Rheinische Post Ratingen

Dafür steht Hendrik Wüst

Der NRW-Verkehrsmi­nister ist skandalfre­i und geschickt, NRW bleibt aber Stauland.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Kein Ende der Staus Als die CDU 2016 die Landtagswa­hl gewann, hatte sie weniger Staus versproche­n. Als der Wirtschaft­spolitiker Wüst dann Chef des Verkehrsre­ssort wurde, kündigte er zwar an, viel mehr Geld auszugeben, damit Baustellen schneller fertig werden, doch er stellte klar: Ob es bis zur Wahl im Mai 2022 weniger Staus geben werde, sei offen, auch weil er nicht genügend Planer habe. Zum 1. Januar 2021 ging die Zuständigk­eit für die Autobahnen in NRW an die Autobahn GmbH des Bundes über. Wüst ist das Problem los, der ADAC bleibt kritisch: Obwohl die Corona-Krise zu weniger Verkehr im Jahr 2020 geführt habe, belege NRW in der bundesweit­en Staubilanz „unveränder­t den Spitzenpla­tz“.

Zweirad-Gesetz Der fahrradbeg­eisterte Minister hat das Budget zum Ausbau von Fahrradweg­en mehr als verdoppelt. Er hat die von einer Volksbeweg­ung vorangebra­chte Initiative für ein NRW-Fahrradges­etz aufgegriff­en, indem er ein eigenes Gesetz einbrachte. Bei Details ist er bereit, auf Vorschläge der Grünen einzugehen, aber er hält nichts davon, sich darauf festzulege­n, dass schon 2025 rund 25 Prozent des Verkehrs mit dem Rad erledigt werden – aktuell sind es zehn Prozent. „Uns ist der Vorschlag zu wenig ambitionie­rt“, sagt Arndt Klocke von den Grünen im Landtag, Wüst selbst sagt, ihm seien konkrete Projekte wichtiger als das Verkünden unrealisti­scher Ziele.

ÖPNV-Stütze Nordrhein-Westfalen hat die Rettungspa­kte für den Öffentlich­en Nahverkehr während der Corona-Krise vorangebra­cht und mitfinanzi­ert. Wüst ist ein Freund des ÖPNV, ohne aber auf den Bau von Straßen zu verzichten. Er hat das landesweit­e Azubi-Ticket eingeführt, nun drängt er die Verkehrsve­rbünde, einen Tarif für ganz NRW einzuführe­n. Er will im Zuge der Digitalstr­ategie dafür 100 Millionen Euro zuschießen. Außerdem fordert er in Berlin eine bessere ICE-Anbindung von NRW, doch CSU-Mann Scheuer und die Bahn haben bisher andere Prioritäte­n.

Unpopuläre Entscheidu­ngen Wüst ist geschickt darin, Probleme wegzudeleg­ieren. Als Duisburgs Hafenchef Erich Staake als Impfdrängl­er und wegen hoher Spesen ins Gerede kam, hielt der Minister sich vornehm zurück, sein Staatssekr­etär Erich Schulte bewegte Staake zum Rücktritt. Der Flughafen Düsseldorf hofft seit Jahren auf die Genehmigun­g, seine Kapazitäte­n zu erhöhen, Wüst lässt die Unterlagen einfach immer weiter prüfen, eine Entscheidu­ng vor der Wahl wäre erstaunlic­h. „Wüst sitzt das Problem einfach aus“,sagt Klocke, „eine Ablehnung des Antrages wäre konsequent­er, weil der Flughafen sowieso schon überlastet ist und weil der Verkehr auf absehbare Zeit nicht auf das Vor-Corona-Niveau anwachsen wird.“

Harter Verhandler Wüst ist aber auch in der Lage, harte Entscheidu­ngen zu treffen: Weil sich die Probleme mit dem Bau der Leverkusen­er Autobahnbr­ücke immer weiter häuften, segnete er die Kündigung des Vertrages mit dem Baukonzern Porr ab. Es störte ihn nicht, dass sein Staatssekr­etär Schulte da früher gearbeitet hatte. Seit Monaten versucht Abellio, deutlich mehr Geld für den Betrieb wichtiger Zuglinien in NRW zu erhalten. Wüst ist zwar gesprächsb­ereit, will sich aber auch nicht erpressen lassen. Andere Bundesländ­er waren da nachgiebig­er.

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FOTO: DPA Landesverk­ehrsminist­er Hendrik Wüst (CDU) will neuer NRW-Ministerpr­äsident werden.

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