Allofs möchte Ansprüche hoch halten
Fortuna sei in einem Entwicklungsprozess, benötige aber ein gewisses Selbstverständnis, meint der Vorstand.
Bei Fortuna ist Klaus Allofs keineswegs nur dafür zuständig, sich nach dem Wetter von Morgen zu erkundigen. Er ist einerseits Klub-Legende. Das Gesicht des Vereins. Türöffner. Vermittler. Gewissen. In seiner Stellenbeschreibung ist das Tagesgeschäft nicht ausdrücklich der Schwerpunkt. Aber in einem Verein wie Fortuna kann man sich niemanden leisten, der sich nur mittags einen Espresso genehmigt und dann wieder entschwindet. Und so kommt es mitunter zu kuriosen Begebenheiten.
Wie unlängst am Trainingsplatz an der Leichtathletikhalle, als ein Rohrreinigungswagen höllisch Lärm machte. Allofs machte sich sofort auf zur Problemlösung – der Mitarbeiter verschob seinen Tätigkeitsschwerpunkt um einige Meter. Was blieb, war statt Geräuschs- nun eine Geruchskulisse der übleren Sorte. Man kann nicht alles haben.
Die Szene veranschaulicht indes ganz gut, dass Allofs nicht wegguckt. Er mischt sich ein. Je nach individuellem Empfinden vielleicht manchmal schon etwas zu intensiv. Aber kann es schaden, wenn jemand versucht, seine Erfahrung einzubringen? Immer wieder formuliert er auch sportliche Ansprüche des Vereins. Er wird selber wissen, dass vieles davon etwas überdreht ist. Aber wie will man Grenzen ausreizen, wenn man von vornherein tiefstapelt? Es liegt in der Natur eines Leistungssportlers, immer nach dem Höchsten zu streben.
Und so wird er nicht müde zu betonen, dass man einerseits zwar mitten in einem Entwicklungsprozess sei, andererseits aber auch schon den Anspruch habe, oben mitspielen zu wollen. In seiner Ausdrucksweise ist er dabei schon defensiver geworden. Von Aufstieg ist nicht mehr die Rede, angesichts der bisherigen Auftritte wäre das dann allerdings auch schon etwas fernab der Realitäten.
Nun also das Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt. Mit Blick auf die Tabelle
wäre es in der vergangenen Saison ein absolutes Zitterspiel gewesen, da verlor Fortuna wiederholt gegen die Kellerkinder der Liga. Diese Spielzeit, man könnte etwas ketzerisch formulieren, ist man bislang selbst eins, weshalb man sich offenbar leichter tut gegen Mannschaften dieser Gewichtsklasse. Gegen Holstein Kiel (2:2/Platz 15), SV Sandhausen (2:0/Platz 16) und den FC Erzgebirge Aue (1:0/Platz 18) blieb man durchweg ohne Niederlage.
Ein Selbstläufer also in Ingolstadt? „Ob dieser Statistik können wir die Ingolstädter ja mal fragen, ob wir überhaupt kommen sollen oder wir die Punkte nicht einfach so bekommen“, sagt Allofs und lacht herzlich. „Wir fahren am besten damit, wenn wir uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Wir müssen in jedem Spiel eine Weiterentwicklung sehen, es gibt immer ein paar
Punkte zu verbessern. Die Spielkontrolle, die Chancenverwertung, und wir müssen von Anfang an wachsam sein. So eine Nummer wie in Aue, die können wir uns nicht allzu oft leisten, das geht dann nach hinten los. Und ja, unser Ziel sollte schon sein, gegen Ingolstadt zu gewinnen.“
Allofs führt im Hintergrund und manchmal sehr öffentlich viele Gespräche. Er ist Anlaufstation für Trainer und Betreuerteam, hört zu, teilt Eindrücke, geht auf Spieler zu, ist für sie als Kummerkasten da. Er beobachtet mit etwas Abstand, aber er wird schon deutlich mitmischen, wenn es zum Beispiel um die Torwart-Frage geht. „Es gibt jetzt nicht die Notwendigkeit, dass ich irgendwen zum Gespräch in mein Büro bitte, manchmal ergibt sich ein Austausch einfach so auf dem Platz. Dann redet man über die aktuelle Situation, sagt seine Meinung, gibt vielleicht einen Hinweis.“
Man kann davon ausgehen, dass es förderlich sein dürfte, einen Ratschlag von Klaus Allofs zumindest nicht komplett zu ignorieren.