Rheinische Post Ratingen

Auszeit für Woelki macht viele ratlos

Gläubige und Priester sehen die vom Papst verkündete Entscheidu­ng kritisch.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Ankündigun­g einer Auszeit für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat bei Geistliche­n und Laien ein überwiegen­d kritisches Echo ausgelöst. „Ich hätte mir mehr Klarheit und eine endgültige Lösung gewünscht – in die eine oder in die andere Richtung“, sagt Stadtdecha­nt Frank Heidkamp. Der Seelsorger ist sicher, dass viele Gläubige und Engagierte über das Votum des Papstes nicht begeistert sein werden. „Es ist halt nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagt der Pfarrer von St. Lambertus. Die Schwierigk­eit einer solchen Auszeit sei, dass niemand wisse, wie es nach deren Ende weitergehe­n soll. Heidkamp hält es zumindest für möglich, dass es als Ergebnis eines mehrmonati­gen Nachdenken­s doch noch zu einem Rückzug Woelkis kommen könnte. Groß ist die Enttäuschu­ng bei den Anhängern der Reformbewe­gungen.

„Das löst bei mir Wut und Entsetzen aus“, sagt Angelika Erkelenz, die bei Maria 2.0 aktiv ist. „Die Kirchenfüh­rer registrier­en nur, was wir sagen, aber wirklich gehört werden wir nicht. Das kostet unendlich viel Kraft.“Enttäuscht ist Erkelenz auch von Papst Franziskus. „Immer wieder gibt es kleine Bemerkunge­n und Hinweise, die einen Reformwill­en erkennen lassen. Aber immer dann, wenn es wirklich um etwas geht, lassen seine Entscheidu­ngen das nicht erkennen, weil einfach zu viele Fragen offen bleiben“, meint die Christin, die trotz allem in der Kirche bleiben will. „Vorerst

jedenfalls.“

Martin Philippen, der als Vorsitzend­er des Katholiken­rats die Interessen der Laien vertritt, geht von einer unterschie­dlichen Wahrnehmun­g der Entscheidu­ng aus: „Sicher haben nicht wenige sich gewünscht, dass der Kardinal geht oder gehen muss, aber es gibt auch andere, die darauf gehofft haben, dass er bleibt.“Philippen fürchtet nun, dass wichtige Projekte wie der pastorale Zukunftswe­g „mindestens ein weiteres halbes Jahr auf Eis liegt“. Und das sei fatal, weil die Probleme keinen Aufschub duldeten. Am Ende gehe es ja um vertrauens­bildende Maßnahmen und die könnten nur durch den Kardinal selbst vorangetri­eben werden. Auch deshalb hätte sich Philippen einen Neuanfang gewünscht. „Mein Gefühl sagt mir, dass es für das Erzbistum wohl besser gewesen wäre, wenn es einen Wechsel an der Spitze gegeben hätte.“

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FOTO: DPA Kardinal Woelki bleibt.

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