Eltern fordern ein Ende der Maskenpflicht
Die Ungeduld in Schulklassen und Familien wächst. Es gibt aber weiterhin auch Befürworter der Regelung.
DÜSSELDORF Der Druck auf die Landesregierung, die Maskenpflicht an Schulen weiter zu lockern oder abzuschaffen, wächst. In den Schulgemeinden wünscht sich eine steigende Zahl von Eltern, Lehrern und Heranwachsenden eine Lockerung. Diese Forderung soll auch ein „KidsFreedom-Day“am kommenden Sonntag untermauern. Die Initiative „Laut für Familien“will ab 11 Uhr vor dem Rathaus demonstrieren. Einheitlich ist das Votum allerdings nicht. Einige Eltern und Pädagogen warnen angesichts einer relativ hohen Inzidenz unter Schülern und den zusätzlichen Risiken durch Reiserückkehrer nach Ende der Herbstferien vor voreiligen Schritten.
„In unserem Bundesland dürfen von Freitag an in der Innengastronomie alle auf ,Kuschelkurs’ gehen, weil Abstandsregeln gelockert werden, aber meine engmaschig durchgetesteten Kinder sitzen immer noch mit Maske von 8 bis 15 Uhr in der Schule“, sagt Susanne Dohn. Die 38-Jährige aus Urdenbach hat zwei Kinder. Sohn Dominick geht in die fünfte Klasse und wird dort inzwischen drei mal pro Woche getestet, Tochter Mathilda (6) wurde gerade erst eingeschult und macht zwei Mal pro Woche den PCR-basierten Lolli-Test. „Zuletzt hat sie ein befreundetes Kind aus ihrer Klasse auf dem Spielplatz nicht erkannt, weil es keine Maske trug. Normalität für Kinder stelle ich mir anders vor“, sagt die 38-Jährige. Dass lange Zögern der Landesregierung empfindet sie als „Schlag ins Gesicht für alle Kinder und Familien“.
Auch Katharina F. aus Golzheim übt Kritik daran, dass von den aktuellen Lockerungen wieder einmal vorrangig Erwachsene profitieren.
So müssten die Kinder beispielsweise in schulischen Handballund Football-Arbeitsgemeinschaften immer noch Masken tragen, weil Mindestabstände nicht eingehalten werden können. „Wenn selbst in Bayern voraussichtlich von Montag an im Unterricht das Gesicht frei bleiben darf, sollte das auch in Düsseldorf möglich sein“, findet die Mutter eines Zweitklässlers. Auch Christian Reiß von der Initiative „Laut für Familien“verweist auf andere Bundesländer. „Rheinland-Pfalz richtet sich in dieser Frage nach regionalen Inzidenzen und der Situation in Krankenhäusern. Dort, wo die Werte moderat sind, bleibt die Maske weg“, sagt der Vater von drei Kindern. „Wann, wenn nicht jetzt, sollte die Maskenpflicht im Unterricht entfallen?“, fragt er und will dafür am Sonntag auf die Straße gehen.
Zurückhaltender geht Alexander Schrimpf, Leiter der Werner-vonSiemens-Realschule
in Düsseltal, mit dem Thema um. „Natürlich wollen wir nach dieser langen Pandemie so bald wie möglich auf Masken verzichten, aber ich würde es jetzt nicht übers Knie brechen“, meint der Pädagoge. Zwei bis drei Kinder würden pro Woche an seiner Schule positiv getestet. „Die Delta-Variante ist nun mal da und wir müssen auch an die stärker gefährdeten Angehörige unserer Kinder denken. Ein wenig Geduld schadet nicht, wir sollten die Entwicklung unmittelbar nach den Herbstferien abwarten“, meint Schrimpf.
Wie groß die Sehnsucht nach einem unverstellten Gesicht ist, weiß Birgit Nösser, Leiterin der Grundschule Fuldaer Straße in Eller. Dass die Maske durchgängig getragen werden müsse, erschwere nicht nur die sozialen Kontakte, sondern auch den Unterricht. So könne man das englische „th“kaum vermitteln, wenn die Mundpartie durchgängig
verdeckt sei. „Und bei den unteren Klassen gibt es unter anderem beim lautgetreuen Schreiben immer wieder Probleme.“Dass die Maskenpflicht zumindest am Platz bald fallen könnte, findet die Pädagogin deshalb gut. „Zwei mal die Woche machen unsere Kinder einen PCR-Test, das gibt uns doch eine gewisse Sicherheit.“
Christian Schaefer, Vater von zwei jüngeren Kindern, wünscht sich dagegen eine Differenzierung: „Für mich ginge die Aufhebung in den Jahrgängen klar, in denen alle ausreichend Impfgelegenheit hatten. Bei den unter Zwölfjährigen fände ich es in diesem Moment unangebracht.“Etwas warten würde Hermann Josef Kahl, Sprecher der Düseldorfer Kinder- und Jugendärzte: „Fällt die Maskenpflicht, könnte der Eindruck entstehen, die besonderen Hygieneregeln seien nun insgesamt nicht mehr so wichtig. Das Gegenteil ist aber der Fall.“