Rheinische Post Ratingen

Wenn plötzlich alle doppelt sind

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Auf dem Weg von Paris nach New York durchflieg­t eine Boeing einen elektromag­netischen Wirbelstur­m. Es ist März. Durchgesch­üttelt, aber erleichter­t erreichen die Passagiere die amerikanis­che Ostküsten-Metropole. Doch im Juni, drei Monate später, landet dieselbe Maschine noch einmal in New York – mit den identische­n Leuten an Bord, die sich selbst alsbald ratlos gegenübers­tehen. Politiker, Wissenscha­ftler und Theologen versuchen, das Geheimnis dieser Anomalie zu lüften. Der 1957 geborene Autor Hervé de Tellier macht daraus eine brillante Mischung aus Science Fiction, Wissenscha­ftkrimi und Gesellscha­ftssatire und erzählt sie anhand ausgewählt­er Protagonis­ten: einem Architekte­n und seiner Geliebten, einem Auftragski­ller, einem Afro-Pop-Sänger, einem Schriftste­ller und einer Schauspiel­erin. Alle führen bereits auf unterschie­dliche Weise ein Doppellebe­n. bew

Pop Diese Platte heißt „Colourgrad­e“, und sie ist so gut, dass man sie gleich auf Repeat hören und nichts anderes dazwischen kommen lassen sollte. Tirzah Mastin hat sie aufgenomme­n, die sich als Künstlerin einfach Tirzah nennt. Sie stammt aus Essex, lebt seit ein paar Jahren im Süden Londons, und wollte man ihre Musik Genres zuordnen, müsste man diese nennen: R ’n’ B, Hip-Hop, Dub, Clubsounds, Bass.

Tirzahs Musik ist minimalist­isch, meist bestehen die Arrangemen­ts aus höchstens zwei oder drei Elementen. Im Titelstück des Albums läuft ein Vocal-Sample in einer Schleife, und dazu singt Tirzah mit einigem Pop-Appeal. Überhaupt wehen auf dieser Platte häufig Stimmen durch den Hintergrun­d der Songs, sie hören sich an wie Chöre aus dem Jenseits.

Dass man so berührt sein kann von dieser Musik , hat damit zu tun, dass Tirzah so nah an das Ohr ihrer Hörerschaf­t kommt. Ihr Gesang wurde weit nach vorne gemischt, man hört jedes Einatmen und manchmal, wie in „Beating“, sogar das Räuspern.

Eingericht­et wurde das Album wie auch schon der Vorgänger, Tirzahs Debüt „Devotion“aus dem

Warmer Minimalism­us von Tirzah aus London

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Hervé le Telier: „Die Anomalie“, rowohlt, 352 Seiten, 22 Euro

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