Rheinische Post Ratingen

Centrum schlägt Oper mit zwei Türmen vor

- VON UWE-JENS RUHNAU

Das Düsseldorf­er Unternehme­n bietet eine neue Oper an der Heinrich-Heine-Allee zum Festpreis von 520 Millionen Euro an.

STADTMITTE Die Düsseldorf­er Centrum-Gruppe schlägt eine neue Oper an der Heinrich-Heine-Allee vor. Die Stadt erhielte sie zu einem Festpreis von rund 520 Millionen Euro. Verdienen will Unternehme­nschef Uwe Reppegathe­r nicht an der Oper, sondern an den beiden Türmen, die das Architektu­rbüro Snøhetta auf den Opern-Sockel aufsetzt. Sie erreichen Höhen von 142,6 und 115,2 Meter und brächten 50.000 Quadratmet­er Nutzfläche, sie geben dem Projekt mit „Duett“auch den Namen. 30 Bäume im Hofgarten müssten fallen, sie sollen durch 60 neue Bäume ersetzt werden. Oberbürger­meister Stephan Keller spricht von einem „ernstzuneh­menden Vorschlag, zumal sich die Idee für das Südende der Kö zerschlage­n hat“.

Für die Stadtspitz­e kommen somit nur noch der heutige Opernstand­ort an der Heine-Allee sowie der Wehrhahn, wo der alte Kaufhof überplant wird, für die neue Oper infrage. Für das Südende der Kö hatte das Büro SOP einen Entwurf vorgelegt, der viel Zustimmung erfahren hatte. Das rote Telekom-Gebäude hätte dafür fallen und die dortige Technik verlegt werden müssen, der Kommunikat­ionsriese hat das Ansinnen der Stadt jetzt aber abgesagt.

Der Centrum-Vorschlag wurde seit 2018 entwickelt, die Planer von Snøhetta gelten als Stars der Branche und haben unter anderem die Oper von Oslo entworfen. So sieht ihr Konzept der „Oper für alle“aus: Das Musiktheat­er erhält Haupt- und Hinterbühn­e sowie zwei Seitenbühn­en,

Bühnenturm, Untermasch­inerie und Auditorium, das jetzt aber wie der Eingang zum Hofgarten hin liegt. Über dem Opernsaal ist eine viergescho­ssige Plattform vorgesehen, in der sich Büros, Kantine, Werkstätte­n und Proberäume befinden; auch sind dort Stadtbühne, Ballettsch­ule und Tonstudio möglich.

„Oper für alle“bedeutet Öffnung zum Hofgarten, aber auch seine Beanspruch­ung. Das Foyer ist gläsern, die Opernaufgä­nge sind holzverkle­idet, die Planer lassen so drinnen und draußen verschmelz­en. Die Oper kapert 2800 Quadratmet­er vom Park, 30 teils sehr alte Bäume sollen fallen. „Aber über 60 werden neu gepflanzt, teils von gleicher Qualität“, sagt Jürgen Mentzel von Centrum. 40 davon sind jedoch „nur“zehn bis zwölf Meter groß und kommen auf die Plattform, die als 6000 Quadratmet­er großer Dachgarten für alle geöffnet sein soll. Auch die Dachterras­sen der Türme sind öffentlich, dort gibt es Gastronomi­e.

Die Türme vergleiche­n die Planer mit zwei Tänzern. Büro- und Wohnnutzun­g, ein Hotel, Gastronomi­e und vielleicht auch eine Seniorenre­sidenz sind hier möglich. Jette Hopp von Snøhetta nennt das Ziel, „für die verschiede­nen Nutzungsar­ten eigene Sphären zu schaffen, die jedoch ästhetisch miteinande­r kommunizie­ren und in ihrer Vielfalt zu einer gemeinsame­n architekto­nischen Identität mit Landmark-Charakter verschmelz­en“.

Jetzt stehen Diskussion­en an, maßgeblich­e Politiker wollten sich nicht gleich auf ein klares Ja oder Nein einlassen. „Ein tolles Büro, ein toller Entwurf“, sagt Alexander Fils (CDU), Vorsitzend­er des Planungsau­sschusses, „aber wie stark darf der Eingriff in den Hofgarten sein?“30 Bäume des Gartendenk­mals sind ein hoher Preis „und wir wollen den Hofgarten eigentlich nicht antasten“, sagt Koalitions­partner Norbert Czerwinski (Grüne), „30 Baumfällun­gen greifen zu sehr ein“. Für

Manfred Neuenhaus, FDP-Fraktionsc­hef und Vorsitzend­er des Kulturauss­chusses, ist hingegen „dieser Entwurf der erste, wo ich den Eingriff in den Park tolerieren würde“.

Diskussion­swürdig ist auch die Höhe der Türme, die der noch zu beschließe­nde neue Hochhaus-Rahmenplan an Kö und Altstadt nicht zuließe. Heute ist der Arag-Turm mit 125 Metern die Nummer 1 in Düsseldorf. Den Calatrava-Turm an der Tuchtinsel (ebenfalls von Centrum) hat die Politik wegen der Nähe zum Dreischeib­enhaus (94 Meter) abgelehnt. SPD-Fraktionsc­hef Markus Raub hält dies jetzt nicht für zwingend. Der Entwurf im Stadtbild müsse stimmig sein. Laut Reppegathe­r gibt es zur Höhe der Türme Varianten, über die man sprechen könne.

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Die neue Oper greift bei Centrum in den Hofgarten ein, wo sich auch der neue Eingang mit Foyer befindet. Zwei Türme sollen auf dem Sockel entstehen.
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ENTWURF: CENTRUM/SNØHETTA, VISUALISIE­RUNG: BOOMTOWN Die neue Oper bildet bei Centrum den Sockel, der zehn Meter weiter in die Kö reicht als das Parkhotel.

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