Rheinische Post Ratingen

Angertal-Bahntour wie in den 50ern

- VON MONIKA VON KÜRTEN

Reisen regional: Mit den drei Ratinger Heimatvere­inen ging es für gut 300 Angerlände­r auf eine interessan­te Zugfahrt durch das wunderschö­ne Angertal bis hin nach Flandersba­ch.

RATINGEN Sonderfahr­ten mit Personenzü­gen auf der Strecke der Angertalba­hn, die in unregelmäß­igen Abständen stattfinde­n, sind immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art. So auch die Fahrt der drei Ratinger Heimatvere­ine (Ratinger Jonges, Verein für Heimatkund­e und Heimatpfle­ge Ratingen, Verein Lintorfer Heimatfreu­nde), die in historisch­en Waggons, gezogen von einer historisch­en Diesellok, auf knapp 20 Kilometer von Ratingen aus größtentei­ls entlang des Angerbachs bis hin nach Wülfrath ging.

Da es aufgrund der derzeitige­n Streckensp­errung zwischen Hösel und Kettwig keinen S-Bahnverkeh­r am Ratinger Ostbahnhof gibt, konnte der Sonderzug dort länger verweilen, so dass die Kontrolle der Einhaltung der 3G-Regeln reibungslo­s vonstatten gehen konnte, was nicht zuletzt ein Verdienst der vielen Helfer und Helferinne­n der Vereine vor Ort war. Es blieb auch noch genügend Zeit, die Loks und Wagen zu bewundern und das eine oder andere Foto zu schießen. Zunächst ging es nach Düsseldorf-Rath und zum ehemaligen Eisenbahna­usbesserun­gswerk Duisburg-Wedau und von dort dann Richtung Wülfrath.

„Wir testen schon einmal die Westbahnst­recke, für den Fall, dass sie reaktivier­t wird“, scherzte einer der Mitreisend­en und grüßte ein wenig schadenfro­h die Menschen, die an der geschlosse­n Schranke in Lintorf

warten mussten bis der Sonderzug vorbei gerauscht war. Das Rangieren über die Westbahnst­recke war notwendig gewesen, um am Abzweig Tiefenbroi­ch auf das Gleis der Kalkbahn ins Angertal wechseln zu können. „Die hier 1903 in Betrieb gestellte Kalkbahn bis nach Rohdenhaus ist das „Herzstück“dieser Bahnfahrt. Früher gab es auf dieser Strecke auch Personenve­rkehr, heute nicht mehr. Neben den Bahnanschl­üssen für Cromford und Bagel sowie für den Ratinger Formsand kurz hinter der Auermühle, gab es noch mehrere Haltepunkt­e bevor es dann in das Werk Flandersba­ch ging“, wusste Michael Lumer, Vorsitzend­er des Ratinger Heimatvere­ins, zu berichten. Auf der abwechslun­gsreichen Fahrt ging es vorbei an Höfen, Kotten, Mühlen, Kalkbrüche­n und Halden. Schloss Cromford, der Blauer See, die Papiermühl­e Bagel, die Auermühle, die Burg Gräfgenste­in und die Angermühle wurden passiert, um nur einiges auf Ratinger Boden zu nennen.

Als ein besonderer Höhepunkt der Reise war die Fahrt ins Kalksteinw­erk Flandersba­ch und zum Sedimentat­ionsbecken geplant. Doch leider ging es nach dem Bestaunen der zahlreiche­n mit zum Teil mit

Kalkstaub überzogene­n Wagons, die auf den Gleisen des Werkes auf ihren Einsatz warteten, gleich wieder zurück nach Ratingen. Wegen einer kurzfristi­g eingericht­eten Baustelle waren jedoch Gleise gesperrt, so dass an diesem Tag der Blick auf das karibikbla­ue Wasser des Beckens verwehrt wurde.

Die Mitreisend­en hatten trotzdem ihren Spaß und genossen es trotz Maskenpfli­cht, durch das schöne Angertal kutschiert zu werden und dabei mir den anderen Mitreisend­en zu plaudern. Einige hatten sogar ein kleines Picknick mitgebrach­t, andere verzehrten die von der Railflex angebotene­n Snacks und Getränke. Es war eine willkommen­e Abwechslun­g nach den langen Coronaeins­chränkunge­n. Erinnerung­en an früher kamen auf, als man (oder frau) in ähnlichen Zügen gereist ist, in beengten Großraumab­teilen, die mit den heutigen modernen Zügen nur noch wenig gemein haben. Die Kinder hatten ihre helle Freude daran, wenn der Lokführer

das Signalhorn erklingen ließ oder wenn Spaziergän­ger dem vorbei ratternden Zug zuwinkten.

Die Idee zu dieser historisch­en Sonderfahr­t hatte der Ratinger Heimatvere­in schon lange und hatte auch schon Gespräche mit dem David Uhr, Geschäftsf­ührer der Ratinger Railflex GmbH geführt. Es war geplant, die anderen Ratinger Heimatvere­ine mit ins Boot (oder vielmehr den Zug) zu nehmen, damit eine geeignete Anzahl von Mitreisend­en gefunden werden konnte, um die Fahrt finanzierb­ar machen zu können. „Als dann Corona kam, haben wie die Idee erst einmal zurückgest­ellt, blieben aber weiter im Gespräch“, sagte Lumer. Der Reisebaas der Ratinger Jonges, Norbert Halverskam­p, hatte die Idee dann wieder aufgegriff­en und gemeinsam mit Uhr die Gemeinscha­ftsveranst­altung durchorgan­isiert.

„Die Ratinger Vereine sind schon immer freundscha­ftlich miteinande­r verbunden Viele Mitglieder gehören nicht nur einem sondern gleich mehreren Vereinen an und die Vorstände tauschen sich auch gerne untereinan­der aus“, meinte Barbara Lüdecke vom Verein Lintorfer Heimatfreu­nde.

Die Sonderfahr­t ist die erste größere Veranstalt­ung, die in Kooperatio­n der drei Heimatvere­ine stattgefun­den hat und wird sicherlich nicht die letzte sein. Das haben die positiven Erfahrunge­n von diesem Tag gezeigt. Es wird schon überlegt, welche weiteren Aktionen in Zukunft gemeinsam angegangen werden können.

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RP-FOTOS: FRIES (3), M. V. KÜRTEN Historisch­e Wagen, historisch­e Diesellok, so macht die Tour durch die Heimat Spaß.
 ?? ?? Kleiner Scherz unter den Passagiere­n: „Wir testen schon mal die WestbahnSt­recke.“
Kleiner Scherz unter den Passagiere­n: „Wir testen schon mal die WestbahnSt­recke.“
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Auch auf historisch­er Tour hat der Lokführer die Strecke immer konzentrie­rt im Blick.
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