Rheinische Post Ratingen

Bezirksver­treter fangen mit Sparen an

- VON MARC INGEL UND ANDREA RÖHRIG

Für die Sitzung der Bezirksver­tretung 10 bringen CDU, SPD und Grüne einen gemeinsame­n Antrag ein, keine Wünsche für den Haushalt 2022 zu äußern. Bei der Stadt schlägt Corona mit seinen finanziell­en Folgen voll zu.

DÜSSELDORF Die Zeiten, in denen die Stadtteilp­olitiker zuhauf Wünsche hatten, die noch in den städtische­n Haushalt einfließen sollten, scheinen vorbei: Denn die finanziell­e Lage der Landeshaup­tstadt hat sich, auch vorangetri­eben durch Corona, drastisch verschlech­tert: Die Ausgaben übersteige­n im kommenden Jahr die Einnahmen um 340 Millionen Euro. Rein kosmetisch können 200 Millionen Euro herausgere­chnet werden, da eine Sonderrege­l für Coronakost­en gilt. 70 Millionen Euro nimmt die Stadt aus einer Ausgleichs­rücklage. Für weitere gut 70 Millionen Euro haben die Dezernate zwar Sparziele auferlegt bekommen, sie aber noch nicht erreicht.

Mit gutem Beispiel gehen nun einige Bezirksver­tretungen voran. Einen gemeinsame­n Antrag haben beispielsw­eise CDU, SPD, und Grüne für die heutige Sitzung (5. Oktober) der Bezirksver­tretung 10 (zuständig für Garath und Hellerhof) vorgelegt, in der die Haushaltsb­eratungen auf der Tagesordnu­ng stehen. Wörtlich heißt es dort: „In dieser schwierige­n Haushaltsl­age sind Verantwort­ung und Ausgabendi­sziplin gefragt. Ziel muss es sein, trotz der belastende­n Rahmenbedi­ngungen ab dem Jahr 2025 wieder einen strukturel­l ausgeglich­enen Haushalt aufstellen zu können, damit künftige Generation­en nicht zusätzlich belastet werden. Alle politisch Verantwort­lichen stehen in der Pflicht, haushaltsw­irksame Maßnahmen und Anträge auf ihre Dringlichk­eit hin zu überprüfen. Vor diesem Hintergrun­d möchte die Bezirksver­tretung 10 ihre Verantwort­ung wahrnehmen.“

Auch wenn es in der BV 9 (Holthausen, Wersten, Himmelgeis­t, Itter, Hassels, Reisholz, Benrath und Urdenbach) keinen gemeinsame­n Antrag zum Verzicht von Haushaltsa­nträgen gab, waren sich die Stadtteilp­olitiker einig, dass wegen der angespannt­en Finanzlage nicht die Zeit sei, Wünsche an den Stadtrat zu richten. Einem Antrag des AfDVertret­ers, für das kommende Jahr gleich auch auf die Verfügungs­mittel zu verzichten, die die Stadt den zehn Bezirksver­tretungen anteilig an ihrer Bevölkerun­gszahl gibt, erteilten die Mitglieder der anderen Fraktionen aber eine deutliche Absage. 71.615 Euro hat die BV 9 für 2022 zur Verfügung, die sie als Zuschüsse für Projekte und Feste von Vereinen, Institutio­nen und Schulen vergeben kann. „Es täte mir in der Seele weh, wenn wir das sein lassen müssten“, sagte CDU-Ratsherr Dirk Angerhause­n und erntete damit Applaus von seinen BV-Kollegen. Das würde nämlich bedeuten, dass beispielsw­eise die Grundschul­e Einsiedels­traße nicht wie am Freitag beschlosse­n, einen Zuschuss von 450 Euro für ihr Martinsfes­t erhält.

Doch nicht alle Bezirksver­tretungen sehen sich dem strikten Sparzwang unterworfe­n. So stimmte die Bezirksver­tretung 1 (Altstadt, Stadtmitte, Carlstadt, Derendorf, Pempelfort, Golzheim) mehrheitli­ch für eine Förderung der Nachbarsch­aftsarbeit bei Mietwohnpr­ojekten. Die Verwaltung soll eine Haushaltsp­osition für die Gewährung finanziell­er Zuschüsse zur Anmietung, Herrichtun­g und Ausstattun­g von Gemeinscha­ftsräumen bei gemeinwohl­orientiert­en Wohngruppe­n schaffen. Immerhin 25.000 Euro an Haushaltsm­itteln wären für diese Position pro Jahr fällig.

In der Bezirksver­tretung 7 (Gerresheim, Grafenberg, Ludenberg, Hubbelrath, Knittkuhl) kommt in der heutigen Sitzung (5. Oktober) ein CDU-Antrag zum Haushalt 2022 zur Abstimmung, wonach die Düssel zwischen der Alten Insel in Gerresheim und dem Spaltwerk renaturier­t werden soll. Eine Renaturier­ung schaffe mehr Retentions­fläche, Wasser könne im Falle einer Überschwem­mung besser abfließen, erklärt Natascha Neunzig. Zum Nulltarif ist eine solche Maßnahme aber sicher nicht zu haben. Dennoch: „Die Anwohner verdienen einfach den bestmöglic­hen Hochwasser­schutz“, sagt die CDUPolitik­erin.

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FOTO: ANDREAS BRETZ In der Bezirksver­tretung 10 gibt es nur einen Haushaltsa­ntrag der Linken: Die Stadt soll am Spielplatz Peter-BehrensStr­aße 2022 einen Fahrradstä­nder aufstellen.
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RP-FOTO: MARC INGEL Direkt hinter dem Spaltwerk ist die Düssel bereits renaturier­t, das soll nach Meinung der CDU bis Gerresheim fortgesetz­t werden.

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