So sollen die Schulen digitaler werden
22 Millionen Euro stehen bereit für einen flächendeckenden Anschluss der Schulen ans Glasfasernetz. Doch das kann dauern.
DÜSSELDORF Die Pandemie hat die Digitalisierung an den Düsseldorfer Schulen beschleunigt. Doch mehrwöchige Internet-Ausfälle wie zuletzt am Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Benrath und die Kritik von Eltern an bisweilen fehleranfälligen Lernplattformen zeigen, dass auf dem Weg in die Moderne noch viel Luft nach oben ist. Dabei spielt die Technik eine entscheidende Rolle. Die Stadt will die 150 Standorte bis zur Mitte des Jahrzehnts besser ausstatten.
„Bis kurz vor den Sommerferien hatten wir Probleme mit dem WLan, es hat schlecht funktioniert und das war gerade in Pandemiezeiten mit dem dazugehörigen Wechselund Distanzunterricht ein Defizit“, sagt Volker Syring, Leiter des Humboldt-Gymnasiums. Seit gut drei Monaten ist das an der Pempelforter Schule anders. Denn mit dem Einbau zusätzlicher Basisstationen („Access Points“) hat die Stadt als Schulträger die Standards verbessert. „Die W-Lan-Verbindung läuft jetzt sehr stabil – von ein paar kleinen weißen Flecken einmal abgesehen“, sagt der Pädagoge.
Dagmar Wandt, Leiterin des Amtes für Schule und Bildung, kennt das Problem. „Je stabiler das W-Lan sein soll, desto mehr solcher Basisstationen braucht man. Wir müssen ständig nachverdichten und befinden uns in einem Prozess stetiger Optimierung“, sagt sie. Das Tempo beschleunigen sollen Mittel aus dem Digitalpakt Schule, mit dem der Bund die Kommunen und das Land beim Ausbau der digitalen Infrastruktur unterstützt. „Ende vergangener Woche kam der Zuwendungsbescheid. Düsseldorf wird bis Dezember 2024 rund 22 Millionen
Euro erhalten und in einzelnen Tranchen schrittweise ausgeben“, sagt Wandt. Ein Teil dieses Geldes wird in moderne Visualisierungstechnik fließen. Dazu gehören – neben Beamern – auch interaktive Tafeln, die wie ein normaler SmartTV-Bildschirm funktionieren. „Sie werden die früher üblichen, ziemlich fehleranfälligen Smartboards ersetzen“, meint die Amtsleiterin.
Doch leistungsstarkes W-Lan und TV-Bildschirme, die an die Stelle von
Tafeln treten, sind nur ein Aspekt beim Ausbau einer zukunftsfähigen Infrastruktur. Entscheidend ist die Stärke der Leitungen, die eine Schule mit dem weltweiten Netz verbinden. Erhoffter Standard ist der Anschluss ans Glasfasernetz. Doch über die Verlegung solcher Kabel entscheiden Internet-Provider wie beispielsweise Telekom oder Vodafone. Direkten Einfluss hat die Stadt nur auf 60 Schul-Standorte, die mit dem bereits vorhandenen kommunalen Glasfasernetz grundsätzlich erreichbar wären. Eigentlich sollten diese Anschlüsse bis Ende 2022 umgesetzt sein. „Wir prüfen noch, welcher Aufwand nötig ist und wie teuer das wird – es ist ein ambitioniertes Ziel, das sich noch einmal um einige Monate verschieben wird“, sagt Wandt.
Dass es möglichst schnell geht, hofft unter anderem Ingo Schäfer. Der stellvertretende Leiter des für 70 Millionen Euro neu errichteten Albrecht-Dürer-Kollegs
hat einen aufregenden Start ins neue Schuljahr hinter sich. Fünf Wochen lang funktionierte der Zugang ins Netz nicht. Schüler, die unter anderem als Mediendesigner, Grafiker und Gestalter ausgebildet werden, konnten weder Geräte aktivieren noch ihre Lern- und Übungsprogramme nutzen. „Ein unhaltbarer Zustand für eine der modernsten Schulen der Stadt“, findet Kolleg-Schüler Lukas Keil. Tatsächlich ist die Fehleranalyse
aufwändig und immer noch nicht vollständig abgeschlossen. „Seit ein paar Tagen laufen die Dinge wieder, allerdings sind bestimmte datenintensive Rechner nicht mehr mit dem Server verbunden, sondern starten vorübergehend autark“, sagt Schäfer. Zudem sei das W-Lan für die Endgeräte der Schüler nach wie vor abgeschaltet, um Überlastungen zu vermeiden. „Mit einem Hauswasser-Anschluss kann man eben keine Bundesgartenschau wässern“, sagt der Pädagoge mit Blick auf das enorme Datenvolumen, das an seinem von 3500 Schülern pro Woche besuchten Standort bewältigt werden muss.
Dagmar Wandt hofft auch jenseits der 60 Schulen, die mit dem Glasfasernetz verbunden werden sollen, auf Lösungen: „Unser Ziel, bis 2025 auch die restlichen 90 Düsseldorfer Schul-Standorte an das Glasfasernetz anzubinden, steht.“Die Stadt setze hier auch auf Mittel aus der Breitband-Förderung des Landes. „Wir sind in Verhandlungen und die verlaufen durchaus positiv.“