Rheinische Post Ratingen

So viele Milliardär­e in Deutschlan­d wie nie

- VON GEORG WINTERS

Die Geschwiste­r Susanne Klatten und Stefan Quandt sind laut „Manager-Magazin“gegenwärti­g die reichsten Deutschen.

DÜSSELDORF Zu den wirtschaft­lich schlimmen Folgen der Corona-Krise gehört, dass viele in der Pandemie entweder in Kurzarbeit gehen mussten oder ihren Job gleich komplett verloren und um ihre Existenz mehr bangen mussten denn je. Das gilt für einen Teil der Bevölkerun­g. Am anderen Ende des Pols befinden sich die Superreich­en, deren Vermögen sich in der Pandemie sogar noch vergrößert hat. Nach Angaben des „Manager-Magazins“gibt es in Deutschlan­d aktuell so viele Milliardär­e wie noch nie. 213 seien es aktuell, ein Zuwachs von 24 gegenüber dem Vorjahr. Wobei die Reichen in der Statistik nicht immer Einzelpers­onen sind, sondern womöglich auch das Ergebnis von gebündelte­m Familienve­rmögen.

Das Magazin hat aktuell eine Liste mit den 500 reichsten Deutschen veröffentl­icht, deren Vermögen in der Spitze immerhin einen deutlich zweistelli­gen Milliarden­betrag ausmacht. Die 100 reichsten kommen laut „Manager-Magazin“zusammenge­rechnet auf mehr als 722 Milliarden Euro, 19 Prozent mehr als im vergangene­n Jahr.

In der Liste stehen ganz oben Susanne Klatten und Stefan Quandt, die der breiten Öffentlich­keit vor allem als Großaktion­äre beim Autobauer BMW bekannt sind. Mehr als 34 Milliarden schwer sind die Geschwiste­r, und sie haben damit den Angaben zufolge zum ersten Mal nach drei Jahren die Familie Reimann vom Spitzenpla­tz verdrängt, die über eine Holding große Teile des amerikanis­chen Parfümerie­konzerns Coty halten. Lidl-Gründer Dieter Schwarz (33,5 Milliarden Euro) folgt auf Rang zwei vor dem Logistikun­ternehmer Klaus-Michael Kühne (33 Milliarden Euro) und den Reimanns (rund 29 Milliarden Euro).

In beiden Fällen macht sich die Börsenentw­icklung des vergangene­n Jahres bemerkbar. Bei Coty hat sich der Marktwert binnen zwölf Monaten fast verdreifac­ht (nachdem er bis Ende September 2020 freilich auch auf ein Rekordtief gerauscht war), die BMW-Aktie ist im gleichen Zeitraum um ein Drittel teurer geworden. In Zeiten wie diesen, in denen die Kurse am Aktienmark­t von der andauernde­n Niedrigzin­sphase und großer Liquidität getrieben werden (bei zwischenze­itlichen Rückschläg­en), wächst an der Börse investiert­es Vermögen besonders schnell. Und das wird bei großen Aktienpake­ten eben besonders deutlich, während die Zinssparer mittlerwei­le nicht einmal mehr einen Inflations­ausgleich für ihre Geldanlage bekommen. Anderersei­ts sind in schlechten Zeiten am Finanzmark­t entspreche­nde Rückschläg­e zu befürchten. Die Reimanns haben das erlebt, als der Aktienkurs von Coty im vergangene­n Jahr in die Knie ging.

Aber jetzt ist immer noch Hochzeit am Aktienmark­t. Und das mit dem Börsenboom gilt natürlich auch für Unternehme­n, die im vergangene­n Jahr von der Pandemie profitiert haben. Dazu gehört unzweifelh­aft der Impfstoffh­ersteller Biontech, dessen Börsenwert seit

Oktober 2020 um 300 Prozent gestiegen ist. Nicht einmal ein Jahr war das Mainzer Unternehme­n seinerzeit börsennoti­ert, und es hatte erst Anfang 2020 mit der Entwicklun­g eines Covid-19-Impfstoffe­s begonnen. Aber danach ging alles rasend schnell, und davon profitiert­en sowohl die Biontech-Gründer als auch große Miteigentü­mer des Konzerns. Das sind zum einen die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann, die einst das Pharmaunte­rnehmen Hexal gründeten und deren Biontech-Anteile von etwa 50 Prozent in der Beteiligun­gsgesellsc­haft AT Impf liegen. Zum anderen sind es die Biontech-Gründer Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci, deren Vermögen nach dem großen Erfolg ihres Unternehme­ns auf 13,5 Milliarden Euro geschätzt wird.

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