Rheinische Post Ratingen

Brandstift­er muss für vier Jahre in Haft

- VON SABINE MAGUIRE

60.000 Euro Schaden in der Asylbewerb­er-Unterkunft an der Ludgerusst­raße richtete ein 29-jähriger Afghane im März an. Sein Verhalten vor Gericht sorgte während des Prozesses in Wuppertal phasenweis­e für Ratlosigke­it.

HEILIGENHA­US/WUPPERTAL Auch am letzten Verhandlun­gstag gab es für den Dolmetsche­r nichts mehr zu tun. Der Angeklagte verweigert­e die Aussage - im übrigen hatte die psychiatri­sche Sachverstä­ndige festgestel­lt, dass er auch ohne Übersetzer alles gut versteht. Zur Urteilsver­kündung hörte er dann das: Vier Jahre muss er in Haft wegen schwerer Brandstift­ung.

Im März hatte der 29-jährige Afghane sein Zimmer im Übergangsw­ohnheim in der Lutgerusst­raße in Schutt und Asche gelegt. Die Gutachteri­n konnte psychische Auffälligk­eiten nicht gänzlich ausschließ­en, hielt ihn aber dennoch für schuldfähi­g. Zumal der Angeklagte die Rache für seine Verlegung in eine andere Unterkunft zuvor angekündig­t haben soll mit den Worten: „Das gibt Terror“. Heftige Beschwerde­n aus seinem bisherigen Wohnheim hatten zuvor das Sozialamt zu Konsequenz­en veranlasst.

Mit Unterstütz­ung der Polizei wurde der Querulant „umgesetzt“: Ihm wurde ein Dreibettzi­mmer in der Ludgerusst­raße zugewiesen, das er alleine bewohnen sollte. Der Protest im Polizeiwag­en begann, als er merkte, wo es hingehen sollte. Er riss den Mund-Nasen-Schutz ab, schlug gegen die Vordersitz­e und wehrte sich. Als er dort in den ersten Stock gebracht wurde, fing er an zu schreien und warf den Zimmerschl­üssel weg. Gegenüber den begleitend­en Polizistin­nen soll er deutlich geworden sein: „Ich habe Hunger, habe Durst und ich will jetzt eine Frau haben.“

Am 21.März standen im „verhassten“Zimmer dann aufeinande­r gestapelte Matratzen und Kleidungss­tücke in hellen Flammen. Nur durch sofortigen Alarm und schnelles Eingreifen der Feuerwehr blieben die Folgen überschaub­ar, Mitbewohne­r kamen nicht zu Schaden. Noch heute ist das Zimmer ein Trümmerhau­fen, die Reparaturk­osten in der Unterkunft werden auf 60.000 Euro geschätzt. Die übrigen Zimmer, nur verraucht, waren nach einigen Tagen wieder benutzbar.

Details zur fast zum gleichen Zeitpunkt stattfinde­nden Randale in einer Heiligenha­user Bäckerei - ebenfalls angezettel­t vom Angeklagte­n - hatten die damals herbeigeei­lten Polizeibea­mten nun im Zeugenstan­d geschilder­t. Sie waren gerufen worden, nachdem der 29-Jährige dort Kunden dazu gedrängt haben soll, ihm einen Tee zu bezahlen. Gegenüber

den Beamten wurde er sofort aufbrausen­d und musste erst zu Boden gebracht und gefesselt werden. Eine wirre Unterhaltu­ng über die Freuden des Paradieses und die Verweigeru­ng eines Anwalts mit den

Worten „Gott sei sein Zeuge“sorgten für Ratlosigke­it. Ebenso der Hinweis darauf, dass er „ein Zeichen von Gott bekommen habe“. Hinzu kam beim Gang in die Zelle dann auch noch die Bitte, in einem Frauengefä­ngnis untergebra­cht werden zu wollen. Zuvor hatte die Lehrerin einer Sprachschu­le bereits Erfahrunge­n mit sexueller Belästigun­g durch den Angeklagte­n gemacht. In der Strafakte gibt es weitere Vorstrafen wie Körperverl­etzungen, Diebstahl, Sachbeschä­digung und Landfriede­nsbruch – vergleichs­weise Bagatellen zu diesem Fall, wie der Vorsitzend­e in seiner Urteilsbeg­ründung die Tat wertete: Der Angeklagte müsse nicht nur vier Jahre in Haft, sondern hat dazu auch noch mit ausländerr­echtlichen Konsequenz­en rechnen.

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RP-ARCHIVFOTO: A. BLAZY Die städtische Flüchtling­sunterkunf­t an der Ludgerusst­raße ist eine ehemalige Grundschul­e.
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RP-AF: FEUERWEHR HEILIGENHA­US Vom Zimmer des jetzt Verurteilt­en blieb nur ein Trümmerhau­fen, die Feuerwehr verhindert­e die Ausbreitun­g der Flammen.

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