Auszeit für Woelki macht viele ratlos
Gläubige und Priester sehen die vom Papst verkündete Entscheidung kritisch.
DÜSSELDORF Die Ankündigung einer Auszeit für den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat bei Geistlichen und Laien ein überwiegend kritisches Echo ausgelöst. „Ich hätte mir mehr Klarheit und eine endgültige Lösung gewünscht – in die eine oder in die andere Richtung“, sagt Stadtdechant Frank Heidkamp. Der Seelsorger ist sicher, dass viele Gläubige und Engagierte über das Votum des Papstes nicht begeistert sein werden. „Es ist halt nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagt der Pfarrer von St. Lambertus. Die Schwierigkeit einer solchen Auszeit sei, dass niemand wisse, wie es nach deren Ende weitergehen soll. Heidkamp hält es zumindest für möglich, dass es als Ergebnis eines mehrmonatigen Nachdenkens doch noch zu einem Rückzug Woelkis kommen könnte. Groß ist die Enttäuschung bei den Anhängern der Reformbewegungen.
„Das löst bei mir Wut und Entsetzen aus“, sagt Angelika Erkelenz, die bei Maria 2.0 aktiv ist. „Die Kirchenführer registrieren nur, was wir sagen, aber wirklich gehört werden wir nicht. Das kostet unendlich viel Kraft.“Enttäuscht ist Erkelenz auch von Papst Franziskus. „Immer wieder gibt es kleine Bemerkungen und Hinweise, die einen Reformwillen erkennen lassen. Aber immer dann, wenn es wirklich um etwas geht, lassen seine Entscheidungen das nicht erkennen, weil einfach zu viele Fragen offen bleiben“, meint die Christin, die trotz allem in der Kirche bleiben will. „Vorerst
jedenfalls.“
Martin Philippen, der als Vorsitzender des Katholikenrats die Interessen der Laien vertritt, geht von einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Entscheidung aus: „Sicher haben nicht wenige sich gewünscht, dass der Kardinal geht oder gehen muss, aber es gibt auch andere, die darauf gehofft haben, dass er bleibt.“Philippen fürchtet nun, dass wichtige Projekte wie der pastorale Zukunftsweg „mindestens ein weiteres halbes Jahr auf Eis liegt“. Und das sei fatal, weil die Probleme keinen Aufschub duldeten. Am Ende gehe es ja um vertrauensbildende Maßnahmen und die könnten nur durch den Kardinal selbst vorangetrieben werden. Auch deshalb hätte sich Philippen einen Neuanfang gewünscht. „Mein Gefühl sagt mir, dass es für das Erzbistum wohl besser gewesen wäre, wenn es einen Wechsel an der Spitze gegeben hätte.“