Was bei der Bewerbung wichtig ist
Die Jobsuche ist nicht immer einfach – und im Verfahren lauern viele Fettnäpfchen. So lassen sich verheerende Fehltritte vermeiden.
DÜSSELDORF Wer sich um eine Stelle bewirbt, steht immer vor denselben Fragen: Wie strukturiere ich meinen Lebenslauf? Wie formuliere ich das Anschreiben am besten? Und wie bereite ich mich zielgerichtet auf das Bewerbungsgespräch vor? Eine Expertin und ein Experte für Bewerbungen geben Tipps, wie man seine Chancen deutlich erhöhen kann, tatsächlich den Zuschlag zu bekommen – und was man bei einer Bewerbung tunlichst vermeiden sollte.
Welcher Teil der Bewerbung ist am wichtigsten? Grundsätzlich sei es natürlich wichtig, dass die Bewerbung vollständig sei, dass alle angeforderten Unterlagen eingereicht würden, sagt Katharina Hain. Sie ist Recruiterin beim Personaldienstleister Hays und hat schon viele Bewerbungsgespräche geführt. Sie schaut zunächst auf eine bestimmte Bewerbungsunterlage: „Zuerst achte ich auf den Lebenslauf. Dort schaue ich auf die aktuellste Berufserfahrung oder die aktuellste Station“, sagt Hain. Es sei wichtig zu wissen: Was hat der Bewerber vorher gemacht, das ihn für den neuen Job qualifiziert? Dabei empfiehlt Hain, nicht nur einfache Überschriften aufzulisten, sondern auch in kurzer Form zu beschreiben, welche Tätigkeiten man bisher ausgeübt hat. Hain sagt, auch die meisten anderen Recruiter würden als erstes den Lebenslauf scannen. Hinzu kommt, dass inzwischen nicht nur Menschen über Erfolg und Misserfolg einer Bewerbung entscheiden: Viele große Unternehmen setzen auf Software, die den Lebenslauf der Bewerber durchforsten. Die Unternehmen würden meist vorher festlegen, auf welche Schlagworte die Software achtet. Und das seien oft Anforderungen, die in der Ausschreibung aufgelistet seien. Es lohne sich also, das Ausschreiben genau durchzulesen – und auch den Lebenslauf zum Teil daran zu orientieren.
Wie wichtig sind postalische Bewerbungen? „Inzwischen werden Bewerbungen zu einem großen Teil digital eingereicht“, sagt Thomas Twellmeyer, Berufsberater bei der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf. Die postalische Bewerbung spiele heutzutage kaum noch eine Rolle.
Was muss ich beim Anschreiben beachten? Das Anschreiben müsse nicht immer superkreativ sein, sagt Hain. Aber Standard-Anschreiben à la „Hiermit bewerbe ich mich für“ seien langweilig und führten oft nicht zum Ziel. Gleichzeitig sei dieser Teil der Bewerbungsunterlagen nicht mehr so wichtig, sagt die Recruiterin: „Anschreiben verlieren nachweislich an Bedeutung. Die meisten Recruiter und Recruiterinnen lesen sich eben zuerst den Lebenslauf durch.“Wenn bei der Ausschreibung stehe, dass die vollen Bewerbungsunterlagen benötigt würden, solle man es mitschicken, so die Expertin. Wenn nicht, dann sei es auch nicht notwendig. Sofern man sich aber für ein Anschreiben
entscheide, solle man dort vor allem beschreiben, was für Probleme in dem gewünschtem Job auftreten könnten – und wie man diese Schwierigkeiten lösen wolle.
Brauche ich noch ein Bewerbungsfoto? „Unternehmen sollten nicht voreingenommen sein. Und deswegen ist ein Bewerbungsfoto keineswegs Pflicht – und sollte es auch nicht sein“, sagt Hain. Trotzdem: Oft besteht bei Bewerbungen die Möglichkeit, auch ein Foto hochzuladen. Dieses Porträtbild sollte dann aber schon einigermaßen professionell sein, sagt Hain: „Ein Selfie am Strand oder Selfies generell halte ich für schwierig.“
Das Vorstellungsgespräch steht an – was ist jetzt zu beachten? „Beim Bewerbungsgespräch ist eine gute Vorbereitung das A und O“, sagt Berufsberater Twellmeyer. Man solle sich ausgiebig über seinen Arbeitgeber informieren, sich Fragen und Antworten überlegen. „Beim Vorstellungsgespräch passiert auch viel unterbewusst: Da geht es um
ein gepflegtes Erscheinungsbild. Das heißt nicht, dass man keinen Bart tragen soll, keine bunten Haare haben darf. Aber man sollte gepflegt in das Gespräch gehen“, führt Hain aus.
Dasselbe gelte auch für OnlineVorstellungsgespräche. Hier sei es vor allem wichtig, dass der gezeigte Hintergrund aufgeräumt sei. Sonst könnte der Bewerber den Eindruck erwecken, dass er nicht gut organisiert sei.
Wie viele Schwächen darf ich zugeben? Lücken im Lebenslauf, die länger als drei Monate sind, solle man erklären, sagt Hain. Wie viel man dem potenziellen Arbeitgeber erzähle, müsse man selbst entscheiden. Aber es gebe keine Lücken im Leben, nur im Lebenslauf. Die Zeit ohne Arbeit könne im Job helfen – und werde von den Arbeitgebern auch akzeptiert. Das war nicht immer so. „Ich bin seit 14 Jahren dabei, und auch in dieser Zeit hat sich da etwas geändert. Wir rekrutieren jetzt eine ganz andere Generation.“Und die sogenannten Soft Skills, also die soziale Kompetenz der Bewerber, spielten bei vielen Firmen inzwischen eine viel größere Rolle, als sie es früher getan hätten.