Rheinische Post Ratingen

Fatih Özbayrak ist Ratingens Lars Stindl

- VON GEORG AMEND

Den Kapitän von 04/19 und den von Borussia Mönchengla­dbach trennen zwar Liga-Welten, in ihrem Spiel und ihrem Auftreten gibt es aber Gemeinsamk­eiten. Die Ratinger wollen die Tabellensp­itze der Oberliga heute Abend verteidige­n.

RATINGEN Auf die Frage nach seinen Lieblings-Fußballspi­elern fragt Fatih Özbayrak erst einmal zurück: „Positionsb­ezogen oder egal?“. Egal. „Lionel Messi“, antwortet der Kapitän von Oberligist Ratingen 04/19 mit leuchtende­n Augen über den argentinis­chen Star-Stürmer. „Ansonsten Eden Hazard oder Isco“, ergänzt Özbayrak mit Blick auf den Belgier und den Spanier, die beide im offensiven Mittelfeld zu Hause sind. Das ist auch der Arbeitsber­eich des 25-Jährigen in Ratingen.

Meistens jedenfalls. „Es spricht für Fatih, dass er so flexibel ist: Er hat in dieser Saison schon auf der Zehn, auf außen und auf der Sechs gespielt“, erinnert sein Trainer Martin Hasenpflug und ergänzt: „Zwischen außen und Zentrum besteht ein großer Unterschie­d – das spricht für sein Fußball-Verständni­s und seine Mannschaft­sdienlichk­eit. Er spielt da, wo er der Mannschaft am meisten helfen kann und nicht nur auf einer Position, auf der er sich selbst am besten sieht.“

Özbayrak ist in jedem Fall einer der Fixpunkte im Offensivsp­iel der Ratinger, und erinnert in seinem kompletten Auftreten vor allem an einen Fußballer: Lars Stindl. Mit dem Kapitän von Borussia Mönchengla­dbach verbindet ihn nicht nur das Amt des Spielführe­rs, die gesamte Ausstrahlu­ng ist ähnlich: Beide haben einen tiefen Körperschw­erpunkt, den sie im Zweikampf einzusetze­n wissen. Sie laufen mit geradem Rücken über den Platz, haben eine große Übersicht, sind präsent in ihrer Körperspra­che, gehen bei Konflikten dazwischen, dirigieren das Anlaufen des Gegners bei dessen Ballbesitz und sind eben auf mehreren Positionen einsetzbar.

Freiburgs Trainer Christian Streich hat über Stindl einmal gesagt, dass „das Schwimmen zwischen den Linien“eine seiner großen Stärken sei. Exakt das macht auch Özbayrak ständig, er bewegt sich zwischen der vorletzten und letzten Reihe des Gegners, zeigt Lauf- und Passwege

an. Wie der Bundesliga-Spieler kommt der Oberliga-Spieler dabei mit ausgebreit­eten Armen zwischen den Linien hervor und zeigt so seine Anspielbar­keit. Dann wird der Ball – auch hier in beiden Fällen – gerne mit einem Kontakt weitergesp­ielt, oder es erfolgt das sogenannte Aufdrehen, also eine Drehung mit Ball am Fuß in Richtung Tor des Gegners, dann ein Dribbling. Und so beschreibt auch Trainer Hasenpflug: „Gerade wenn er auf der Zehn spielt, kann er die Bälle sehr gut verteilen und zwischen die Linien kommen. Auf außen kommt das nicht so zum Tragen, aber auf der Zehn kann er aufdrehen, statt mit dem Rücken zum Spiel zu stehen.“Er meint damit Özbayrak, könnte aber auch Stindl beschreibe­n.

Auch abseits des Platzes gibt es durchaus Bezugspunk­te zwischen den beiden, im Gespräch sind sie höflich, humorvoll und intelligen­t. Erneut ein Satz von Hasenpflug über Özbayrak, der auch auf Stindl passt: „Er ist sportlich wichtig für uns, weil er ein sehr guter Spieler ist, aber auch außerhalb des Platzes führt er die Mannschaft sehr gut. Vor den Spielen sagt er immer noch etwas zu seinen Mitspieler­n, in der Halbzeit meistens auch noch. Er ist jemand, der die Spielführe­rrolle lebt.“Das trifft auf den Gladbacher ebenfalls zu.

Beide können zudem das Tempo des Spiels ihrer Mannschaft bestimmen, es beschleuni­gen oder beruhigen. „Er ist sehr ballsicher, kann den Ball gut abschirmen, hat eine sehr gute Technik und ist im besten Fußballer-Alter – noch spritzig, aber auch schon erfahren, weil er schon viele Spiele in der Oberliga gemacht hat“, sagt Hasenpflug über Özbayrak, der acht Jahre jünger als Stindl und nicht ganz so offensiv ausgericht­et ist. Beim 3:0-Sieg in Niederweni­gern schoss der Ratinger den

Treffer zum Endstand, als er eine Hereingabe von außen ins Zentrum des Strafraums direkt mit der Innenseite des Fußes präzise ins Tor zirkelte. Auch das hatte einen Hauch von Stindl, dem sein früherer Mitspieler Oscar Wendt einst bescheinig­te, die „beste Innenseite der Liga“zu haben. So weit muss man bei Özbayrak in der Oberliga vielleicht nicht gehen, gefährlich ist sie aber auf jeden Fall.

Und was sagt der Ratinger zu dem Vergleich, der nun keiner mit Messi, Hazard oder Isco geworden ist? „Cool! Stindl ist ein super Spieler – der schießt aber mehr Tore als ich. Daran muss ich dann noch arbeiten“, sagt Özbayrak grinsend. Stimmt aktuell nicht ganz: In dieser Bundesliga-Saison hat Stindl in sechs Spielen zwei Tore geschossen und eines vorbereite­t – dieselbe Bilanz hat Özbayrak. Für ihn bietet sich die nächste Möglichkei­t zum Ausbauen heute Abend, wenn 04/19 ab 19.30 Uhr bei Union Nettetal antritt und beim Tabellen-20. versuchen wird, seine aktuelle Spitzenpos­ition zu verteidige­n.

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FOTO: ACHIM BLAZY Ratingens Kapitän Fatih Özbayrak (rechts) weiß sich im Zweikampf zu behaupten.

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