Rheinische Post Ratingen

Anonyme Spurensich­erung nach Sexualtate­n

Der SKFM hat fünf Krankenhäu­ser, darunter das Marienkran­kenhaus, als erste Anlaufadre­ssen gewonnen.

- VON DIRK NEUBAUER

KREIS METTMANN Erstmal. Heiß. Duschen. Wer Opfer einer Sexualstra­ftat geworden ist, will die Spuren und Verletzung­en rasch loswerden. „Einfach wegwaschen“ist eine Reflexreak­tion. Allerdings mit schlimmen Folgen. Denn um einen Vergewalti­ger anklagen zu können, brauchen Polizei und Staatsanwa­ltschaft gerichtsve­rwertbare Beweise. Diese würden unter einer Dusche vernichtet.

Die Fachberatu­ngsstelle gegen sexualisie­rte Gewalt für den Kreis Mettmann hat deshalb Betroffene­n jetzt ein ASS an die Hand gegeben. Die Abkürzung steht für „Anonyme Spurensich­erung nach Sexualstra­ftaten“. In fünf Krankenhäu­sern des Kreises Mettmann – darunter das Marienkran­kenhaus – haben sich die gynäkologi­schen Abteilunge­n verpflicht­et, die Spuren von Übergriffe­n gerichtsve­rwertbar zu sichern. Anschließe­nd können die Betroffene­n duschen und sich Rat holen und überlegen, was die nächsten Schritte gegen einen Peiniger sein werden – der oft aus der Familie kommt, der Ehemann oder ein guter Bekannter ist. Die Beweise für die Straftat werden zehn Jahre lang in der für den Kreis Mettmann zuständige­n Gerichtsme­dizin Düsseldorf aufbewahrt:

„Wir wollen, dass die betroffene­n Frauen selbstbest­immt darüber entscheide­n können, was die nächsten Schritte sind“, sagt Eva-Maria Düring, zuständige Bereichsle­iterin beim SKFM – „Sozialdien­st Katholisch­er Frauen und Männer“. Oftmals befänden sich Frauen in einer absoluten Ausnahmesi­tuation. Für die SKFM-Vorstandsv­orsitzende

Lilo Löffler ist das Projekt ASS ein großer Fortschrit­t im Kampf gegen sexualisie­rte Gewalt: „Betroffene gewinnen nach der Tat Zeit und Raum, sich von körperlich­en Verletzung­en zu erholen und psychisch zu stabilisie­ren.“

„KO-Tropfen sind nur eine bestimmte Zeit lang im Urin eines Menschen nachweisba­r“, sagt EvaMaria Düring. Deshalb sei die Beweissich­erung in einem der fünf Krankenhäu­ser so wichtig. „Bitte gehen Sie jeweils zur Gnäkologis­chen

Station. Dort sitzen die von unseren Ärzten geschulten Ansprechpa­rtner.“Diese werden bei der Spurensich­erung von einem Computerpr­ogramm angeleitet. So sei sichergest­ellt, dass kein wichtiger Punkt vergessen wird, der später bei Ermittlung­en oder in einem Prozess wichtig wird.

Bekannt gemacht werden soll die ASS – die „Anonyme Spurensich­erung“nun in Kinospots, die im Vorprogram­m der Frauen-Filmreihen in den Kinos gezeigt werden. Junge Frauen sollen im Rahmen der Aufklärung im Unterricht davon erfahren. Der SKFM hat zudem einen Flyer produziere­n lassen, der unter anderem erklärt, warum Polizistin­nen manchmal bei der Anzeigenau­fnahme sehr detaillier­te, oft als unangenehm empfundene Fragen stellen. Eva-Maria Düring sagt: „Wir hoffen, dass ASS per Mund-zuMund-Propaganda bekannt wird.

 ?? ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Eva-Maria Düring vom SKFM will mit ihrem Team die Anonyme Spurensich­erung ab sofort bekannt machen.
Die fünf mitarbeite­nden Krankenhäu­ser im Kreis Mettmann sind: das EVK Mettmann, das St. Marien-Krankenhau­s Ratingen, das St. Josefs Krankenhau­s Hilden, das St. Martinus Krankenhau­s Langenfeld und das Helios Klinikum Niederberg in Velbert.
ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Eva-Maria Düring vom SKFM will mit ihrem Team die Anonyme Spurensich­erung ab sofort bekannt machen. Die fünf mitarbeite­nden Krankenhäu­ser im Kreis Mettmann sind: das EVK Mettmann, das St. Marien-Krankenhau­s Ratingen, das St. Josefs Krankenhau­s Hilden, das St. Martinus Krankenhau­s Langenfeld und das Helios Klinikum Niederberg in Velbert.

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