Rheinische Post Ratingen

Alle Hoffnungen ruhen auf 2022

Die Konjunktur wird dann kräftig anspringen, erwarten Ifo-Ökonomen und Banken.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

MÜNCHEN/FRANKFURT Die Dynamik in der deutschen Wirtschaft lässt im laufenden Jahr nach, das aber wird im kommenden Jahr aufgeholt. Damit rechnen die Konjunktur­forscher des Münchener Ifo-Instituts fest: 2021 dürfte demnach das Wachstum nur 2,5 Prozent erreichen, 0,8 Prozentpun­kte weniger als zunächst erwartet. Doch 2022 rechnen das ifo-Institut nun mit 5,1 Prozent Plus statt wie bisher mit 4,3 Prozent. 2023 werde die deutsche Wirtschaft dann voraussich­tlich wieder mit „normalen Raten“wachsen. Der Bundesverb­and deutscher Banken (BdB) rechnet für das laufende Jahr mit 3,3 Prozent, für 2022 dann mit 4,6 Prozent Wachstum in Deutschlan­d. Der Hauptgrund für die Reduzierun­g der Ifo-Prognose sind die Lieferengp­ässe in der deutschen Industrie, sagte Ifo-Konjunktur­chef Timo Wolmershäu­ser bei der Vorlage der Herbstprog­nose seines Instituts.

Auch der Konsum spielt für die gute Wirtschaft­sentwicklu­ng eine wichtige Rolle. Die Chefvolksw­irte des BdB rechnen für das kommende Jahr mit einem regelrecht­en Konsumboom und erwarten ein Plus

Stefan Schneider Chefökonom der Deutschen Bank

von sieben Prozent beim privaten Verbrauch. Damit kann eine neue Bundesregi­erung zunächst einmal mit Rückenwind an den Start gehen. Doch dürfe sie sich darauf auf mittlere Sicht nicht verlassen, mahnt Stefan Schneider, InlandChef­ökonom der Deutschen Bank.

„Von daher ist es wichtig, dass die Rahmenbedi­ngungen für Investitio­nen verbessert werden und wir klare wirtschaft­spolitisch­e Weichenste­llungen haben.“

Ein weiteres Risiko sehen die Forscher in der Entwicklun­g der Inflation. Die Preise waren zuletzt mit 3,9 Prozent gestiegen. Ifo-Forscher Timo Wolmershäu­ser rechnet in den nächsten Monaten mit noch höheren Inflations­raten, die „sogar in Richtung fünf Prozent gehen“könnten. Von der Entwicklun­g der Teuerungsr­ate hängt auch ab, wie schnell die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) ihre sehr lockere Geldpoliti­k zurückfahr­en wird. Darauf wies Christian Ossig, Hauptgesch­äftsführer des BdB, am Mittwoch noch einmal hin. Aktuell, so Ossig, müssten die Geschäftsb­anken im Euroraum trotz eines Freibetrag­s monatlich 1,5 Milliarden Euro an Einlagezin­sen an die EZB zahlen.

„Es ist wichtig, dass wir klare politische Weichenste­llungen haben“

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