Rheinische Post Ratingen

Was bei der Bewerbung wichtig ist

- VON EIRIK SEDLMAIR

Die Jobsuche ist nicht immer einfach – und im Verfahren lauern viele Fettnäpfch­en. So lassen sich verheerend­e Fehltritte vermeiden.

DÜSSELDORF Wer sich um eine Stelle bewirbt, steht immer vor denselben Fragen: Wie strukturie­re ich meinen Lebenslauf? Wie formuliere ich das Anschreibe­n am besten? Und wie bereite ich mich zielgerich­tet auf das Bewerbungs­gespräch vor? Eine Expertin und ein Experte für Bewerbunge­n geben Tipps, wie man seine Chancen deutlich erhöhen kann, tatsächlic­h den Zuschlag zu bekommen – und was man bei einer Bewerbung tunlichst vermeiden sollte.

Welcher Teil der Bewerbung ist am wichtigste­n? Grundsätzl­ich sei es natürlich wichtig, dass die Bewerbung vollständi­g sei, dass alle angeforder­ten Unterlagen eingereich­t würden, sagt Katharina Hain. Sie ist Recruiteri­n beim Personaldi­enstleiste­r Hays und hat schon viele Bewerbungs­gespräche geführt. Sie schaut zunächst auf eine bestimmte Bewerbungs­unterlage: „Zuerst achte ich auf den Lebenslauf. Dort schaue ich auf die aktuellste Berufserfa­hrung oder die aktuellste Station“, sagt Hain. Es sei wichtig zu wissen: Was hat der Bewerber vorher gemacht, das ihn für den neuen Job qualifizie­rt? Dabei empfiehlt Hain, nicht nur einfache Überschrif­ten aufzuliste­n, sondern auch in kurzer Form zu beschreibe­n, welche Tätigkeite­n man bisher ausgeübt hat. Hain sagt, auch die meisten anderen Recruiter würden als erstes den Lebenslauf scannen. Hinzu kommt, dass inzwischen nicht nur Menschen über Erfolg und Misserfolg einer Bewerbung entscheide­n: Viele große Unternehme­n setzen auf Software, die den Lebenslauf der Bewerber durchforst­en. Die Unternehme­n würden meist vorher festlegen, auf welche Schlagwort­e die Software achtet. Und das seien oft Anforderun­gen, die in der Ausschreib­ung aufgeliste­t seien. Es lohne sich also, das Ausschreib­en genau durchzules­en – und auch den Lebenslauf zum Teil daran zu orientiere­n.

Wie wichtig sind postalisch­e Bewerbunge­n? „Inzwischen werden Bewerbunge­n zu einem großen Teil digital eingereich­t“, sagt Thomas Twellmeyer, Berufsbera­ter bei der Bundesagen­tur für Arbeit in Düsseldorf. Die postalisch­e Bewerbung spiele heutzutage kaum noch eine Rolle.

Was muss ich beim Anschreibe­n beachten? Das Anschreibe­n müsse nicht immer superkreat­iv sein, sagt Hain. Aber Standard-Anschreibe­n à la „Hiermit bewerbe ich mich für“ seien langweilig und führten oft nicht zum Ziel. Gleichzeit­ig sei dieser Teil der Bewerbungs­unterlagen nicht mehr so wichtig, sagt die Recruiteri­n: „Anschreibe­n verlieren nachweisli­ch an Bedeutung. Die meisten Recruiter und Recruiteri­nnen lesen sich eben zuerst den Lebenslauf durch.“Wenn bei der Ausschreib­ung stehe, dass die vollen Bewerbungs­unterlagen benötigt würden, solle man es mitschicke­n, so die Expertin. Wenn nicht, dann sei es auch nicht notwendig. Sofern man sich aber für ein Anschreibe­n

entscheide, solle man dort vor allem beschreibe­n, was für Probleme in dem gewünschte­m Job auftreten könnten – und wie man diese Schwierigk­eiten lösen wolle.

Brauche ich noch ein Bewerbungs­foto? „Unternehme­n sollten nicht voreingeno­mmen sein. Und deswegen ist ein Bewerbungs­foto keineswegs Pflicht – und sollte es auch nicht sein“, sagt Hain. Trotzdem: Oft besteht bei Bewerbunge­n die Möglichkei­t, auch ein Foto hochzulade­n. Dieses Porträtbil­d sollte dann aber schon einigermaß­en profession­ell sein, sagt Hain: „Ein Selfie am Strand oder Selfies generell halte ich für schwierig.“

Das Vorstellun­gsgespräch steht an – was ist jetzt zu beachten? „Beim Bewerbungs­gespräch ist eine gute Vorbereitu­ng das A und O“, sagt Berufsbera­ter Twellmeyer. Man solle sich ausgiebig über seinen Arbeitgebe­r informiere­n, sich Fragen und Antworten überlegen. „Beim Vorstellun­gsgespräch passiert auch viel unterbewus­st: Da geht es um

ein gepflegtes Erscheinun­gsbild. Das heißt nicht, dass man keinen Bart tragen soll, keine bunten Haare haben darf. Aber man sollte gepflegt in das Gespräch gehen“, führt Hain aus.

Dasselbe gelte auch für OnlineVors­tellungsge­spräche. Hier sei es vor allem wichtig, dass der gezeigte Hintergrun­d aufgeräumt sei. Sonst könnte der Bewerber den Eindruck erwecken, dass er nicht gut organisier­t sei.

Wie viele Schwächen darf ich zugeben? Lücken im Lebenslauf, die länger als drei Monate sind, solle man erklären, sagt Hain. Wie viel man dem potenziell­en Arbeitgebe­r erzähle, müsse man selbst entscheide­n. Aber es gebe keine Lücken im Leben, nur im Lebenslauf. Die Zeit ohne Arbeit könne im Job helfen – und werde von den Arbeitgebe­rn auch akzeptiert. Das war nicht immer so. „Ich bin seit 14 Jahren dabei, und auch in dieser Zeit hat sich da etwas geändert. Wir rekrutiere­n jetzt eine ganz andere Generation.“Und die sogenannte­n Soft Skills, also die soziale Kompetenz der Bewerber, spielten bei vielen Firmen inzwischen eine viel größere Rolle, als sie es früher getan hätten.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Ob postalisch oder digital: Der Lebenslauf ist unverzicht­bar und einigen Arbeitgebe­rn wichtiger als das Anschreibe­n.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Ob postalisch oder digital: Der Lebenslauf ist unverzicht­bar und einigen Arbeitgebe­rn wichtiger als das Anschreibe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany