Rheinische Post Ratingen

CDU sucht Gründe für Wahldebake­l

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Im Kreisverba­nd gab es eine erste Aussprache zum historisch schlechten Wahlergebn­is. Die Abgeordnet­en berichtete­n von ständigen Indiskreti­onen aus der Fraktion.

DÜSSELDORF (arl) Aus den Sitzungen der CDU-Bundestags­fraktion ist zuletzt viel durchgesic­kert – aus Sicht der beiden Düsseldorf­er Abgeordnet­en ist das ein wichtiger Grund für die Krise der Union. „Schon während man noch spricht, kann man die Äußerungen in den Medien nachlesen“, beklagt Sylvia Pantel, die bei der Wahl am Sonntag ihr Mandat verloren hat. Sie hatte Schlagzeil­en gemacht, weil sie einige Wochen vor der Wahl intern den Rückzug von Armin Laschet gefordert haben soll, falls sich die Umfragewer­te nicht verbessern würden.

Fraktionsk­ollege Thomas Jarzombek berichtet, er habe sogar eine SMS eines Journalist­en erhalten, der nachfragte, wie denn der Kollege heiße, der gerade spreche – offenbar verfolgte der Medienvert­reter die vertraulic­he Sitzung im Live-Stream. Das viele Durchstech­en wird derzeit intensiv in Partei und Fraktion diskutiert. Pantel hat einen pragmatisc­hen Tipp: „Vorher

Handys einsammeln.“

Das Thema kam zur Sprache auf einem Düsseldorf­er Parteitag, in dem es um eine erste Aufarbeitu­ng der historisch­en Wahlschlap­pe ging. Die Stimmung in der Partei ist schlecht, die Liste der Klagen lang: Für Spitzenkan­didat Laschet hätten die Gesprächsp­artner auch an den Düsseldorf­er Wahlstände­n wenig Begeisteru­ng gezeigt, das Programm sei zu inhaltslee­r gewesen, die Kampagne zu unentschlo­ssen. Bei dem öffentlich­en Parteitag blieben die Wortbeiträ­ge allgemein, über Düsseldorf­er Interna soll in der nächsten Woche in einer vertraulic­hen Sitzung geredet werden.

Immer wieder wurde die Sprengkraf­t der aktuellen Krise auch für den Düsseldorf­er Kreisverba­nd deutlich. Die Nervosität vor der Landtagswa­hl im Mai ist groß. Viele Redner appelliert­en an die interne Geschlosse­nheit, die auch das gute Ergebnis bei der Kommunalwa­hl im vergangene­n Jahr ermöglicht habe. Der frühere Bundestags­abgeordnet­e Mathias Höschel hielt dagegen, die Forderung nach Geschlosse­nheit könne auch ein „billiger Weg“sein, um eine echte Aufarbeitu­ng der Wahlschlap­pe in der Partei zu verhindern.

Der CDU droht auch auf lokaler Ebene ein Streit um die richtige politische Ausrichtun­g. Das klang zwischen den Zeilen mehrfach an. So erinnerte zum Beispiel Frank Sarfeld, einer der Gründer der „Union der Mitte“, daran, dass die CDU viele Wähler an andere „Mitte“-Parteien wie die SPD oder die Grünen verloren habe. Die zum konservati­ven Flügel gehörende Pantel sagte einige Zeit später, ohne Sarfeld zu nennen, die Partei brauche jetzt eine klare programmat­ische Ausrichtun­g, das „Gefasel von der Mitte“helfe nicht weiter. Das veranlasst­e wiederum Ratsherr Andreas Auler zu dem Appell, die Partei solle jetzt „nicht in alte Verhaltens­muster zurückfall­en“.

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