So schafft Hütter Teamgeist
Gladbachs Trainer weiß, dass Erfolg im Fußball nur gemeinsam möglich ist.
MÖNCHENGLADBACH Im siebten Bundesliga-Spiel als Trainer von Borussia Mönchengladbach kann Adi Hütter Geschichte schreiben – mit einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) beim VfL Wolfsburg. Den letzten gab es für die Borussen am 22. November 2003. Trainer Holger Fach verordnete damals seiner Mannschaft ein Vier-Tage-Trainingslager am Tankumsee bei Isenbüttel im Landkreis Gifhorn. Vom Geist der Einkehrtage beseelt gewann Gladbach 3:1 nach 428 Tagen Sieglosigkeit in der Fremde.
Zwar ist die Auswärtsbilanz mit drei Niederlagen in drei Spielen in dieser Saison auch nicht erbaulich, doch eine Teambuilding-Maßnahme a la Fach hat sich Hütter nicht ausgedacht. Indes: Den Wert solcher Aktionen kennt der Österreicher ganz genau. Das Buch, das er mit dem Mentaltrainer Jörg Zeyringer geschrieben hat, trägt entsprechend den Titel „Teamgeist“. Erfolg geht nur gemeinsam, das ist Hütters Grundidee.
Bei Young Boys Bern und in Frankfurt begann in der Hütter-Ära der Arbeitstag mit einem gemeinsamen Frühstück; in Gladbach gab es Ähnliches schon, der „Spelersroom“im Borussia-Park wird von jeher für gemeinsame Mahlzeiten genutzt und ist eine Art Sozial- und Freizeitraum. Um auf dem Rasen eine funktionierende Einheit zu formen, setzt
Hütter auf diverse Faktoren.
Gesunde Gesprächskultur Hütter ist es wichtig, schnell Drähte zu haben zu den Spielern, auf der Basis einer gesunden Gesprächskultur kann er seine Ideen vermitteln, aber auch tadeln. „Wenn ich das Gefühl habe, dass die Mannschaft nicht alles gegeben hat, kann es unangenehm werden. Ansonsten versuche ich immer lösungsorientiert zu arbeiten: positive Kommunikation, Einzelgespräche, Ruhe, Souveränität“, sagte Hütter unserer Redaktion.
Taktische Flexibilität „Wir wollen flexibel bleiben, um den Gegner überraschen zu können“, sagte Hütter, als er gefragt wurde, ob er eine Dreier- oder eine Viererkette präferiere. Im Training lässt er stets beide Varianten üben, der BVB hat beim 0:1 in Gladbach mit dem Dreierkonstrukt
nicht gerechnet.
Vertrauen in den Kader Auch, aber nicht nur wegen der Verletzungsmisere hat Hütter schon fast den gesamten Kader zum Einsatz gebracht, zuletzt kamen Tony Jantschke, Manu Koné und Breel Embolo zum ersten Spiel unter dem neuen Trainer. Das zeigt: Hütter hat Vertrauen in den Kader, jeder wird gebraucht. Damit schafft er zugleich Konkurrenzkampf: Wo viele Optionen sind, gibt es keine Garantien. Auch nicht für etablierte Spieler, das bekamen zuletzt Christoph Kramer, Florian Neuhaus und Alassane Plea zu spüren, die auf der Bank saßen.
Emotionen Hütter will auf dem Platz Emotionen sehen. Das zeigt, dass ein Team lebt. Gegen den BVB kam das von Beginn an rüber – und verfehlte die Wirkung beim Gegner nicht. Auch bei den coolen Wolfsburgern wird das wichtig sein.
Gemeinsame Ziele Ein Aspekt der Hütterschen Fußball-Idee ist es, gemeinsam Ziele und Herausforderungen zu formulieren, lang- und kurzfristige. Hütter wird da gern mal plakativ. Das Arbeitsziel für Samstag ist schnell definiert: 16 Spiele ohne Sieg in Wolfsburg sind genug.
Wer gemeinsam schöne Siege erringt, der darf auch gemeinsam feiern. Nach dem 1:0 gegen den BVB hüpften sie Arm in Arm gemeinsam vor der Nordkurve.