Rheinische Post Ratingen

Allofs möchte Ansprüche hoch halten

- VON GIANNI COSTA

Fortuna sei in einem Entwicklun­gsprozess, benötige aber ein gewisses Selbstvers­tändnis, meint der Vorstand.

Bei Fortuna ist Klaus Allofs keineswegs nur dafür zuständig, sich nach dem Wetter von Morgen zu erkundigen. Er ist einerseits Klub-Legende. Das Gesicht des Vereins. Türöffner. Vermittler. Gewissen. In seiner Stellenbes­chreibung ist das Tagesgesch­äft nicht ausdrückli­ch der Schwerpunk­t. Aber in einem Verein wie Fortuna kann man sich niemanden leisten, der sich nur mittags einen Espresso genehmigt und dann wieder entschwind­et. Und so kommt es mitunter zu kuriosen Begebenhei­ten.

Wie unlängst am Trainingsp­latz an der Leichtathl­etikhalle, als ein Rohrreinig­ungswagen höllisch Lärm machte. Allofs machte sich sofort auf zur Problemlös­ung – der Mitarbeite­r verschob seinen Tätigkeits­schwerpunk­t um einige Meter. Was blieb, war statt Geräuschs- nun eine Geruchskul­isse der übleren Sorte. Man kann nicht alles haben.

Die Szene veranschau­licht indes ganz gut, dass Allofs nicht wegguckt. Er mischt sich ein. Je nach individuel­lem Empfinden vielleicht manchmal schon etwas zu intensiv. Aber kann es schaden, wenn jemand versucht, seine Erfahrung einzubring­en? Immer wieder formuliert er auch sportliche Ansprüche des Vereins. Er wird selber wissen, dass vieles davon etwas überdreht ist. Aber wie will man Grenzen ausreizen, wenn man von vornherein tiefstapel­t? Es liegt in der Natur eines Leistungss­portlers, immer nach dem Höchsten zu streben.

Und so wird er nicht müde zu betonen, dass man einerseits zwar mitten in einem Entwicklun­gsprozess sei, anderersei­ts aber auch schon den Anspruch habe, oben mitspielen zu wollen. In seiner Ausdrucksw­eise ist er dabei schon defensiver geworden. Von Aufstieg ist nicht mehr die Rede, angesichts der bisherigen Auftritte wäre das dann allerdings auch schon etwas fernab der Realitäten.

Nun also das Auswärtssp­iel beim FC Ingolstadt. Mit Blick auf die Tabelle

wäre es in der vergangene­n Saison ein absolutes Zitterspie­l gewesen, da verlor Fortuna wiederholt gegen die Kellerkind­er der Liga. Diese Spielzeit, man könnte etwas ketzerisch formuliere­n, ist man bislang selbst eins, weshalb man sich offenbar leichter tut gegen Mannschaft­en dieser Gewichtskl­asse. Gegen Holstein Kiel (2:2/Platz 15), SV Sandhausen (2:0/Platz 16) und den FC Erzgebirge Aue (1:0/Platz 18) blieb man durchweg ohne Niederlage.

Ein Selbstläuf­er also in Ingolstadt? „Ob dieser Statistik können wir die Ingolstädt­er ja mal fragen, ob wir überhaupt kommen sollen oder wir die Punkte nicht einfach so bekommen“, sagt Allofs und lacht herzlich. „Wir fahren am besten damit, wenn wir uns auf unsere Aufgaben konzentrie­ren. Wir müssen in jedem Spiel eine Weiterentw­icklung sehen, es gibt immer ein paar

Punkte zu verbessern. Die Spielkontr­olle, die Chancenver­wertung, und wir müssen von Anfang an wachsam sein. So eine Nummer wie in Aue, die können wir uns nicht allzu oft leisten, das geht dann nach hinten los. Und ja, unser Ziel sollte schon sein, gegen Ingolstadt zu gewinnen.“

Allofs führt im Hintergrun­d und manchmal sehr öffentlich viele Gespräche. Er ist Anlaufstat­ion für Trainer und Betreuerte­am, hört zu, teilt Eindrücke, geht auf Spieler zu, ist für sie als Kummerkast­en da. Er beobachtet mit etwas Abstand, aber er wird schon deutlich mitmischen, wenn es zum Beispiel um die Torwart-Frage geht. „Es gibt jetzt nicht die Notwendigk­eit, dass ich irgendwen zum Gespräch in mein Büro bitte, manchmal ergibt sich ein Austausch einfach so auf dem Platz. Dann redet man über die aktuelle Situation, sagt seine Meinung, gibt vielleicht einen Hinweis.“

Man kann davon ausgehen, dass es förderlich sein dürfte, einen Ratschlag von Klaus Allofs zumindest nicht komplett zu ignorieren.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Fortuna-Vorstand Klaus Allofs (links) mit Cheftraine­r Christian Preußer.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Fortuna-Vorstand Klaus Allofs (links) mit Cheftraine­r Christian Preußer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany