Rheinische Post Ratingen

Der Nerd gegen die Berliner

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Mark Lebedew soll den VfB Friedrichs­hafen wieder zur Volleyball-Meistersch­aft führen. Favorisier­t sind aber die Hauptstädt­er.

FRIEDRICHS­HAFEN (dpa) Mark Lebedew bezeichnet sich selbst als Nerd. Der neue Trainer von Volleyball-Rekordmeis­ter VfB Friedrichs­hafen verfügt über riesiges Fachwissen und weiß, dass ihn das auch ein bisschen zum Sonderling macht. Der langjährig­e Coach der Berlin Volleys pflegt seinen eigenen Blog „At Home On The Court“, in dem er praktische Tipps gibt, und veranstalt­et auch Seminare, in denen er zum Beispiel über das optimale Training im Mittelbloc­k berichtet.

„Ich bin auf der Suche nach dem perfekten Spiel“, sagte Lebedew, als er in Friedrichs­hafen Michael Warm ablöste und im April einen Vertrag über zwei Jahre unterschri­eb. „Vielleicht bin ich tatsächlic­h ein Volleyball-Nerd, wenn man so sagen kann.“

Vielleicht kann dieser wissbegier­ige Australier auch die Volleyball­Herrschaft

der Berlin Volleys brechen. Und nicht weniger als die Meistersch­aft lautet die Mission für den 54-Jährigen vor dem Saisonstar­t am Mittwoch (19 Uhr) gegen die SVG Lüneburg.

2015 hat Friedrichs­hafen letztmals den Titel errungen, damals noch unter Trainer-Legende Stelian Moculescu. Seitdem hat stets Berlin die Meistersch­aft gewonnen und dabei Angriffe der Trainer Vital Heynen sowie jüngst Warm abgewehrt.

Aber Lebedew, der zuletzt Gwardia Breslau in Polen betreute, kennt sich mit so einer Situation bestens aus. 2010 wurde er Coach in Berlin und durchbrach mit den Meistersch­aften von 2012 bis 2014 die damalige Regentscha­ft von Friedrichs­hafen. „Ich kenne also die Situation“, berichtete Lebedew.

Für den VfB war der Mann aus Down Under, der auch schon in Belgien, Italien und als Nationaltr­ainer in seiner Heimat gearbeitet hat, der „absolute Wunschkand­idat“, wie es Friedrichs­hafens Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt ausdrückte. „Mark Lebedew ist ein großer Volleyball­fachmann, hat enorme Erfahrung und konnte in der Vergangenh­eit

bereits viele Erfolge feiern.“

Das „Wohnzimmer“des Vereins findet Lebedew aber nicht am Bodensee. Weil die bisherige Halle auf dem Messegelän­de in Friedrichs­hafen nicht mehr zur Verfügung steht, trägt der Traditions­verein seine Heimspiele im rund 110 Kilometer entfernten Neu-Ulm aus. In der Ratiopharm-Arena sind die Ulmer Bundesliga-Basketball­er zu Hause. „Wir haben viele Möglichkei­ten und Hallen geprüft“, erläuterte SpäthWeste­rholt. „Aber entweder waren die Hallen belegt oder aber sie haben nicht die Anforderun­gen der Volleyball-Bundesliga und des europäisch­en Verbands erfüllt.“Die Neu-Ulmer Arena erfüllt diese Kriterien etwa mit einer Deckenhöhe von 14 Metern. Lebedew wird mit seinem Team aber weiter in der Messe am Bodensee trainieren.

Der VfB hatte schon vor der Saison

2020/21 ohne eigene Halle dagestande­n. Da hatte sich herausgest­ellt, dass die ZF-Arena in Friedrichs­hafen wegen Baufälligk­eit geschlosse­n werden musste.

Solche Probleme haben die Berliner nicht, die in der Max-SchmelingH­alle zum Branchenpr­imus geworden sind. Mit Nationalsp­ieler Ruben Schott haben die Volleys im Außenangri­ff noch mal an Qualität dazugewonn­en. „Mit diesem Kader ist es unser Anspruch, wieder um alle nationalen Titel zu kämpfen“, betonte Geschäftsf­ührer Kaweh Niroomand.

Teil eins gelang dem ChampionsL­eague-Starter mit dem deutlichen 3:0-Erfolg im Supercup am Samstag gegen die United Volleys Frankfurt schon mal. Der erste Minischrit­t in Richtung Meistersch­aft soll dann mit einem Heimsieg am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen die Helios Grizzlys Giesen folgen.

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FOTO: DPA Auf der Suche nach dem perfekten Spiel: Mark Lebedew.

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