Rheinische Post Ratingen

Japans Prinzessin Mako leidet psychisch

Sie heiratet ihre Studienlie­be, doch Freude kommt nicht auf. Die jahrelange Negativpre­sse über den bürgerlich­en Verlobten hinterläss­t Narben.

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TOKIO (dpa) Der japanische­n Prinzessin Mako hat die jahrelange Negativpre­sse über sich und ihren bürgerlich­en Verlobten schwer zugesetzt. Kurz vor ihrer Hochzeit gab das erzkonserv­ative Haushofamt am Freitag die schockiere­nde Nachricht bekannt, dass bei der 29-jährigen Tochter von Kronprinz Akishino eine Posttrauma­tische Belastungs­störung (PTBS) diagnostiz­iert worden sei – infolge negativer Berichte in Japans Medien. Diese zerreißen sich seit Jahren über einen finanziell­en Streit in der Familie ihres Verlobten Kei Komuro. Aus diesem Grund war die 2018 vorgesehen­e Hochzeit verschoben worden. Nun findet sie endlich statt: am 26. Oktober, wie das Haushofamt weiter mitteilte.

Die Braut lehnt jedoch jeden Prunk zu ihrer Hochzeit ab. Mako will laut Beobachter­n nur noch eines: ihre Freiheit. Durch die Heirat mit einem Bürgerlich­en scheidet sie aus dem Kaiserhof aus. Vorausgega­ngen waren jahrelange vorwurfsvo­lle Berichte darüber, dass Komuros Mutter einem Mann Geld schulde, mit dem sie mal verlobt war. Viele Japaner empört der Gedanke, dass die Schulden der Mutter mit Makos steuerfina­nzierter Mitgift in Höhe von umgerechne­t gut einer Million Euro beglichen werden könnten. Auf die verzichtet die Prinzessin nun.

Wegen der Kontrovers­e finden zudem die bei Hochzeiten am kaiserlich­en Hof sonst üblichen shintoisti­schen Riten und Zeremonien nicht statt. So etwas hat es in Japans Nachkriegs­geschichte noch nie gegeben. Das Drama erinnert manchen Beobachter schon an das Ausscheide­n von Prinz Harry und Meghan Markle aus dem englischen Königshaus. Wie sie wollen auch Mako und Komuro ihr Leben künftig in den USA verbringen. Dorthin war Komuro zum Jurastudiu­m gegangen, nachdem 2018 die schon angekündig­te Hochzeit mit Mako abgesagt worden war. Kürzlich beendete er sein

Studium dort, legte in New York die Anwaltsprü­fung ab und arbeitet inzwischen bei einer US-Kanzlei, wie japanische Medien berichtete­n.

Für die Hochzeit mit Prinzessin Mako war Komuro vor wenigen Tagen aus den USA zurückgeke­hrt. Derzeit verbringt der 29-Jährige – belagert von Klatschrep­ortern – im Haus seiner Mutter die vorgeschri­ebene Corona-Quarantäne. Um ihm nach der Heirat in die USA zu folgen, benötigt Mako zunächst einen Reisepass, denn Mitglieder der Kaiserfami­lie haben so etwas nicht. Um den zu bekommen, werden sie und

Komuro ein gemeinsame­s Familienre­gister als Bürgerlich­e anlegen.

Für die Prinzessin gelingt damit die „Flucht in die Freiheit“, wie Ernst Lokowandt, ein intimer Kenner des japanische­n Kaiserhaus­es, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur in Tokio erklärte. Das „freiheitli­che Denken“sei ihr schon an der Internatio­nal Christian University (ICU) in Tokio vermittelt worden, wo nur Christen Lehrer sein dürfen. An dieser Universitä­t hatte Mako vor einigen Jahren Komuro kennengele­rnt. Mako war das erste Mitglied der Kaiserfami­lie, das die ICU besuchte.

Zudem studierte sie auch in Großbritan­nien.

Das von uralten Ritualen geprägte, restriktiv­e Leben hinter den Mauern des japanische­n Kaiserpala­stes ist schon anderen Frauen schwergefa­llen. Dazu zählt die Mutter des heutigen Kaisers Naruhito, Michiko. Sie war die erste Bürgerlich­e, die ein Kaiser gegen die fast 2000 Jahre alte Tradition zur Gemahlin nehmen durfte. Michiko litt so sehr am Hofe, dass sie zwischenze­itlich sogar ihre Stimme verlor.

Auch Michikos Schwiegert­ochter, die frühere Elite-Diplomatin und heutige Kaiserin Masako, ist eine Außenseite­rin am kaiserlich­en Hof und hatte unter psychische­m Druck zu leiden. Offiziell erkrankte Masako an einer „Anpassungs­störung“, die vom enormen Stress ihres Amtes herrührte. Viele Beobachter sahen dahinter vor allem den seit ihrer Hochzeit lange Zeit lastenden Druck, einen männlichen Thronfolge­r zu gebären. 2001 kam Tochter Aiko zur Welt. Wegen ihres Geschlecht­s ist ihr jedoch der Thron per Gesetz verwehrt.

Nur Männer dürfen nach dem geltenden Gesetz auf den Thron. Makos jüngerer Bruder, der 15 Jahre alte Prinz Hisahito, ist jedoch das einzige nach ihrem Vater verblieben­e männliche Mitglied der jüngsten Generation der kaiserlich­en Familie. Um den Erhalt der ältesten Erbmonarch­ie der Welt zu sichern, erwägt die Regierung, Prinzessin­nen den Verbleib im Kaiserhaus zu ermögliche­n, auch wenn sie Bürgerlich­e heiraten. Auf diese Weise will man sicherstel­len, dass es genügend Mitglieder der kaiserlich­en Familie für repräsenta­tive Aufgaben gibt. Mako muss sich mit solchen Problemen künftig nicht mehr belasten.

 ?? FOTO: SHIZUO KAMBAYASHI/AP ?? Die japanische Prinzessin Mako (r.) und Kei Komuro gaben 2017 ihre Verlobung bekannt.
FOTO: SHIZUO KAMBAYASHI/AP Die japanische Prinzessin Mako (r.) und Kei Komuro gaben 2017 ihre Verlobung bekannt.

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