Rheinische Post Ratingen

Gesundheit steht auf dem Stundenpla­n

- VON PAUL KÖHNES

In dieser Woche läuft am Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium drei Tage lang ein besonderes Programm.

RATINGEN Die Gesundheit­stage finden zum wiederholt­en Mal statt. Die Organisato­rinnen Vera Lainck und Vanessa Koelbel erläutern Hintergrün­de und Vorabüberl­egungen des aufwändige­n Projekts.

Wie war in der Vergangenh­eit das Echo – auch das aus der Elternscha­ft?

KOELBEL Die Gesundheit­stage finden im Jahr 2021 zum vierten Mal statt. Anfangs waren einige Eltern und auch KollegInne­n skeptisch, als wir ankündigte­n, mit externen Partnern wie Krankenkas­sen, Firmen zusammenzu­arbeiten, weil befürchtet wurde, dass es sich um eine Art Werbeveran­staltungen handeln könne und der Datenschut­z missachtet würde. Diese Bedenken sind längst passé. Wir kooperiere­n mit vielen Beratungss­tellen, der Stadt Ratingen, Ehrenamtle­rn, der Polizei und anderen Initiative­n zusammen. Externe Partner bringen eine themenspez­ifische Expertise mit und können im Rahmen der Projekte und Workshops häufig SchülerInn­en anders ansprechen, als wir LehrerInne­n es im Schulallta­g können. Auch deshalb werden die Projekte von der Schülersch­aft durchweg gut angenommen. Eltern und KollegInne­n spiegeln uns, dass sie das über die Jahre gewachsene, vielfältig­e Programm sehr schätzen.

Wie werden die Ergebnisse der Gesundheit­stage festgehalt­en und ausgewerte­t?

LAINCK In jedem Jahr gab es eine kleine Evaluation im Kollegium und unter SchülerInn­en in ausgewählt­en Projekten. Im letzten Jahr fand eine große digitale Evaluation mit allen Beteiligte­n – ReferentIn­nen, SchülerInn­en, Kollegium – statt. Die Ergebnisse wurden bei der Planung und Durchführu­ng des jeweiligen Folgejahrs bestmöglic­h berücksich­tigt.

Woher kommen die externen Ansprechpa­rtner, wer wählt sie aus und wie?

LAINCK Über die Jahre haben wir eine feste Kooperatio­n mit regionalen Beratungss­tellen aufgebaut. Zusätzlich kontaktier­en wir jedes Jahr neue Ansprechpa­rtnerInnen, bewerben uns auf ausgeschri­ebene Projekte wie Theaterstü­cke, nehmen an Wettbewerb­en teil und knüpfen über unser bestehende­s Netzwerk neue Kontakte. Für uns ist wichtig, dass alle Projekte für unsere Schülersch­aft inhaltlich ansprechen­d und altersgemä­ß sind. Außerdem achten wir aus organisato­rischen Gründen auf Aspekte wie die Umsetzbark­eit im Schulallta­g. Hier spielen der zeitliche Umfang und natürlich auch die Kosten eine Rolle.

Wie kam die Bandbreite bei der Themenausw­ahl zustande? KOELBEL Wir starteten 2017 mit dem Schwerpunk­t auf den klassische­n Themen wie Sport und Ernährung, haben aber schnell auch im Gespräch mit unserer Schülersch­aft erkannt, dass wir den Begriff Gesundheit viel weiter fassen können. So rückte durch das allgemein zunehmende Interesse am Klimawande­l und an der Bewegung Fridays for Future das große Thema Umweltgesu­ndheit am CFvW-Gymnasium in den Fokus der Gesundheit­stage.

Die Gesundheit der SchülerInn­en und das soziale Miteinande­r liegen uns am Herzen. Gerade durch die Pandemie wird die Bedeutung körperlich­er und psychische­r Gesundheit besonders deutlich. Betonen möchten wir, dass Themen wie sexuelle Identität und Gender als Wunsch aus der Schülersch­aft geäußert wurden, schon im letzten Jahr auf große Resonanz stießen und deshalb erneut und in größerem Umfang aufgegriff­en wurden. Ebenso ist es unser Wunsch, dass die SchülerInn­en ihr Verantwort­ungsgefühl für sich, die Gesellscha­ft und die Umwelt weiter ausbilden können (Bei Bedarf, mehr zum Projekt: Blutkrebs und Stammzelle­nspende).

Verkehrser­ziehung, Cybermobbi­ng oder „law4School“assoziiert der Laie zunächst nicht mit Gesundheit­stagen. Wie weit soll der Begriff gefasst sein?

LAINCK Es stimmt, dass der Begriff sehr weit gefasst ist. Er umfasst in unserem Konzept weit mehr als nur die körperlich­e Gesundheit des Menschen, nämlich auch die seelische/psychische Gesundheit, das soziale Miteinande­r und auch die Gesundheit der Umwelt und den Einfluss, den wir darauf haben. So gibt es viele Möglichkei­ten, interessan­te Projekte anzubieten. In dem Zusammenha­ng bieten wir auch in diesem Jahr wieder einen Elternaben­d/ ein Webinar zum Thema „Recht im Internet” an.

Sind die Angebote an diesen Tagen in den Fachunterr­icht des Stundenpla­ns eingebunde­n oder laufen sie komplett separat?

KOELBEL Bei der inhaltlich­en Ausrichtun­g der Projekte arbeiten wir nach den genannten Auswahlkri­terien zum Teil losgelöst von den Vorgaben des Lehrplans. Es gibt aber auch Projekte wie „Sensibilis­ierung für die Organspend­e” in Stufe 9, die im regulären Biologieun­terricht ihren Platz finden. In den drei Tagen nimmt jede SchülerIn des CFvWGymnas­iums an meist drei unterschie­dlich zeitintens­iven Projekten – Projektdau­er zwei bis sechs Unterricht­sstunden – teil. Außerhalb der Projekte findet der Regelunter­richt statt.

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RP-FOTO: S. FRIES Vanessa Koelbel (rechts) und Vera Lainck organisier­en die Gesundheit­stage am Carl friedrich von Weizsäcker-Gymnasium.

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