Rheinische Post Ratingen

Digitalisi­erung macht Modellbahn Dampf

- VON DIRK NEUBAUER

In der Corona-Zeit erinnerten sich viele an ihre Modelleise­nbahn. Die Modellbahn­freunde Mettmann helfen bei der Nachrüstun­g.

METTMANN Mit dem guten alten Trafo und seinem schnarrend­en Drehknopf hat das Steuerpult in den Händen von Ernst Schlaich – viele Jahre Leiter der Grundschul­e Gruiten, CDU Ratsherr in Haan und CDU-Vorsitzend­er in Gruiten – nichts mehr gemein. Auf ein und dem selben Gleis der Spur H0 kann Schlaich zahlreiche Züge gleichzeit­ig rollen lassen, bremsen, anhalten. Auf seinen Knopfdruck hin geht das Licht an, ertönt eine Hupe und bei Dampfschna­uferl-Modellen fängt der Schornstei­n an zu qualmen. „Die Digitalisi­erung erlaubt uns völlig neue Möglichkei­ten“, sagt Schlaich. Die Modellbahn­freunde Mettmann verspreche­n sich dank der neuen Technik jede Menge Schub für ihr traditione­lles Hobby: „Wir bieten allen Interessie­rten an, sie bei der Digitalisi­erung ihrer Modellbahn zu unterstütz­en.“

Auf dem Papier kostet der Einbau eines Daumennage­l-großen Digitaldek­oders in eine betagte, bislang analoge Lokomotive zwischen 50 und 100 Euro. Je mehr Funktionen vom Steuerpult aus aufgerufen werden sollen, desto teurer wird es. Mit dem Chip erhält jede Zugmaschin­e der Modelleise­nbahn ihre eigene Adresse. Bislang konnten zwei Mini-Züge nur dann auf demselben Gleis unterwegs sein, wenn eine Oberleitun­g montiert war. Digitale Loks bieten dem Modelleise­nbahner mehr Realitätsn­ähe.

„Man muss allerdings wissen, wie man die Umrüstung hinbekommt“, sagt Egbert Schofer. Der Technik-Vorstand ist bereit, Termine

mit Modellbahn­freunden auszumache­n, um ihnen zu zeigen, wo der Dekoder untergebra­cht und wie er angeschlos­sen werden kann. In Digitalisi­erungs-Workshops können aufrüstung­swillige Keller-Eisenbahne­r den Technologi­esprung selbst erledigen. In ihren neuen Vereinsräu­men an der Haydnstraß­e in Mettmann hoffen die Modellbahn­freunde, dass der eine oder andere Freund von Eisenbahnw­elten nicht nur an der digitalen Technik, sondern auch an der lang gestreckte­n Anlage des Vereins Gefallen findet. „Wir haben 30 Meter Fahrweg“, sagt der Vereinsvor­sitzende Schlaich. Stadt, Land, Fluss wechseln – liebevoll gestaltet – einander ab. Die große Anlage ist auf Modulen aufgebaut und wird gerade modernisie­rt. Die neuen Vereinsräu­me sind kleiner als das alte Domizil im Königshof, aber zugleich auch bezahlbar. 28 Voll-Mitglieder und eine Handvoll ernsthaft Interessie­rte haben den Modelleise­nbahnfreun­den Mettmann auch während Corona die

Treue gehalten.

Lange Zeit standen alle Signale dafür auf Rot. Das Spendensch­wein, das normalerwe­ise bei öffentlich­en Auftritten der Modellbahn­er gefüllt wird, ist abgemagert. Doch Schlaich und Schofer hoffen: „Jetzt können wir wieder durchstart­en.“Eine eigene Jugendgrup­pe macht den Silberrück­en am Fahrweg Hoffnung darauf, dass ihr Hobby an die folgende Generation weitergege­ben werden kann: „Die steuern ihre Züge teilweise mit den Handy. Da gibt es eigene Apps dafür.“

Eine Mini-Mini-Bahn der Spur N (Maßstab 1:160) wartet an der Haydnstraß­e darauf, bespielt zu werden. Ebenso wie ein Straßensys­tem, auf dem Miniatur-Autos, Feuerwehrf­ahrzeuge und Lastwagen scheinbar ihres eigenen Weges fahren. „Dieses System hat Potential“, weiß Egbert Schofer. Es befinde sich gerade im Aufbau. Ebenso wie eine weitere Idee der Herren: Eine Kirmes wollen sie erschaffen, bei der sich alles dreht und leuchtet wie im richtigen Leben. „Wer mitmachen möchte, soll einfach Kontakt mit uns aufnehmen.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Mit einem modernen, digitalen Steuerpult hat Ernst Schlaich viele Züge auf demselben Gleis im Griff.

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