Uniper warnt vor Gasknappheit
Der Energiekonzern rechnet mit einem anhaltend hohen Preisniveau.
DÜSSELDORF Der Energiekonzern Uniper schließt nicht aus, sein umstrittenes Kohlekraftwerk Datteln 4 vorzeitig abzuschalten. „Wir wären gesprächsbereit“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV). Es müsse allerdings eine Entschädigung geben, weil Datteln 4 gemäß dem bisherigen Kohlekompromiss bis 2038 laufen soll. „Jede Änderung des Kohleausstiegsgesetzes muss eine Entschädigung vorsehen.“
Laut Maubach unterstützt Uniper das Ziel, den CO2-Ausstoß in Deutschland schnell zu senken. Aber wenn die Politik entscheide, ab 2030 alle Kohlekraftwerke abzuschalten, wie es die Grünen fordern, würden Engpässe bei der Versorgung mit Strom drohen. „Man muss sich damit beschäftigen, wie jetzt sichere Kapazitäten ersetzt werden.“Maubach wies darauf hin, dass Bau und
Planung neuer Gaskraftwerke einige Jahre dauern würden.
Gas werde aber schon jetzt immer knapper. Die Gaspreise hätten aktuell „historische Höchststände erreicht“. Sie würden mehr als 500 Prozent höher liegen als vor einem Jahr. Die Kunden müssten damit rechnen, dass die Notierungen einige Zeit so hoch bleiben. „Es ist gut möglich, dass das jetzige Preisniveau
anhält wegen der weltweit hohen Nachfrage nach Gas.“
Maubach sagte, Russland als wichtigster Gaslieferant Deutschlands halte alle Verträge ein. Aber es gelinge nur schwer, weitere Kontingente zu erhalten, möglicherweise weil andere Länder speziell aus Asien sich Kapazitäten sichern. Uniper selbst habe seine Gasspeicher im Laufe des Sommers zu rund 90 Prozent gefüllt, aber andere Unternehmen hätten nicht so hohe Vorräte. „Die Gaspreise, die wir derzeit haben, sind Ergebnis einer gewissen Sorge, dass es im Winter knapp werden könnte“, sagte der promovierte Ingenieur mit Blick auf die unterdurchschnittlich gefüllten Speicher bei anderen Unternehmen.
Maubach rechnet nicht damit, dass die umstrittene Gaspipeline Nord Stream 2 noch diesen Winter eine Genehmigung erhält. Uniper ist Mitfinanzierer des Projektes und größter Käufer von russischem Erdgas weltweit.