Aus für Postbank-Service in Homberg
Ab November müssen die Homberger für Geldgeschäfte in die Ratinger Innenstadt reisen. Für viele Bürger kein einfaches Unterfangen. Joachim Strohschänk, der Inhaber der Agentur, wurde kurzfristig informiert.
HOMBERG Es sind schon ein paar Wochen ins Land gegangen, seit Joachim Strohschänk weiß, dass er ab Nobember in Homberg keinen Postbank-Service mehr für seine Kunden anbieten kann. Sauer ist er immer noch.
Nach vielen Jahren in der Industrie entschloss er sich im Dezember 2020, in dem Ratinger Stadtteil ein Ladenlokal zu übernehmen. Neben Tabakwaren und Presseerzeugnissen, Schulbedarf und Schreibwaren bietet er dort auch Lotto und vor allem Dienstleistungen der Post und Postbank an. Das kleine Unternehmen war durchkalkuliert. „Der Postbank-Service war eines von vier Standbeinen, mit denen ich fest gerechnet habe“, so Strohschänk.
Nur sechs Wochen währte die Freude über die Selbstständigkeit. Dann erreichte ihn die Nachricht, dass der Postbank-Service eingestellt wird. „Ich bin persönlich sehr enttäuscht“, so der Agentur-Inhaber. „Ich muss finanzielle Einbußen hinnehmen während die Kosten für die Agentur erhalten bleiben. Für die Menschen in Homberg ist es ein herber Verlust.“
Schon jetzt klagen ihm die Kunden fast täglich ihr Leid. „Für gehbehinderte Senioren ist es eine Zumutung, mit Rollator per Bus in die Innenstadt zu fahren. Für viele Homberger ist die Fahrt nicht nur umständlich, sondern schlicht zu teuer.“Einige scheuen die Fahrt, weil sich vor den Postschaltern in Ratingen regelmäßig lange Schlangen bilden. Auch das stellt gesundheitlich eine Herausforderung dar. „Die Kunden haben die kurzen Wege in Homberg geschätzt“, so Strohschänk.
„In diesem Fall ist die Entscheidung zwar unglücklich“, so ein Sprecher der Deutschen Post, die Vertragspartner für Joachim Strohschänk ist, „zum Zeitpunkt des Abschlusses war nicht bekannt, dass der Postbank-Service eingestellt wird.“In regelmäßigen Abständen prüfe das Unternehmen die Wirtschaftlichkeit der Agenturen. Diese sei in Homberg nicht mehr gegeben.
„Die unter anderem durch die Digitalisierung ausgelöste Veränderung im Kundenverhalten führt dazu, dass Postbank und Deutsche Post regelmäßig ihr Filialnetz in Bezug
auf Kundenverkehr, Produktnutzung und auch Kosten überprüfen“, bestätigt auch ein Sprecher der Postbank. Der Aufwand müsse in einem ausgewogenen Verhältnis zum Ertrag stehen. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung führe in manchen Fällen zum Ergebnis, dass in einer bestimmten Filiale Bankdienstleistungen nicht mehr wirtschaftlich nachhaltig angeboten werden können. „Auch bei der Partnerfiliale am Ostring in Ratingen war dies der Fall. Die Finanzdienstleistungen werden hier zum 3. November aus dem Sortiment genommen. Die Postdienstleistungen bleiben unverändert erhalten“, so ein Sprecher der Postbank.
Die Deutsche Post werde über die Herausnahme der Finanzdienstleistungen sowie über Ausweichmöglichkeiten und Alternativen in der Umgebung mittels Handzetteln informieren.
Gleichzeitig verweist die Postbank auf Alternativen wie Geldautomaten in Supermärkten oder an Tankstellen, Online-Banking oder eine App. Immerhin: Für die PostFiliale an der Poststraße in Ratingen seien derzeit keine Veränderungen an Standort oder Produkt- und Leistungsangebot geplant.
Für Strohschänk und die Homberger Bürger eine wenig zufriedenstellende Auskunft. Sie haben bislang schon mehr als 200 Unterschriften für den Erhalt der Postbank-Dienstleistungen in Homberg gesammelt. Viel Hoffnung haben die Homberger nicht, kampflos aufgeben kommt aber nicht infrage.