Sportvorstand hat es schwer
Uwe Klein ist vor allem in den sozialen Medien immer wieder Zielscheibe von teils vernichtender Kritik.
Fortuna ist der geilste Klub der Welt. Das kann man sich schriftlich geben lassen. In entsprechenden FanShops gibt es Shirts mit diesem Aufdruck ab 18,95 Euro. Fortuna ist vor allem Fortuna. Eine launische Diva durch und durch. Aber genau das macht den Verein ja auch aus. Dementsprechend abwegig ist auch der Gedanke, dass mal Ruhe einkehren könnte. Irgendwas ist immer. Im Moment ist vor allem viel Ernüchterung. Der Verein steckt mitten im Umbruch, und so mancher versteht die Welt nicht mehr, dass das alles nicht schneller funktioniert.
Tatsächlich läuft in einigen Bereichen nicht alles rund. Der noch junge Trainer hat es bislang nicht vollbracht, alle ihm zur Verfügung stehenden PS auf den Rasen zu bringen. Klaus Allofs ist als Vorstand Lichtgestalt einerseits, anderseits Kümmerer irgendwo zwischen dies, das, Ananas. Der Vorstandsboss Thomas Röttgermann werkelt im Hintergrund. Christian Koke wirbelt mit seiner Abteilung erstaunlich viel und hat für einige Marketing-Erfolge mit Aha-Effekt über die Stadtgrenze hinaus gesorgt.
Und Uwe Klein? Der Sportvorstand? Ihm obliegt offenbar die Rolle, den Fehler im System zu symbolisieren. Es vergeht fast kein Tag, an dem in den Sozialen Medien nicht Kritik laut wird an seiner Arbeit. Kurzzusammenfassung: Der Kader sei substanziell gar nicht in der Lage, Größeres zu leisten, weshalb wohl selbst Pep Guardiola mit Jürgen Klopp als Co-Trainer an der Aufgabe scheitern würde, Fortuna das feinere Fußballspiel näherzubringen.
In dieser Verallgemeinerung ist das natürlich schrecklicher Unsinn. Und die Faktenlage ist auch einfach eine andere. Um es allerdings auch vorweg zu nehmen: Dies ist keineswegs eine Heiligsprechung von Klein. Er hat einige Elfmeter liegen gelassen, personelle Entscheidungen getroffen, über die man zumindest verwundert sein muss. Der Kader ist schlicht noch nicht ausbalanciert, ein paar fehlende Puzzleteile wurden gefunden, ein paar noch nicht.
Aber was bitteschön ist die Erwartungshaltung? Würde Kristoffer Peterson dauerhaft auf seinem höchsten Niveau spielen, würde er bei Liverpool sein Tagewerk verrichten und ganz bestimmt nicht bei Fortuna in der Zweiten Liga. So oder so ähnlich trifft das auf viele Angestellte zu. Einige sind Gestrandete, wie Felix Klaus, der mal hier, mal da war. Oder Edgar Prib. Oder. Oder. Letzlich hat man immer die Hoffnung, dass sie das Niveau anheben und damit alle etwas besser machen.
Es gibt Transfers wie den von Khaled Narey. Die Straßen in Düsseldorf waren nicht geschmückt, als seine Verpflichtung bekannt wurde. Nun stellt sich heraus: Der Typ ist eine echte Granate. Klein also alles richtig gemacht? Offenbar halten sich einige lieber damit auf, nur nach dem Makel zu suchen. Man muss das alles aber letztlich auch immer in Relation zur Konkurrenz stellen. Geht man also die Positionen eins zu eins durch, liegt Fortuna mit dem vorhandenen
Personal locker unter den Top 10 im Klassement. Um ein Juwel wie Shinta Appelkamp beneiden selbst viele Bundesligisten Fortuna.
Das große Problem von Klein ist, dass er nicht ausreichend erklärt, warum er etwas macht. Allofs ist prädestinierter für diese Rolle, aber selbstredend wird der kein gesteigertes Interesse haben, über Personalien zu fachsimpeln, die er vielleicht ganz anders entschieden hätte. Es ist aber wichtig, nicht nur selbst von seinen Arbeitskräften überzeugt zu sein, sondern das auch nach außen vermitteln zu können. Fortuna ist ein Gemeinschaftswerk, die Fans wollen mitgenommen werden. Klein operiert gefühlt aber immer im Verborgenen. Er ist nicht ein ausgewiesener Geheimniskrämer, aber auch niemand, der mit seinem Herzen hausieren geht.
In einem Verein wie Fortuna muss man sein Handeln moderieren.