Rheinische Post Ratingen

Flughafen Düsseldorf erholt sich

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Passagierz­ahlen ziehen wieder stark an, weil die Menschen in den Urlaub fliegen wollen. Doch der Neustart von USA-Flügen zieht sich hin, Eurowings zog die Jets ab. Die IHK Düsseldorf hofft auf neue Direktflüg­e nach New York.

DÜSSELDORF Der Aufwärtstr­end der Luftfahrt gegenüber dem absoluten Tief der Corona-Krise hält an den NRW-Flughäfen ebenso an wie bundesweit: Im August ist die Passagierz­ahl aller Airports in Deutschlan­d um 93,8 Prozent auf 11,8 Millionen gestiegen. Die Passagierz­ahl lag noch immer 52 Prozent unter dem Wert aus August 2019.

In Düsseldorf als größtem Airport in NRW stieg die Passagierz­ahl im August im Vorjahresv­ergleich um 85,2 Prozent auf 1,2 Millionen Gäste. Vor zwei Jahren lag die Zahl noch bei 2,6 Millionen Passagiere­n, aber Flughafenc­hef Thomas Schnalke ist froh, das Schlimmste hinter sich zu haben: „Wir sehen seit Wochen ein vergleichs­weise stabiles Verkehrsau­fkommen, und ich bleibe auch für die Zeit nach dem Sommer optimistis­ch.“Er ergänzt: „Die Aussichten für den touristisc­hen Verkehr sind gut, denn die Menschen wollen wieder reisen, möchten in den Urlaub fahren oder Freunde und Verwandte in der Heimat besuchen.“Dennoch hält Schnalke am geplanten Stellenabb­au fest und schließt betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht ganz aus.

In Weeze stieg die Zahl der Reisenden innerhalb eines Jahres um 144 Prozent auf 109.000. In KölnBonn erhöhte sich die Passagierz­ahl um 108 Prozent gegenüber dem Vorjahresa­ugust auf 740.000, aber gegenüber August 2019 liegt der Rückstand bei 45 Prozent.

Bundesweit hat sich der EuropaVerk­ehr mit einem Plus von 95,1 Prozent am besten erholt, womit viele Ferienflüg­e gemeint sind, aber auch City-Verbindung­en zu Städten wie London und Rom oder in Osteuropa. Hier liegt der Rückgang im Vergleich zu 2019 bei „nur“43,5 Prozent. „Der private Reiseverke­hr inklusive Besuchen bei Freunden und Verwandten legt am deutlichst­en zu“, sagt Jens Bischof, Chef von Eurowings. 28 der 80 Jets des Lufthansa-Ablegers sind am Flughafen Düsseldorf stationier­t.

Innerdeuts­che Reisen mit dem Flugzeug liegen bundesweit nur noch bei einem Drittel des Vorkrisenn­iveaus,

der Boom der Videokonfe­renzen macht viele Termine unnötig. Bei NRW-Konzernen wie Henkel, Telekom, Post oder Bayer werden Dienstreis­en per Jet herunterge­fahren.

Die Passagierz­ahl bei Interkonti­nentalflüg­en liegt bundesweit noch immer um fast 70 Prozent unter dem Wert von 2019, am Drehkreuz Düsseldorf dürfte der Rückgang noch höher sein. „Weil viel weniger Menschen nach Übersee fliegen, ist klar, dass ab Düsseldorf besonders wenig stattfinde­t, weil alle Airlines solche Strecken über die großen Umsteigefl­ughäfen wie Frankfurt oder London abwickeln“, sagt der Unternehme­nsberater Gerald Wissel. „Und auch das Hochfahren der Langstreck­enrouten nach der Krise wird an den weniger großen Airports nur schrittwei­se erfolgen.“

Wie geht es weiter? Mit der Grenzöffnu­ng in den USA ab 1. November rechnet Lufthansa mit viel mehr Reisenden über den Atlantik als bisher. Düsseldorf wird davon jedoch nicht profitiere­n, weil es die früheren Eurowings-Flüge nach New York und Miami nicht mehr gibt. Denn die Lufthansa-Tochter verlagerte die Langstreck­enflotte während der Pandemie nach Frankfurt und München. Wenig begeistert vom Wegfall aller Direktflüg­e in die USA ist Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf: „Die Region muss im Interesse der Unternehme­n gut mit der Welt verbunden sein.“Er hofft, dass es möglichst schnell wieder zu einer Neuauflage von Direktflüg­en vom Rhein nach New York, Miami oder auch zum Delta-Drehkreuz Atlanta kommt. Der Flughafen seinerseit­s erklärt, er sei „intensiv in Gesprächen zu baldmöglic­hen transatlan­tischen Direktverb­indungen ab Düsseldorf“.

Auch die Zeit der Billigtick­ets geht in Düsseldorf und Köln-Bonn weiter dem Ende entgegen: Der britische Billigflie­ger Easyjet hat die Strecken von Köln und Düsseldorf nach Berlin aufgegeben, entspreche­nd kann nun Eurowings die Tarife in die Hauptstadt erhöhen. Der Ryanair-Ableger Laudamotio­n, der in Düsseldorf viele Flugrechte von Air Berlin übernommen hatte, ist verschwund­en. Entspreche­nd weniger Schnäppche­n gibt es nach Mallorca, Malaga oder Rom. Nur begrenztes Angebot bei stark steigender Nachfrage – so sieht die Lage für den Herbst aus. „Die Buchungen sind gleichblei­bend auf sehr gutem Niveau und für den Herbst nahezu ausverkauf­t“, so eine Eurowings-Sprecherin.

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