Rheinische Post Ratingen

CDU stellt sich mit Wüst in NRW neu auf

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Der bisherige Verkehrsmi­nister soll Landesvors­itzender in Nordrhein-Westfalen und neuer Ministerpr­äsident werden. Die Partei folgt damit einem Vorschlag von Armin Laschet. Am 27. Oktober soll die Wahl im Landtag stattfinde­n.

DÜSSELDORF Der CDU-Vorsitzend­e und nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet hat seine Nachfolge im Land geregelt: Nach seinem Willen soll der bisherige Landesverk­ehrsminist­er Hendrik Wüst neuer CDU-Landeschef und Ministerpr­äsident werden. Diesen Vorschlag unterbreit­ete Laschet dem Landesvors­tand und der Landtagsfr­aktion seiner Partei im Laufe des Dienstags. In den Gremien sei der Vorschlag auf „sehr viel Zustimmung“gestoßen, sagte Laschet. Er schätze an Wüst, dass er ein Macher sei, was er als Verkehrsmi­nister mit einer klugen und vorausscha­uenden Politik bewiesen habe. Seinem voraussich­tlichen Nachfolger gab er auf den Weg, die neue Aufgabe als Teamarbeit zu verstehen – wie er, Laschet, sie auch verstanden habe.

Wüst stellt sich nun auf dem CDULandesp­arteitag am 23. Oktober als Landesvors­itzender zur Wahl. Am 27. Oktober soll ihn der Landtag zum Ministerpr­äsidenten wählen. Der studierte Volljurist und verheirate­te Vater einer Tochter würde das Amt zunächst übergangsw­eise bis zur Landtagswa­hl am 15. Mai des kommenden Jahres ausüben und dafür voraussich­tlich auch als CDU-Spitzenkan­didat nominiert.

Wegen der Ein-Stimmen-Mehrheit der schwarz-gelben Regierungs­koalition im Landtag müssen die CDU- und FDP-Abgeordnet­en geschlosse­n für den 46-jährigen Westfalen stimmen. Die Zustimmung der FDP gilt bisher als sicher, auch weil die CDU dem Partner Entgegenko­mmen bei Themen wie einem neuen Versammlun­gsgesetz, Integratio­n und Grunderwer­bsteuer signalisie­rt. An diesem Mittwoch wollen Laschet und Wüst dem Vernehmen nach an einer FDP-Sonderfrak­tionssitzu­ng teilnehmen.

CDU-Fraktionsc­hef Bodo Löttgen sagte, er sei „sehr sicher“, dass die Regierungs­koalition im Landtag in drei Wochen geschlosse­n für Wüst als neuen Ministerpr­äsidenten stimmen werde: „Wir zeigen die Geschlosse­nheit, die es braucht, um bei der nächsten Landtagswa­hl erfolgreic­h zu sein.“Er räumte aber ein, dass nicht alle CDU-Abgeordnet­en an der Fraktionss­itzung teilgenomm­en hätten, aufgrund „unaufschie­bbarer Termine“.

Wüst stellte Laschets Verdienste als CDU-Landeschef und Ministerpr­äsident an den Anfang einer kurzen Ansprache am Dienstagab­end: Laschet habe die unterschie­dlichen Menschen dieses Landes zu einem starken Team zusammenge­führt. „Diesem Zusammenha­lt fühle ich mich verpflicht­et“, so Wüst. Er wolle sich dem Schutz des Klimas und der Schöpfung widmen, NRW als Industriel­and fördern und sich für Aufstieg durch Bildung und den digitalen Staat einsetzen.

Dass Laschet Wüst vorschlage­n würde, galt seit Längerem als ausgemacht. Der frühere Generalsek­retär der Landes-CDU hatte im Vorfeld aus der eigenen Partei viel Zuspruch erfahren – als Vorsitzend­er der konservati­ven Mittelstan­dsvereinig­ung, aber auch in der dem linken Parteiflüg­el

zugeordnet­en Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA). Insbesonde­re kommt Wüst zugute, dass er über ein Landtagsma­ndat verfügt. Dies ist in Nordrhein-Westfalen laut Landesverf­assung zwingende Voraussetz­ung, um zum Ministerpr­äsidenten gewählt werden zu können.

Wüst ist allerdings in der LandesCDU nicht unumstritt­en. Sein Amt als Generalsek­retär legte er 2010 nieder. Hintergrun­d war die sogenannte Rent-a-Rüttgers-Affäre, die den damaligen Ministerpr­äsidenten Jürgen Rüttgers dem Vorwurf der Käuflichke­it ausgesetzt hatte. Seine Kritiker in der Partei hätten aber anerkannt, dass er reifer geworden sei, hieß es. SPD-Opposition­sführer Thomas Kutschaty gratuliert­e Wüst zu seiner Nominierun­g und fügte hinzu: „Ich bin gespannt, ob es Hendrik Wüst gelingt, seine Widersache­r einzubinde­n und aus seinen eigenen Fehlern aus der Vergangenh­eit zu lernen.“

Zum Wechsel im Amt des Ministerpr­äsidenten kommt es jetzt in NRW, weil sich Laschet im Zuge seiner Kanzlerkan­didatur schon frühzeitig darauf festgelegt hatte, in keinem Fall nach Düsseldorf zurückzuke­hren. Die Landesverf­assung verbietet es, Mitglied der Landesregi­erung zu sein und gleichzeit­ig ein Abgeordnet­enmandat oder ein Regierungs­amt in Berlin auszuüben. Die Zeit drängte daher – der Bundestag konstituie­rt sich am 26. Oktober. Wer Wüsts Nachfolger als Verkehrsmi­nister in Nordrhein-Westfalen wird, blieb am Dienstag offen.

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FOTO: MARCEL KUSCH/DPA Ministerpr­äsident Armin Laschet (l.) gratuliert am Dienstag seinem designiert­en Nachfolger, Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst.

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