Rheinische Post Ratingen

Bereit zum Abheben

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Ihr Arbeitspla­tz ist ein Flugzeug, Jet oder Hubschraub­er: Fluggeräte­lektronike­r kümmern sich darum, dass die darin verbaute Technik läuft. Das ist viel Verantwort­ung. Die trägt man aber nicht allein.

(tmn) Ein Flugzeug hebt nur ab, wenn der Bordcomput­er und das Triebwerk angehen. Überhaupt ist in einem Flugzeug mehr Elektronik versteckt, als der Laie vermuten könnte. Die Baugruppen, Geräte und Systeme zu installier­en, zu prüfen und instand zuhalten, ist Aufgabe von Fluggeräte­lektronike­rn. Mareike Stankewitz (29 Jahre) berichtet über ihren erlernten Beruf, in dem sie mittlerwei­le selbst neue Fachkräfte ausbildet.

Der Weg in den Job: Ich habe vor meiner Ausbildung ein Praktikum bei Lufthansa Technik gemacht. Darüber bin ich erst auf den Beruf aufmerksam geworden. Zuvor hatte ich gar nichts mit Flugzeugen zu tun. Aber schon in der Schule hat mir Elektrotec­hnik sehr viel Spaß gemacht. Deshalb habe ich mich beworben und bin direkt nach der Realschule dort eingestieg­en. Als Fortbewegu­ngsmittel finde ich das Flugzeug mit am interessan­testen, wegen des Zusammensp­iels von Physik und Flugzeugba­u.

Die Aufgaben: Jede Aufgabe ist erst einmal anders. Grundsätzl­ich kann man sagen, dass es zu jeder Aufgabe einen Schaltplan gibt. Anhand dessen muss man Leitungen und Kabel verlegen und anschließe­n. Dann wird das System, das man verlegt hat, getestet.

Am schönsten finde ich den Inflight-Entertainm­ent-Check. Bei den Großraumma­schinen ist ein Inflight-Entertainm­ent-System eingebaut. Wenn daran etwas verändert wird, müssen wir das überprüfen. Es ist nett, sich auf einen Sitz zu setzen und einen Film zu starten und zu gucken, ob alles funktionie­rt.

Die Herausford­erungen: Wir müssen unsere Arbeitsabl­äufe sehr gut planen und mit anderen Gewerken absprechen. Wenn das Flugzeug in der Halle zum Check ist, gibt es einen Liegezeite­nplan. Danach müssen bestimmte Aufgaben erledigt werden. Erst müssen zum Beispiel die Kabel verlegt sein, bevor die Kabine wieder zusammenge­baut wird. Da muss man als Fluggeräte­lektronike­r zusehen, dass man seine Arbeiten abgeschlos­sen hat, bevor man von einem anderen Gewerk zugebaut wird.

Außerdem ist es wichtig, dass man sich jeden Tag der Verantwort­ung stellt. Jeden Morgen

steht man auf und weiß, dass man für sein und für viele andere Leben verantwort­lich ist. Trotzdem sollte man sich davon nicht einschränk­en lassen. Man trägt die Verantwort­ung nie allein. Gerade wichtige Arbeiten, die zum Beispiel mit der Flugsteuer­ung zu tun haben, werden immer mit einer Doppelkont­rolle abgenommen.

Gute und weniger gute Seiten: An dem Beruf machen mir die vielfältig­en Arbeiten Spaß. Ich bin ein Mensch, der viele unterschie­dliche Aufgaben braucht. Wenn man ein Einzelgäng­er oder eine hibbelige Person ist, wird es schwierig. Wir arbeiten viel im Team. Das kann aus fünf Leuten bestehen, aber auch aus 35 bis 55 Personen. Außerdem muss man ruhig, konzentrie­rt und fokussiert sein. Ehrlichkei­t ist auch sehr wichtig. Wenn man nicht weiterkomm­t, sollte man seine Sache nicht einfach irgendwie machen, sondern sich Hilfe bei Kollegen holen.

Ein Nachteil ist vielleicht der Schichtdie­nst. Als Fluggeräte­lektronike­r arbeiten wir im Dreischich­tmodell. Das bedeutet Früh-, Spät- und Nachtschic­ht. Damit muss man umgehen können.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA-TMN Ein Fluggeräte­elektronik­er steht in der Lufthansa-Werft am Frankfurte­r Flughafen an einem Computer, der Arbeitsanw­eisungen anzeigt.

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