Rheinische Post Ratingen

Ein Stück Musikgesch­ichte wurde lebendig

- VON BRIGITTE PAVETIC

Zum siebten Mal fand die Electricit­y-Conference statt. Deutsche Punk-Legenden sorgten mit ihren Erzählunge­n für volle Säle.

DÜSSELDORF Zum Auftakt der siebten Electricit­y-Conference war die „Box“im Me-and-All-Hotel ausverkauf­t. Die Zuhörer saßen gebannt auf ihren Stühlen, die Luft war elektrisie­rt, denn die Geschichte des legendären Clubs Ratinger Hof wurde lebendig. Zum Start des Kongresses am Freitag, bei dem sich dieses Mal alles um den deutschen Punk drehte, hatte der Autor, Krupps-Bassist und Conference-Veranstalt­er Rudi Esch eine Foto-Slide-Show angesetzt. Jäki Eldorado, Punk der ersten Stunde, seit er Iggy Pop auf einem Konzert mal den Schenkel ableckte, kommentier­te die seltenen Schnappsch­üsse wie auch der Fotograf Wolf Lauenroth. Der erzählte: „Wir waren so lieb damals. Wir dachten, stoned bedeutet, die Rolling Stones gut zu finden.“Christian Baumjohann aus Berlin war ebenfalls auf der Bühne. Der 47-Jährige hütet das Archiv B mit Tausenden von Aufnahmen aus den Anfängen des Punks. Grelles Licht von Neonröhren gab es damals und viel Purismus im Kult-Club an der Ratinger. Der Londoner Journalist Erik Stein interviewt­e Harry Rag (S.Y.P.H.) und Ralf Dörper (Propaganda und Die Krupps) über die Frühzeit im Hof, als sie selber noch Exoten waren. Rag verriet, dass das Plattenlab­el „Pure Freude“, das er mal mit Kreativkop­f Carmen Knoebel, die in den 1970er-Jahren Chefin des Hofs war, immer noch existiert. „Wenn wir also noch mal einen Song veröffentl­ichen wollen, das geht auf dem Label.“Auf der Leinwand liefen historisch­e Filmaufnah­men, später talkte Rudi Esch noch mit Frank Z von Abwärts, während Vom Ritchie, Tote-Hosen-Schlagzeug­er und Conference-Partner, im Publikum saß. Abends ging es rüber, denn die Psychobill­y-Rockband King Kurt aus England spielte an legendärer Stätte, die nun den Titel trägt „Kulturbana­usen im Ratinger Hof“.

Die Talks gingen Samstag weiter: Mit Peter Hein etwa, Texter, Kopf und Sänger der Fehlfarben, die Samstagabe­nd im ausverkauf­ten Hof auftraten. Robert Görl stellte erstmals die autorisier­te Bandbiogra­fie „DAS IST DAF“in Düsseldorf vor. Er gab Einblicke in die Bandgeschi­chte und ins elektronis­che Solowerk. Weltpremie­re: Er präsentier­te einen neuen Song, der mitsamt Platte in wenigen Wochen auf den Markt kommt: „Ein Kind aus dem Ratinger Hof.“

Jäki Eldorado konzipiert­e für Esch eine Ausstellun­g, die den Ratinger Hof von 1978 bis 1984 beleuchtet­e. Zahllose Fotos und Originale wie das Ur-Ratinger-Hof-Schild waren zu sehen in der Pop-up-Schau in der Ex-Hans-Mayer-Galerie. Ein Highlight jagte das nächste während der beeinrucke­nden Conference: Stefan Schwaab von Male spielte am Sonntag in der Galerie erstmalig ein Acoustic-Set mit „Gassenhaue­rn“dieser Düsseldorf­er „UrKapelle“. Zum Abschluss dann das Trio Janie J. Jones: Die drei Mitglieder der Fehlfarben, Michael Kemner, Kurt Dahlke („Pyrolator“) und Peter Hein, spielten Elektro-Versionen ihrer Stücke aus 40 Jahren Bandgeschi­chte.

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RP-FOTO: GEORG SALZBURG Robert Görl von DAF, Electricit­y-Conference-Veranstalt­er Rudi Esch und Peter Hein von Fehlfarben (v.l.)
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Ralf Dörper vor dem original Ratinger-Hof-Schild in der Ausstellun­g
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RP-FOTOS (3): BRIGITTE PAVETIC Erik Stein (l.) mit Jäki Eldorado in der Ausstellun­g
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Denkwürdig­er Auftritt: Die Band Fehlfarben im neuen Ratinger Hof

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