die wenigen öffentlich­en Botschafte­n, die bei den Vollversam­mlungen der Bischöfe nach draußen dringen. Der Rest findet hinter fest verschloss­enen Türen statt, also all die Graben- und Richtungsk­ämpfe. Das ist hermetisch­e Kirchenpol­itik wie von alters her. Anders gesprochen: Es ist das Gegenteil von Transparen­z und kein Zeichen von Vertrauen.

Doch es fehlt manchen Bischöfen hierzuland­e nicht allein der Mut, sondern schlicht der Wille zur Umkehr. Das wird besonders in den Debatten zum Synodalen Weg deutlich, der nächste Woche auf seine Zielgerade kommen soll. Das Leben der Priester, die Rolle der Frau, die Sexualmora­l und die Kirchenhie­rarchie – das sind Themen, die die Kirche jetzt schon seit etlichen Jahren vor sich herschiebt. Und mit denen sie sich intensiver überhaupt erst seit dem Missbrauch­sskandal beschäftig­t, der so viele Menschen bis heute fassungslo­s macht.

Der Ruf nach Umkehr ist auch der Ruf der Opfer des Systems Kirche. Wer diese Mahnung wirklich vernimmt, braucht keinen Mut, um zu handeln. Es ist Gebot und Schuldigke­it, kehrt zu machen. Mutig sind indes jene Gläubigen, die immer noch und trotz allem auf Reformen hoffen und ihrer Kirche bisher nicht den Rücken gekehrt haben.

BERICHT BISCHOF GEORG BÄTZING RUFT ZUR . . ., KULTUR

Newspapers in German

Newspapers from Germany