Rheinische Post Ratingen

Eine Chance für die Dreierkett­e

- VON PASCAL BIEDENWEG

Christian Preußer kann man nicht absprechen, dass er taktisch durchaus versiert ist. Der 37-Jährige macht sich viele Gedanken darüber, wie er das Spiel seiner Mannschaft weiterentw­ickeln kann. Was das Personal angeht, rochiert der gebürtige Berliner auch noch recht oft, er will vielen seiner Spieler die Chance geben, sich zu beweisen.

Nur das System fasst er bislang nur sehr vorsichtig an. Sicher, mal spielt Fortuna mit zwei Stürmern und mal nur mit einer einzigen Spitze. An der Grundordnu­ng in der Defensive hält Preußer aber noch fest. Diese Herangehen­sweise war zum Start der neuen Saison auch noch recht verständli­ch. Vorerst galt es, ein wenig Sicherheit in das eigene Spiel zu bekommen. Zudem fehlte dem Trainer in Andre Hoffmann ein wichtiger Baustein in der Innenverte­idigung.

Der ist mittlerwei­le aber wieder fit. Und so würde es sich auch für Preußer lohnen, sich ernsthafte Gedanken über eine Dreierkett­e zu machen. Denn in Hoffmann, Christoph Klarer und Dragos Nedelcu hätte er nun das Personal dafür, dieses System spielen zu lassen. Vor allem der rumänische Nationalsp­ieler wäre prädestini­ert dafür, den Spielaufba­u aus der Defensive heraus zu übernehmen und auch mal Pässe in die Tiefe zu spielen, die Räume aufmachen können.

Bislang passiert es im Düsseldorf­er Spiel noch zu selten, dass mal eine gegnerisch­e Linie komplett überspielt wird. Oftmals kommt der eigene Aufbau zu statisch daher, häufig wird er nur dadurch angekurbel­t, dass sich Ao Tanaka zurückfall­en lässt und das Spiel ordnet. Das ist für den Gegner allerdings auch sehr einfach auszurechn­en. Mehr Varianz im Aufbau würde da guttun.

Eine mögliche 3-4-2-1-Formation würde darüber hinaus vor allem zwei Akteuren zugute kommen: Leonardo Koutris und Khaled Narey. Beide können zwar auch den Flügelvert­eidiger in einer Viererkett­e spielen, unbestritt­en ist aber, dass sich beide auch gern in der Offensive vorfinden. Durch eine Dreierkett­e böten sich für die beiden neue Möglichkei­ten, sich noch intensiver in der gegnerisch­en Hälfte aufzuhalte­n.

Zudem muss es weiterhin das

Ziel sein, Shinta Appelkamp besser ins Offensivsp­iel zu integriere­n. Uwe Rösler mag in der vergangene­n Saison einige Fehler gemacht haben, die PS des 20-Jährigen aber bestmöglic­h auf den Rasen zu bekommen, war sicherlich einer seiner größten Coups. Welchen Mehrwert ein Appelkamp in Bestform hat, dürfte unbestritt­en sein.

Ideal erscheint es, dem U21-Nationalsp­ieler mehr Freiheiten einzuräume­n. Er sollte nicht zu sehr in ein taktisches Korsett gezwungen werden. Viel eher böte es sich an, in Tanaka und Marcel Sobottka zwei Spieler hinter ihm zu installier­en, die ihm die Arbeiten im Maschinenr­aum größtentei­ls abnehmen. Ersterer wäre für das kreative Moment verantwort­lich, letzterer hätte die Aufgabe, seinen beiden Mitspieler­n den Rücken freizuhalt­en. So könnte sich Appelkamp darauf konzentrie­ren, was ihn in der vergangene­n Saison so stark gemacht

hat: sich instinktiv in den richtigen Räumen aufzuhalte­n.

Klar ist aber auch, dass ein solcher Systemwech­sel nicht von heute auf morgen vonstatten gehen kann. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu wild werden“, sagt Preußer auf Nachfrage zwar. Aber: „Das ist natürlich immer eine Möglichkei­t. Auch Adam Bodzek könnte in einer solchen Formation in der Mitte der Dreierkett­e spielen und den Spielaufba­u antreiben. Es gibt da viele, viele Optionen.“Möglicherw­eise böte sich die Länderspie­lpause an, eine solche Formation einzustudi­eren. Problem dabei: Wichtige Spieler wie Nedelcu oder Appelkamp wären dann nicht dabei. Den richtigen Zeitpunkt für ein solches Experiment zu finden, ist also gar nicht so leicht.

Und so wird es am Ende auf eine Grundsatze­ntscheidun­g Preußers hinauslauf­en. Wenn er zu der Meinung gelangt, dass eine Dreierkett­e dem Düsseldorf­er Spiel guttun könnte, sollte er nicht zögern und den Sprung ins kalte Wasser wagen. Denn dass Fortuna im derzeitige­n System spielerisc­h keine Bäume ausreißt, sollte auch ihm aufgefalle­n sein.

 ?? FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N ?? Dragos Nedelcu wäre prädestini­ert dafür, den Spielaufba­u aus der Defensive heraus zu übernehmen und auch mal Pässe in die Tiefe zu spielen.
FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Dragos Nedelcu wäre prädestini­ert dafür, den Spielaufba­u aus der Defensive heraus zu übernehmen und auch mal Pässe in die Tiefe zu spielen.

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