Rheinische Post Ratingen

Aus für Postbank-Service in Homberg

- VON ANDREA BINDMANN

Ab November müssen die Homberger für Geldgeschä­fte in die Ratinger Innenstadt reisen. Für viele Bürger kein einfaches Unterfange­n. Joachim Strohschän­k, der Inhaber der Agentur, wurde kurzfristi­g informiert.

HOMBERG Es sind schon ein paar Wochen ins Land gegangen, seit Joachim Strohschän­k weiß, dass er ab Nobember in Homberg keinen Postbank-Service mehr für seine Kunden anbieten kann. Sauer ist er immer noch.

Nach vielen Jahren in der Industrie entschloss er sich im Dezember 2020, in dem Ratinger Stadtteil ein Ladenlokal zu übernehmen. Neben Tabakwaren und Presseerze­ugnissen, Schulbedar­f und Schreibwar­en bietet er dort auch Lotto und vor allem Dienstleis­tungen der Post und Postbank an. Das kleine Unternehme­n war durchkalku­liert. „Der Postbank-Service war eines von vier Standbeine­n, mit denen ich fest gerechnet habe“, so Strohschän­k.

Nur sechs Wochen währte die Freude über die Selbststän­digkeit. Dann erreichte ihn die Nachricht, dass der Postbank-Service eingestell­t wird. „Ich bin persönlich sehr enttäuscht“, so der Agentur-Inhaber. „Ich muss finanziell­e Einbußen hinnehmen während die Kosten für die Agentur erhalten bleiben. Für die Menschen in Homberg ist es ein herber Verlust.“

Schon jetzt klagen ihm die Kunden fast täglich ihr Leid. „Für gehbehinde­rte Senioren ist es eine Zumutung, mit Rollator per Bus in die Innenstadt zu fahren. Für viele Homberger ist die Fahrt nicht nur umständlic­h, sondern schlicht zu teuer.“Einige scheuen die Fahrt, weil sich vor den Postschalt­ern in Ratingen regelmäßig lange Schlangen bilden. Auch das stellt gesundheit­lich eine Herausford­erung dar. „Die Kunden haben die kurzen Wege in Homberg geschätzt“, so Strohschän­k.

„In diesem Fall ist die Entscheidu­ng zwar unglücklic­h“, so ein Sprecher der Deutschen Post, die Vertragspa­rtner für Joachim Strohschän­k ist, „zum Zeitpunkt des Abschlusse­s war nicht bekannt, dass der Postbank-Service eingestell­t wird.“In regelmäßig­en Abständen prüfe das Unternehme­n die Wirtschaft­lichkeit der Agenturen. Diese sei in Homberg nicht mehr gegeben.

„Die unter anderem durch die Digitalisi­erung ausgelöste Veränderun­g im Kundenverh­alten führt dazu, dass Postbank und Deutsche Post regelmäßig ihr Filialnetz in Bezug

auf Kundenverk­ehr, Produktnut­zung und auch Kosten überprüfen“, bestätigt auch ein Sprecher der Postbank. Der Aufwand müsse in einem ausgewogen­en Verhältnis zum Ertrag stehen. Die Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung führe in manchen Fällen zum Ergebnis, dass in einer bestimmten Filiale Bankdienst­leistungen nicht mehr wirtschaft­lich nachhaltig angeboten werden können. „Auch bei der Partnerfil­iale am Ostring in Ratingen war dies der Fall. Die Finanzdien­stleistung­en werden hier zum 3. November aus dem Sortiment genommen. Die Postdienst­leistungen bleiben unveränder­t erhalten“, so ein Sprecher der Postbank.

Die Deutsche Post werde über die Herausnahm­e der Finanzdien­stleistung­en sowie über Ausweichmö­glichkeite­n und Alternativ­en in der Umgebung mittels Handzettel­n informiere­n.

Gleichzeit­ig verweist die Postbank auf Alternativ­en wie Geldautoma­ten in Supermärkt­en oder an Tankstelle­n, Online-Banking oder eine App. Immerhin: Für die PostFilial­e an der Poststraße in Ratingen seien derzeit keine Veränderun­gen an Standort oder Produkt- und Leistungsa­ngebot geplant.

Für Strohschän­k und die Homberger Bürger eine wenig zufriedens­tellende Auskunft. Sie haben bislang schon mehr als 200 Unterschri­ften für den Erhalt der Postbank-Dienstleis­tungen in Homberg gesammelt. Viel Hoffnung haben die Homberger nicht, kampflos aufgeben kommt aber nicht infrage.

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RP-FOTOS: STEFAN FRIES Der Postbank-Service ist eines von mehreren Standbeine­n in der Homberger Agentur von Joachim Strohschän­k.
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Strohschän­ks Geschäft in Homberg ist auch Treffpunkt. Die Homberger wollen für den Postbank-Service kämpfen.

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