Rheinische Post Ratingen

Biergarten verfällt wegen eines Streits

- VON NICOLE KAMPE

Die Gastronomi­e in Unterbach ist seit mehr als einem Jahr dicht. Der Eigentümer und die neue Pächterin kommen nicht überein.

UNTERBACH In das Gelände muss man sich verlieben, sagt Ines König. Es ist wild und abgelegen, statt einer richtigen Kanalisati­on „gibt es eine Sickergrub­e“, sagt König, die sich verliebt hat in das Grundstück. Pläne hatte die Gastronomi­n und Ideen, sie wollte „Peter’s Biergarten“wieder Leben einhauchen, wollte einen Spielplatz bauen und Ponyreiten auf der Ranch anbieten. Jochen Korth von nebenan freute sich riesig, dass es endlich wieder eine Gastronomi­e gibt am Modellbahn­club. Doch bevor Ines König so richtig loslegen konnte, war es auch schon vorbei mit der Liebe. Aus dem Traum wurde ein Alptraum, aus dem sie seit mehr als eineinhalb Jahren nicht aufwacht. Aber von vorne.

Ines König ist keine Unbekannte in der Gastro-Szene. Viele werden sie aus der Sennhütte in Düsseltal kennen. „Wir hatten oft Anfragen für 50, 60 oder mehr Personen“, erzählt König, „die haben nicht in die Sennhütte gepasst.“Als sie im Herbst 2019 hörte, für Peter’s Biergarten in Unterbach werde ein neuer Pächter gesucht, schlug sie zu. „Wir feierten noch den Jahreswech­sel 2019 auf 2020 im Biergarten“, erzählt Ines König, eine Hütten-Gaudi habe es noch gegeben irgendwann Anfang 2020. Dann kam Corona. Öffnen konnte Ines König den Betrieb nach dem ersten Lockdown aber nicht; „es hat offenbar nie eine ordentlich­e Übergabe zwischen dem Vermieter und der alten Pächterin gegeben“, sagt König, die seitdem nach eigenen Angaben immer wieder von der alten Betreiberi­n unerwünsch­te Besuche bekommen haben soll, „sie hat Aufbauten abgerissen, die wohl ihr gehörten“. Es soll auch Anzeigen gegen Ines König gegeben haben, „riesige Aktenberge liegen bei der Staatsanwa­ltschaft“, sagt König, die es so zusammenfa­sst: „Ich bin in dieses Problem-Ding reingestol­pert.“

Und Ärger gibt es nicht nur mit der alten Pächterin, auch der Vermieter, der gleichzeit­ig Eigentümer des Grundstück­s ist, habe ihr so viele Steine in den Weg gelegt, dass König nun Insolvenz angemeldet hat. So wie es aussieht, war der Biergarten bisher nur geduldet. Das bestätigt ein Stadtsprec­her: „Hieran wurden in den letzten Jahren zahlreiche Umbauten vorgenomme­n, die ebenfalls nicht genehmigt waren. Zwischen der neuen Pächterin und dem Eigentümer gibt es zivilrecht­liche Probleme, unter anderem wünscht die Betreiberi­n, dass der Eigentümer einen Bauantrag stellt. Diesem ist der Eigentümer bisher jedoch nicht nachgekomm­en“, so der Sprecher, der wie der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) bestätigt, dass Bauanträge normalerwe­ise von Eigentümer­n gestellt werden.

Eigentümer­in der Liegenscha­ft ist die Gardenio Stadtgärte­n Grundbesit­z GmbH & Co. KG, deren persönlich haftender Gesellscha­fter, André Westhoff, sagt, dass „der aktuellen Pächterin die baurechtli­che Situation des Geländes bestens bekannt war, da sie bereits zuvor Partei des vorherigen Pachtvertr­ags war.“Daher sei in dem aktuellen Pachtvertr­ag ausdrückli­ch vereinbart worden, dass die Pächterin als in der Gastronomi­e versierte und spezialisi­erte Unternehme­rin sämtliche erforderli­che Genehmigun­gen für den Biergarten beantragt und beibringt.

„Wir haben der Pächterin über diese vertraglic­he Vereinbaru­ng hinaus jederzeit bei der Beantragun­g erforderli­cher Genehmigun­gen umfänglich­e Unterstütz­ung angeboten“, sagt Westhoff. „Von einer angebliche­n Weigerung zur Beantragun­g der erforderli­chen Genehmigun­gen kann keine Rede sein. Diesen Vorwurf weisen wir deutlich zurück.“Ines König widerspric­ht: Mit der alten Pächterin habe nie ein gemeinsame­s Pachtverhä­ltnis bestanden, „und seit einem Jahr will ich mit dem Eigentümer über die Zukunft des Biergarten­s sprechen“, sagt König.

Die beiden Parteien erzählen unterschie­dliche Versionen der Geschichte, „in der Tat handelt es sich um einen verzwickte­n Sachverhal­t“, sagt auch der Stadtsprec­her. Die Firma WiBUk Gastro UG von Ines König beabsichti­ge den Betrieb eines Biergarten­s in Unterbach mit der Anschrift Am Kleinforst 275. Die erforderli­che Erlaubnis sei im Juli 2020 beantragt worden, eine Genehmigun­g habe es aber noch nicht gegeben, „weil da die Eignung der Betriebsfl­ächen noch nicht festgestel­lt werden konnte“, sagt der Stadtsprec­her. „Gardenio vermietet mir einen Biergarten, der keine Betriebser­laubnis hat“, sagt Ines König, die irgendwann aufgehört hat, Miete zu zahlen. „Auf die anwaltlich­en Mahnungen und Teilzahlun­gsangebote während der Corona-Zeit hat die Pächterin bis heute nicht reagiert und ist untätig geblieben“, entgegnet André Westhoff.

Was aus dem Biergarten wird, das weiß momentan niemand. Klar ist: Das Tischtuch zwischen Ines König und Gardenio ist zerschnitt­en, die Immobilie verfällt zunehmend. Das Hochwasser Mitte Juli hat noch mal zusätzlich­e Schäden angerichte­t, „bis heute gibt es keinen Strom“, sagt Ines König.

Der Eigentümer würde das Lokal gerne wieder eröffnen, hat auch große Pläne für die Flächen drumherum. Er denkt an Stadtgärte­n, „und wir werden als Grundstück­seigentüme­r sicherstel­len, dass spätestens im kommenden Frühjahr an dieser Stelle wieder ein geöffneter und renovierte­r Biergarten als Ausflugslo­kal für Düsseldorf zur Verfügung steht“, sagt Westhoff. „Eine Wiederinbe­triebnahme des Biergarten­s durch die Pächterin ist für uns nicht ersichtlic­h.“

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RP-FOTO: NIKA Das Unkraut rund um Peter‘s Biergarten ist bereits hoch gewachsen, im Gebäude hat das Hochwasser Schäden angerichte­t.

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