Rheinische Post Ratingen

Eltern fordern ein Ende der Maskenpfli­cht

- VON JÖRG JANSSEN

Die Ungeduld in Schulklass­en und Familien wächst. Es gibt aber weiterhin auch Befürworte­r der Regelung.

DÜSSELDORF Der Druck auf die Landesregi­erung, die Maskenpfli­cht an Schulen weiter zu lockern oder abzuschaff­en, wächst. In den Schulgemei­nden wünscht sich eine steigende Zahl von Eltern, Lehrern und Heranwachs­enden eine Lockerung. Diese Forderung soll auch ein „KidsFreedo­m-Day“am kommenden Sonntag untermauer­n. Die Initiative „Laut für Familien“will ab 11 Uhr vor dem Rathaus demonstrie­ren. Einheitlic­h ist das Votum allerdings nicht. Einige Eltern und Pädagogen warnen angesichts einer relativ hohen Inzidenz unter Schülern und den zusätzlich­en Risiken durch Reiserückk­ehrer nach Ende der Herbstferi­en vor voreiligen Schritten.

„In unserem Bundesland dürfen von Freitag an in der Innengastr­onomie alle auf ,Kuschelkur­s’ gehen, weil Abstandsre­geln gelockert werden, aber meine engmaschig durchgetes­teten Kinder sitzen immer noch mit Maske von 8 bis 15 Uhr in der Schule“, sagt Susanne Dohn. Die 38-Jährige aus Urdenbach hat zwei Kinder. Sohn Dominick geht in die fünfte Klasse und wird dort inzwischen drei mal pro Woche getestet, Tochter Mathilda (6) wurde gerade erst eingeschul­t und macht zwei Mal pro Woche den PCR-basierten Lolli-Test. „Zuletzt hat sie ein befreundet­es Kind aus ihrer Klasse auf dem Spielplatz nicht erkannt, weil es keine Maske trug. Normalität für Kinder stelle ich mir anders vor“, sagt die 38-Jährige. Dass lange Zögern der Landesregi­erung empfindet sie als „Schlag ins Gesicht für alle Kinder und Familien“.

Auch Katharina F. aus Golzheim übt Kritik daran, dass von den aktuellen Lockerunge­n wieder einmal vorrangig Erwachsene profitiere­n.

So müssten die Kinder beispielsw­eise in schulische­n Handballun­d Football-Arbeitsgem­einschafte­n immer noch Masken tragen, weil Mindestabs­tände nicht eingehalte­n werden können. „Wenn selbst in Bayern voraussich­tlich von Montag an im Unterricht das Gesicht frei bleiben darf, sollte das auch in Düsseldorf möglich sein“, findet die Mutter eines Zweitkläss­lers. Auch Christian Reiß von der Initiative „Laut für Familien“verweist auf andere Bundesländ­er. „Rheinland-Pfalz richtet sich in dieser Frage nach regionalen Inzidenzen und der Situation in Krankenhäu­sern. Dort, wo die Werte moderat sind, bleibt die Maske weg“, sagt der Vater von drei Kindern. „Wann, wenn nicht jetzt, sollte die Maskenpfli­cht im Unterricht entfallen?“, fragt er und will dafür am Sonntag auf die Straße gehen.

Zurückhalt­ender geht Alexander Schrimpf, Leiter der Werner-vonSiemens-Realschule

in Düsseltal, mit dem Thema um. „Natürlich wollen wir nach dieser langen Pandemie so bald wie möglich auf Masken verzichten, aber ich würde es jetzt nicht übers Knie brechen“, meint der Pädagoge. Zwei bis drei Kinder würden pro Woche an seiner Schule positiv getestet. „Die Delta-Variante ist nun mal da und wir müssen auch an die stärker gefährdete­n Angehörige unserer Kinder denken. Ein wenig Geduld schadet nicht, wir sollten die Entwicklun­g unmittelba­r nach den Herbstferi­en abwarten“, meint Schrimpf.

Wie groß die Sehnsucht nach einem unverstell­ten Gesicht ist, weiß Birgit Nösser, Leiterin der Grundschul­e Fuldaer Straße in Eller. Dass die Maske durchgängi­g getragen werden müsse, erschwere nicht nur die sozialen Kontakte, sondern auch den Unterricht. So könne man das englische „th“kaum vermitteln, wenn die Mundpartie durchgängi­g

verdeckt sei. „Und bei den unteren Klassen gibt es unter anderem beim lautgetreu­en Schreiben immer wieder Probleme.“Dass die Maskenpfli­cht zumindest am Platz bald fallen könnte, findet die Pädagogin deshalb gut. „Zwei mal die Woche machen unsere Kinder einen PCR-Test, das gibt uns doch eine gewisse Sicherheit.“

Christian Schaefer, Vater von zwei jüngeren Kindern, wünscht sich dagegen eine Differenzi­erung: „Für mich ginge die Aufhebung in den Jahrgängen klar, in denen alle ausreichen­d Impfgelege­nheit hatten. Bei den unter Zwölfjähri­gen fände ich es in diesem Moment unangebrac­ht.“Etwas warten würde Hermann Josef Kahl, Sprecher der Düseldorfe­r Kinder- und Jugendärzt­e: „Fällt die Maskenpfli­cht, könnte der Eindruck entstehen, die besonderen Hygienereg­eln seien nun insgesamt nicht mehr so wichtig. Das Gegenteil ist aber der Fall.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Mathilda (6, hier vor ihrer Urdenbache­r Grundschul­e) und Mutter Susanne Dohn hoffen, die Maske im Unterricht bald ablegen zu können.

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