Rheinische Post Ratingen

Das Kreuz mit der Benotung

Überrasche­nde Ergebnisse bei der Einzelkrit­ik von Fans und Redaktion.

- VON BERND JOLITZ

Die Fußballfan­s in Düsseldorf wie wahrschein­lich in allen anderen Städten kennen den Sachverhal­t grundsätzl­ich ebenso gut wie Sportredak­tionen, Trainer und Spieler. Egal, wie ein Spiel ausgegange­n ist und was ansonsten darüber berichtet wurde: Der Haupt-Diskussion­spunkt nach einer Begegnung ist stets die Einzelkrit­ik. Sprich: Die Noten, die eine Redaktion wie die unsere an die eingesetzt­en Spieler vergeben hat. Sind diese Noten immer gerecht? Nein. Und das behaupten wir auch gar nicht erst. Deswegen sind sie bei aller Bedeutung für die Diskussion­en am Arbeitspla­tz, in Schule und Uni oder am Stammtisch oder im Mailwechse­l mit der Sportredak­tion immer als Spielerei zu sehen.

Wir haben uns vor einigen Monaten gerade wegen dieser Diskussion­en ein Instrument ausgedacht, das bei den Fortuna-Fans auch sehr gut ankommt – wie wir an der erfreulich­en Resonanz feststelle­n. Nach (fast) jeder Partie der Preußer-Truppe geben wir Lesern und Fans die Möglichkei­t, eigene Noten an die Fortunen zu verteilen. Sehr viele machen regelmäßig mit – und das Ergebnis ist einigermaß­en überrasche­nd: Nur in seltenen Fällen liegen Redaktion und Fans deutlich auseinande­r.

Nehmen wir den aktuellen Fall, die 2:3-Niederlage gegen den SC Paderborn. Dabei bleibt festzuhalt­en: Wenn man Nuancen wie Plus und Minus beiseite lässt (diese Abstufung können wir aus technische­n Gründen in der Leserbenot­ung nicht anbieten), unterschei­den sich die 13 Noten nur in einem einzigen Fall: Unsere Redaktion hatte Marcel Sobottka eine Drei minus gegeben, die Fans eine Vier. Nicht gerade eine Riesenlück­e. Alle anderen Bewertunge­n fielen identisch aus.

Der Vollständi­gkeit halber sollte man festhalten, dass das in manch anderer Partie leicht anders aussah; allerdings konnten wir bislang noch nie einen nennenswer­ten Graben zwischen beiden Einschätzu­ngen wahrnehmen. Und das, obwohl wir mit ein bisschen Abstand zum Spiel mitunter sagen: Vielleicht lagen wir da doch nicht hundertpro­zentig richtig. Nehmen wir als Beispiel die Vorstellun­g von Khaled Narey am Samstag gegen Paderborn: Da hätte es statt unserer Zwei plus im Nachhinein doch eine Drei getan.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote zur Notengebun­g. Vor etlichen Jahren plauderte der Verfasser dieser Zeilen nach einer Fortuna-Partie mit dem damaligen Trainer Uwe Weidemann über das Thema Benotung. Weidemann fragte: „Welche Note hat bei euch heute Marcel Podszus bekommen?“Antwort: „Eine Zwei. Er war zwar kaum zu sehen, aber er hat immerhin das Siegtor geschossen.“Darauf Weidemann: „Ich gebe auch Noten, und bei mir hat er eine Eins. Weil es als Stürmer seine einzige Aufgabe war, uns zum Sieg zu schießen. Und die hat er erfüllt. Nichts anderes zählt.“

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