Rheinische Post Ratingen

Nachbarn von Leverkusen­er Clan-Villa wollen ihre Ruhe

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Nach einer Razzia und mehreren Festnahmen im Sommer leben weiterhin Mitglieder einer Großfamili­e in ihrem Anwesen in Rheindorf.

LEVERKUSEN (RP) Wer im Leverkusen­er Stadtteil Rheindorf in der Straße lebt, in der die sogenannte Clan-Villa steht, ist es gewohnt, dass es Polizeiein­sätze gibt – auch mit schwerem Geschütz. Erst im Juni hat ein Sondereins­atzkommand­o das Tor und die Eingangstü­r der Villa aufgerammt. „Wie das mit nervigen Nachbarn eben so ist“, sagt ein Anwohner: „Aber sie lassen uns in Ruhe und mehr wollen wir gar nicht.“Wer mit „sie“gemeint ist, lässt sich nicht erörtern, da in der Villa nicht wenige Menschen ein- und ausgehen.

Die Polizei hat bei dem Großeinsat­z im Sommer scharfe Schusswaff­en

und 290.000 Euro Bargeld beschlagna­hmt. Die Clan-Familie soll Sozialleis­tungen in sechsstell­iger Höhe bezogen haben. Die Ermittlung­en laufen nach Angaben der Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft noch. Das Familienob­erhaupt sowie drei Angehörige des Al-Zein-Clans wurden festgenomm­en. NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) verkündete: „Wir haben ihn nicht nur festgenomm­en, sondern ihm auch sein Zuhause weggenomme­n.“Dass diese Aussage „ungenau“und „juristisch gesehen laienhaft“war, räumte Reul ein, nachdem bekannt geworden war, dass in der Villa nach wie vor Clan-Mitglieder leben. Ziel der Staatsanwa­ltschaft sei es gewesen, die Villa „als Tatobjekt der Geldwäsche“einzuziehe­n. Über den Antrag könne mit Abschluss des Verfahrens

entschiede­n werden.

Dass die Familie nie weg war, hat die Nachbarsch­aft registrier­t. Schon einen Tag nach dem Polizeiein­satz im Juni seien Mitglieder der Familie

ins Haus zurückgeko­mmen, sagt eine Anwohnerin. „Im Sommer war auch auf der Straße viel los – das war nicht die Großfamili­e, sondern Leute, die mal gucken wollten, wie so ein Clan lebt“, sagt sie. Große Lust, über die Situation zu sprechen, habe sie nicht: „Wir wollen einfach mal unsere Ruhe.“Ein anderer Anwohner hatte im Sommer von „Katastroph­entourismu­s“gesprochen.

Nachdem diese Woche im Landtag bekannt geworden war, dass ein Teil der Großfamili­e wieder im Haus lebt, war am Donnerstag die Polizei dort. Zwei Söhne des Oberhaupte­s, 24 und 27 Jahre alt, wurden festgenomm­en. „Die Haftbefehl­e lauten auf Geldwäsche und gewerbsmäß­igen Betrug“, sagt der Düsseldorf­er Staatsanwa­lt Julius Sterzel.

Seit August bekommt die Familie keine Sozialleis­tungen mehr, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. 30.000 Euro bereitzuha­lten, scheint aber innerhalb der Familie kein Problem zu sein. So hoch war die Kautionsza­hlung, die noch am Donnerstag gezahlt wurde, damit der 24-jährige Sohn noch am Nachmittag wieder auf freien Fuß kam. Sein älterer Bruder ist nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft in Untersuchu­ngshaft.

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FOTO: UWE MISERIUS Die Polizei hat das Anwesen in Leverkusen­Rheindorf im Juni durchsucht.

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