Die Torhüterfrage bleibt offen
Für Fortuna geht es in der Liga beim Hamburger SV weiter. Doch wer wird dann zwischen den Pfosten stehen?
Wer vor der Zweitligapartie gegen den SC Paderborn einen der Beteiligten danach fragte, ob Raphael Wolf auch über dieses Spiel hinaus im Fortuna-Tor bleiben könne, der hätte ebenso gut Donald Trump um seine Steuererklärung bitten können. „Am Samstag spielt Raphael Wolf, und ich bin total zuversichtlich, dass er das gut macht“, sagte Trainer Christian Preußer vor dem Spiel auf entsprechende Nachfrage. „Aber danach ist es lange hin bis zum HSV-Spiel. Ich habe die Bitte, dass wir da Ruhe hineinbringen.“
Ruhe – das ist natürlich ein frommer Wunsch bei einem Traditionsverein wie Fortuna, ganz besonders bei einem so kontrovers diskutierten Thema wie der Torwartfrage. Immerhin bemühen sich die Beteiligten darum. Florian Kastenmeier, bis zu seiner Roten Karte in Ingolstadt die Nummer eins und am Samstag als Zuschauer in der Arena, hat öffentlich gar nichts dazu gesagt, und Routinier Wolf ist mit seinen 33 Jahren klug genug, nicht selbst Öl ins Feuer zu gießen.
„Natürlich möchte ich spielen, das ist doch ganz klar“, sagte Wolf nach dem 2:3 gegen Paderborn lediglich. „Ich denke, ich habe meinen Job gut gemacht, soweit ich das konnte. An den Toren konnte ich jetzt nichts machen, denn wenn ich vor dem 0:1 rausgehe, riskiere ich einen Elfmeter.“
Und auf Nachfrage zu seinen Zukunftsaussichten: „Es hat sehr viel Spaß gemacht, und ich würde mich freuen, auch wieder Spiele mit der Mannschaft gewinnen zu können. Aber schauen wir mal, ich will da jetzt auch kein Feuer reinbringen. Ich weiß den Ablauf leider nicht, da müsst ihr schon den Trainer fragen.“
Dieser hütet sich allerdings auch, Näheres zu seinen Überlegungen zu verraten. Und doch hat es Preußer auch diesmal nicht geschafft, dass Thema wegzumoderieren. Natürlich
ist er in einer undankbaren Situation. Er kann mehr verlieren als gewinnen. „Geben Sie mir bitte noch die Länderspielpause, so frisch nach dem Spiel braucht das jetzt keine Entscheidung“, so Preußer. Wolf habe aber seinen Job super gemacht, natürlich aber müsse man auch in die Gesamtbewertung mit einbeziehen, dass man drei Gegentreffer kassiert habe.
Das Torwartthema ist wichtig genug, dass sich auch die Führungsetage mit ihm beschäftigt. So wie Klaus Allofs, Vorstand Fußball, CSR und Kommunikation. „Bei Dennis Gorka sind wir uns sehr sicher, dass er mal eine Nummer eins von Fortuna werden kann, er konnte es aber ja bisher noch nicht nachweisen. Florian Kastenmeier und Raphael Wolf schon“, sagt der 64-Jährige. „Es gibt jetzt keinen Grund, warum man sich sofort festlegen sollte. Es geht darum, zu sehen, wer mit der Situation am besten umgeht und der Mannschaft weiterhilft. Ich sehe das als gesunden Konkurrenzkampf. Durch seinen Platzverweis hat Flo die Tür für Raphael geöffnet, und der hat das gegen Paderborn nicht schlecht gemacht. Am Ende wird der Trainer alle seine Beobachtungen nehmen und dann eine Entscheidung treffen.“
Eines gilt allerdings bei dieser Entscheidung zu bedenken: Je nach dem, für wen Preußer sie fällt, hat sie unterschiedliches Gewicht. Denn wenn er beim HSV Wolf spielen lässt, so wäre selbst Kastenmeier gegenüber nicht schwer zu verkaufen, dass sich der Trainer den Routinier erst einmal zwei, drei Partien ansehen muss, ehe er eine länger gültige Wahl trifft.
Nimmt Preußer jedoch schon in Hamburg Wolf wieder heraus und bringt nach nur einem Spiel Pause wieder Kastenmeier, so wäre das Signal eindeutig: Wolf wäre nur der Ersatzmann, der Stammkeeper Kastenmeier nur in Notfällen vertritt. Denn warum sonst sollte man so schnell erneut wechseln? Auch deshalb ist es die spannendste Personalie der nächsten beiden Wochen.