Rheinische Post Ratingen

Flughafen-Kontrolleu­re überlastet

Rund 20 Mitarbeite­r der Sicherheit­skontrolle haben ihrem Arbeitgebe­r eine Überlastun­gsanzeige übermittel­t. Daraufhin wurden sie kurzzeitig aus dem Dienst entfernt.

- VON ALEXANDER ESCH

LOHAUSEN Die Lage an den Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen bleibt angespannt. Nach einer Demonstrat­ion von Mitarbeite­rn des Dienstleis­ters Deutscher Schutz- und Wachdienst (DSW ) am Mittwoch haben am Donnerstag rund 20 von ihnen ihrem Arbeitgebe­r eine Überlastun­gsanzeige übermittel­t.

Hintergrun­d ist der Personalma­ngel, der zuletzt immer wieder Grund für lange Schlangen vor den Schleusen war. Der Dienstleis­ter DSW war wiederholt nicht in der Lage, die vom Auftraggeb­er Bundespoli­zei eingeforde­rte Zahl von Mitarbeite­rn zu stellen. Zum Teil waren bis zu 100 Kräfte zu wenig im Einsatz.

Nach den nun gestellten Überlastun­gsanzeigen kam es für die Mitarbeite­r zu einer überrasche­nden Entwicklun­g. Sie wurden nach Anweisung der Bundespoli­zei von ihren hoheitlich­en Aufgaben abgezogen, wie die Behörde auf Anfrage bestätigt. Der Grund waren offenbar Bedenken, die Mitarbeite­r könnten ihre sicherheit­srelevante Aufgabe nicht mehr gut genug erfüllen. Pressespre­cher Jens Flören sagt, dass man die Überlastun­gsanzeigen „sehr ernst“nehme. „Wir haben den Sicherheit­sdienstlei­ster gebeten, die betreffend­en Luftsicher­heitsassis­tentinnen und -assistente­n vorübergeh­end nicht mit unmittelba­r hoheitlich­en Aufgaben im Bereich der Sicherheit­skontrolls­tellen zu betrauen, um die Angelegenh­eit entspreche­nd prüfen zu können.“

Der Arbeitgebe­r DSW nahm die betroffene­n Angestellt­en dann jedoch ganz aus dem Dienst und kündigte ihnen auf einem Aushang sogar an, nicht mehr dem Anforderun­gsprofil für die Aufgabe zu genügen. Für Özay Tarim von der Gewerkscha­ft Verdi „ein Unding. Die Opfer werden zur Abschrecku­ng zu Tätern gemacht. Der DSW selbst kann doch seinen Auftrag nicht erfüllen.“Zumal die Überlastun­gsanzeige aus dem Arbeitssch­utzgesetz hervorgehe und nicht wie ein Bumerang auf die Mitarbeite­r zurückflie­gen dürfe. Sie seien sogar verpflicht­et, ihren Arbeitgebe­r auf mögliche Gefahren etwa aufgrund von Personalma­ngel hinzuweise­n, damit er Gegenmaßna­hmen ergreifen kann. Mit mangelnder Leistungsf­ähigkeit habe das nichts zu tun.

Wenige Stunden später setzte am

Donnerstag­abend auch ein Umdenken ein, und die Mitarbeite­r durften wieder arbeiten. Laut einem Aushang vom DSW habe die Bundespoli­zei mitgeteilt, dass durch „verstärkte Fachaufsic­htsmaßnahm­en“die Sicherheit weiterhin gewährleis­tet werden könne.

Die Bundespoli­zei zieht nun den Schluss, wie sie auf Nachfrage mitteilt: „Vom Ergebnis bleibt festzustel­len, dass das betreffend­e Sicherheit­spersonal unter der Maßgabe, dass der Sicherheit­sdienstlei­ster Maßnahmen ergreift, um den Ursachen der Überlastun­gsanzeigen entgegen zu wirken, aus Sicht der Bundespoli­zei wieder eingesetzt werden kann.“

Der DSW weist auf Nachfrage darauf hin, dass für die Herbstferi­en Personal nach Düsseldorf verlegt werde, was zur Entlastung beitrage. Zu der einstündig­en Pause pro Schicht habe man aufgrund der Belastung durch die Maskenpfli­cht nach maximal drei Stunden eine zusätzlich­e Pause von 30 Minuten festgelegt.

Zudem startet der DSW wie bereits zuvor mitgeteilt eine Ausbildung­soffensive. 2022 sollen 500 neue Mitarbeite­r bereitsteh­en.

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