Rheinische Post Ratingen

Lollitests an Schulen: Offener Brief an Minister Laumann

-

HEILIGENHA­US (köh) Melanie Schätzer hatte zu Schuljahrs­beginn die Nase mächtig voll. Die Mutter einer Heiligenha­user Grundschül­erin erlebte in Sachen Coronaschu­tz von Schulkinde­rn Verfahren und Fristen, die sie zur Weißglut brachten (unsere Redaktion berichtete). Auch wenn, wie sie nun mitteilt, sich die Situation für ihre Tochter und in der Schule inzwischen entspannt hat, ließ sie das Verfahren nicht auf sich beruhen. Jetzt hat Landes-Gesundheit­sminister Laumann Post aus Heiligenha­us auf dem Tisch. Melanie Schätzing schickte ihm eine persönlich­e Corona-Bilanz in Form eines offenen Briefs. Wir dokumentie­ren Auszüge.

„Die ganze Situation, die jetzt in den Schulen herrscht, fußt auf Ignoranz und Kommunikat­ionsproble­men. Bildlich gesprochen läuft das Haus gerade mit Wasser voll, aber statt im Sommer die Hähne zuzudrehen, wurden sie weiter aufgedreht und nun versucht man mit Taschentüc­hern das Wasser aufzuwisch­en. Leidtragen­de sind wie immer unsere Kinder, die negativ getestet für 14 Tage weggesperr­t werden, weil sie eine Gefahr für die

Allgemeinh­eit sind (laut Quarantäne­anordnung).

Apropos Kommunikat­ionsproble­m. Ich habe mit mehreren Mitarbeite­rn des Kreisgesun­dheitsamte­s gesprochen. Könnte man denen mal erklären, wie das Verfahren mit den LolliTests abläuft? Für diese Mitarbeite­r werden die Kinder immer noch mit Schnelltes­ts getestet, dabei sind das PCR-Tests, von deren Ergebnis man erst am nächsten Morgen erfährt. Diese Mitarbeite­r kennen diese Tests gar nicht!!! Da haben infizierte Kinder bereits einen Tag im Klassenrau­m gesessen und gelten mitunter generell als getestet. Geht Frau Gebauer vielleicht auch noch von Schnelltes­ts aus und hat deswegen alle ungetestet in die Klassenzim­mer gepfercht? Denn sie verweist an dieser Stelle gerne an das Gesundheit­sministeri­um.

Herr Laumann, ich sehe schwarz für den Herbst und den Winter. Die Eltern müssen zwei bis vier Tage die Woche zittern, ob sie morgens ihre Kinder zur Schule schicken dürfen. Potentiell positive Kinder sitzen mit Maske im Klassenrau­m. Auf dem Schulhof gibt es keine Maskenpfli­cht mehr, aber dort spielen die

Kinder teilweise eng zusammen. Um die kümmert sich keiner. Aber die Kinder der Tischgrupp­e werden bis zu 14 Tage zu Hause festgesetz­t, ohne eine Chance sich freiteste zu können. Wenn nicht alles so unlogisch wäre, würde ich das alles ja mitgehen. Es fällt mir aber zunehmend schwerer die ganze Politik in irgendeine­r Art als zielführen­d zu bewerten. Wie wollen Sie das alles in den Griff bekommen, wenn die linke Hand nicht weiß, was die Rechte tut? Wir sind im dritten Schuljahrg­ang mit Corona. Eine ganze Generation ist in Gefahr.“

 ?? FOTO: DPA ?? Die Lollitests sorgten zu Schuljahrs­beginn für Ärger.
FOTO: DPA Die Lollitests sorgten zu Schuljahrs­beginn für Ärger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany