Protest gegen Anbaupläne der Akademie
Rektor Karl-Heinz Petzinka entwirft selbst den Anbau für die Kunstakademie – ist das in Ordnung? Eine Absolventin fordert in einer Petition einen offenen Wettbewerb. Das Bauvorhaben bewegt Akademie und Architekten.
ALTSTADT Der geplante Anbau für die Kunstakademie sorgt weiter für hitzige Diskussionen – inzwischen nicht mehr nur wegen der Architektur, sondern auch wegen der Rolle von Rektor Karl-Heinz Petzinka. Der Architekt und Baukunst-Professor, von dem unter anderen das Stadttor am Medienhafen und das KonradAdenauer-Haus in Berlin stammen, hat den Anbau selbst entworfen und dafür offenbar den Rückhalt der Hochschule und des Ministeriums.
Eine Absolventin der Akademie sorgt nun mit einer Petition für Aufsehen. Sie fordert, dass stattdessen ein offener Wettbewerb ausgerichtet wird – und wirft Petzinka einen Alleingang vor. „Es besteht massive Kritik auf vielen Seiten, dass der Rektor der Kunstakademie sein Amt ausnutzt, um sich an den gängigen Verfahren vorbei ein Denkmal zu setzen“, heißt es in dem Aufruf. Auch Christoph Parade, der Architekt des Düsseldorfer WDR-Gebäudes, fordert ein anderes Vorgehen. „Ein zukunftsweisender Wettbewerb wäre für die Stadt mehr als wichtig. Hier sollte es ohne Einschränkungen Möglichkeiten geben, Alternativen aufzuzeigen.“
Die Online-Petition stammt von der früheren Asta-Vorsitzenden Vanessa Castra. Seit Freitag haben schon mehr als 600 Menschen unterzeichnet. Castra hat 2019 ihren Abschluss gemacht, sagt aber, sie sei noch immer eng mit der Hochschule vernetzt. „Es herrscht viel Unmut.“Castra kritisiert, dass Studierende und Lehrende nicht offen ihre Meinung sagten, da sie Sanktionen
fürchteten. „Es gibt keine gelebte Freiheit.“Sie habe für die Petition, deren Unterzeichner nicht namentlich zu erkennen sind, schon sehr viel Zuspruch erhalten. Wie von Studierenden zu hören ist, könnte es auch während des Ende des Monats anstehenden Rundgangs zu Protesten kommen.
Unter den Studierenden ist der Rektor, der im Frühling für eine zweite Amtszeit gewählt worden ist, derzeit ohnehin nicht unumstritten: Kritiker werfen ihm vor, die Studierenden in der Corona-Krise zu wenig unterstützt zu haben. Andererseits gilt Petzinka selbst bei Kritikern als guter Kommunikator und erfahrener Planer, der das mehr als 30 Millionen Euro schwere Projekt in Gesprächen mit der Politik vorantreibt. Die Akademie will anbauen, um das Angebot an Werkstätten für die Studierenden zu erweitern. Diese Idee wird allgemein begrüßt. Petzinka will dafür einen spektakulären Anbau neben dem Hauptgebäude errichten. Er soll an der Ostseite dessen Höhe aufnehmen und treppenförmig abflachen. Die ersten öffentlichen Reaktionen schwanken von Lob bis zu massiver Ablehnung.
Petzinka verteidigt im Gespräch mit unserer Redaktion das Verfahren.
Architektur sei immer umstritten und dürfe kontrovers diskutiert werden. Er wisse aber aus der Erfahrung an anderen Hochschulen, dass Wettbewerbe viele Jahre dauern können und sich die Entwürfe trotzdem möglicherweise als nicht umsetzbar erweisen. Das „Selbstplanungsverfahren“der Akademie bringe für dieses beispiellose Projekt enorme praktische Vorteile. In ausführlicher Zusammenarbeit mit den Werkstattleitern habe man das Raumprogramm entwickelt, durch viele Gespräche mit Stadt und Land die schwierigen Bedingungen des Standorts geklärt. Dass die Akademie
derzeit ausgerechnet von einem Architekten geleitet wird, sieht er als Vorteil. „Das ist so, als wenn ein Künstler eine Skulptur auf den Hof stellt.“Darüber hinaus verweist er auf den Zeitdruck: Die Werkstätten müssten dringend modernisiert werden. Petzinka kündigt an, man werde die Öffentlichkeit gründlich informieren, auch über Themen wie Raumkonzept, Baumerhalt oder Denkmalschutz.
Die Stadtverwaltung antwortet auf Nachfrage zu der Kritik am Verfahren ausweichend. Man teile den Wunsch nach bestmöglicher architektonischer und städtebaulich sowie freiraumtechnischer Qualität, sagt eine Sprecherin. „Inwiefern diese Qualitäten durch die von der Kunstakademie publizierten und vielversprechend wirkenden Entwürfe gewährleistet werden, ist sinnvollerweise in dieser frühen Projektphase zu erörtern“, heißt es weiter. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft sah sich am Mittwoch nicht in der Lage, eine Anfrage unserer Redaktion zu beantworten.