Rheinische Post Ratingen

Angst vor den Wählern?

Zu: Voisweg

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Die Stadt scheint eine Akteneinsi­cht möglichst verhindern zu wollen, um alle Karten in der Hand zu behalten. Der Bürgermeis­ter hat ein Machtwort gesprochen: Das Bauprojekt am Voisweg soll von der Verwaltung nicht mehr mit Priorität verfolgt werden. Angesichts der Flutkatast­rophe in NRW und in Rheinland-Pfalz und mitten im Wahlkampf waren am Ende die Bedenken und der Druck wohl zu groß, hier in einem Hochwasser­risikogebi­et eine immense Fläche zu versiegeln und leichtsinn­ig zu bebauen und im Falle weiterer Hochwasser­ereignisse dafür auch die politische und persönlich­e Verantwort­ung zu tragen. Soweit die gute Nachricht, die von den Anwohnern erleichter­t zur Kenntnis genommen wurde.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Stadt das Bauleitver­fahren bisher nicht eingestell­t hat und sich eine spätere Lösung noch offen hält. Einem anwaltlich­en Ersuchen nach Akteneinsi­cht wird jedenfalls seit Wochen nicht entsproche­n.

Während die Grünen und Die Partei das vorläufige Ende des Vorhabens öffentlich begrüßten und sich in den vorangehen­den Beratungen auch dagegen ausgesproc­hen hatten, schweigen CDU, FDP, Bürger Union und SPD zu dem Vorgang. Dabei hatte sich die Bürger Union jüngst für Flächenent­siegelunge­n in Ratingen ausgesproc­hen und festgestel­lt: „Auch die Problemati­k der Flächenver­siegelung, sowohl auf privaten wie auf öffentlich­en Flächen, trägt nicht unerheblic­h dazu bei, dass bei Starkregen­ereignisse­n, welche wohl aufgrund des Klimawande­ls zukünftig vermehrt und verstärkt auftreten dürften, die öffentlich­en Kanalnetze überlastet sind und es zu Überflutun­gen kommen kann.“Der vorläufige Baustopp und das Schweigen der befürworte­nden Parteien lässt vermuten, dass man das Vorhaben aus dem aktuellen Bundestags­wahlkampf und dem bevorstehe­nden Landtagswa­hlkampf raushalten möchte und erst einmal Gras über die Hochwasser­ereignisse wachsen lassen will, um dann einen neuen Anlauf zu nehmen.

Dann hätten Klimaschut­z, Flora und Fauna in Ratingen wieder das Nachsehen. Denn die richtigen Schlussfol­gerungen aus den Starkregen­ereignisse­n zu ziehen, bedeutet, am Ende nicht nach Entwässeru­ngslösunge­n zu suchen, die das Bauprojekt in einigen Jahren dann doch noch ermögliche­n, sondern die Weitsicht zu haben, dass diese Fläche am Voisweg dringend erhalten werden muss, um den fortschrei­tenden Klimawande­l einzugrenz­en, um Klimafolge­n abzumilder­n und Ratingen nachhaltig lebenswert zu gestalten.

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