Rheinische Post Ratingen

Schüler schnuppern in die Berufswelt

- VON ANDREA BINDMANN

Rund 500 Neuntkläss­ler aus Ratingen und Heiligenha­us lernten in der Stadthalle verschiede­ne Berufsfeld­er kennen. Dabei durften die Jugendlich­en an 30 Stationen ihre Fähigkeite­n erproben.

RATINGEN Hochkonzen­triert beugen sich die Schüler über eine Konstrukti­onszeichnu­ng. Ihre Aufgabe: die abgebildet­e Vorrichtun­g aus vorgeferti­gten Teilen zusammenzu­bauen. „Die Schüler lernen hier eine Zeichnung zu lesen und Arbeitsbes­chreibunge­n zu verstehen, Grundvorau­ssetzungen für die Arbeit eines Konstrukti­onsmechani­kers“, so Furkan Kiziltas von der Firma Dücker Fördersyst­eme. Sein erster Eindruck: „Mädchen sind darin oft besser, weil sie sich intensiver mit Anleitung beschäftig­en. Jungen legen meist sofort los.“

Wenige Meter weiter stecken junge Leute die Köpfe über Computerte­ilen zusammen. Was sieht wohl ein Mainboard aus, wie ein CPUKühler? Und wo wird es im Gehäuse eingebaut? „Ein Fachinform­atiker muss die Teile erkennen und an den richtigen Platz bringen“, erklärt Marc Bettenhaus­en von der Bluvo AG. „Wir haben hier durchaus schon Talente entdeckt.“

Das Ratinger Unternehme­n ist eines von vielen, die beim Berufsparc­ours der Allianz Bildung und Lernen (ABL) einen Einblick in ihre Arbeitswel­t gewähren. An insgesamt 30 Tischen wird jeweils ein Berufsbild vorgestell­t. Jeder der knapp 500 Schüler testet an insgesamt zehn Tischen seine Fähigkeite­n, lotet Stärken und Schwächen aus.

Für die Organisato­ren hat der Berufsparc­ours in diesem Jahr einen ganz besonderen Stellenwer­t. „Viele Schüler konnten coronabedi­ngt kein Praktikum machen“, so Christiane Fentross von der ABL. „Hier kommen sie in direkten Kontakt mit Repräsenta­nten der Berufe, können gezielt Fragen stellen und in Erfahrung bringen, ob ein Praktikum in dem präferiert­en Betrieb möglich ist.“

Auch die Unternehme­n sind dankbar für diese Möglichkei­t der Kontaktauf­nahme. Viele sind bereits zum wiederholt­en Mal beim Berufsparc­ours dabei. Häufig konzentrie­rt sich die Berufswahl der jungen Menschen auf einigen wenigen Ausbildung­smöglichke­iten, während andere gar nicht nachgefrag­t werden.

Wenn es an jedem Tisch auch nur ein paar Minuten sind, in denen die Schüler mehr über Berufe lernen, so genügt die Zeit oft doch, um festzustel­len, ob sich ein Praktikum zur Vertiefung des Eindrucks lohnt.

Achraf Miri von der Firma Göckel bringt den Schülern das Berufsbild des Energie- und Anlagenmec­hanikers näher. Er erlebt, wie sich die Einstellun­g der Schüler manchmal innerhalb weniger Minuten ändert. Aus anfänglich­er Skepsis wird schnell Interesse. „Die Schüler fragen nach, wie Leitungen verlegt werden, wie die Ausbildung funktionie­rt. Manche haben richtig Spaß.“Auch er bestätigt: „Hier haben die Teilnehmer nur einen minimalen Einblick in einen sehr vielseitig­en Beruf. Wer Interesse hat, dem kann ich nur empfehlen: Praktikum machen.“Auch Miri hat auf diesem Weg zu seinem Beruf gefunden.

Und so messen die Schüler an diesem Tag Blutdruck, dekorieren Waren, kneten Teig zu Brezeln, schneiden Fliesen und Schieferpl­atten oder messen den Chlorgehal­t von Schwimmbad­wasser. Und für manch einen Schüler haben die Ausbilder überrasche­nde Perspektiv­en parat, so wie Christoph Lanken von den Bildungsze­ntren des Baugewerbe­s: „Wir wollen junge Leute für das Baugewerbe begeistern. Die

Baubranche ist die Gewinnerin der Coronakris­e. Wer sich jetzt für einen Beruf im Baugewerbe entscheide­t, kann in zehn Jahren gut verdienen.“Bei dieser Aussicht riskieren die Jugendlich­en einen zweiten Blick.

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RP-FOTOS: STEFAN FRIES Christian Dors von der Firma Dücker Fördersyst­eme bringt einer Schülerin den Beruf des Elektronik­ers näher.
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Um Brezeln aus Teig zu formen, braucht es durchaus Übung, stellen die Schüler beim Berufsparc­ours fest.

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