Rheinische Post Ratingen

Neues Enthüllung­sbuch über Donald und Melania Trump

- VON RICHARD GUTJAHR

WASHINGTON Es ist still geworden um Donald Trump. Und das liegt nicht nur daran, dass die Social-Media-Kanäle des früheren US-Präsidente­n auf unbestimmt­e Zeit gesperrt bleiben. Das letzte Gerücht in Washington lautet, dass Trump diesen Sommer kurz davorstand, seine Präsidents­chaftskand­idatur für 2024 zu verkünden. Dazu kam es dann aber nicht. Und so suchen die News-Networks verzweifel­t nach neuem, quotenträc­htigem Futter.

Die perfekte Zeit für den Verlag Harper Collins, das mediale Trump-Vakuum mit einem weiteren Enthüllung­sbuch zu füllen: „I’ll Take Your Questions Now“(Hardcover, 352 Seiten, derzeit nur auf Englisch). Mehr als ein Dutzend solcher Enthüllung­sschmöker füllen die amerikanis­chen Buchhandlu­ngen: Zum Beispiel das Buch „The Room Where It Happened“von John Bolton, einst Sicherheit­sberater, laut Trump „einer der dümmsten Menschen, denen ich in der Regierung je begegnet bin“.

Nun also Stephanie Grisham, die unterschie­dliche Jobs im Weißen Haus hatte. Bis heute fragt sich der Pressekorp­s allerdings, was dort eigentlich ihre Aufgabe war. Denn obwohl Grisham zeitweise sogar offiziell den Titel Kommunikat­ionschefin trug, hat sie in dieser Zeit nicht eine einzige Pressekonf­erenz abgehalten. In Anspielung auf den Buchtitel flachsen die Journalist­en deshalb: „Wie bitte, Sie nehmen unsere Fragen jetzt (erst)?“.

Das neue Schlüssell­och-Oeuvre gleicht eher dem Drehbuch für eine

Daily Soap, bei dem neben Trump auch zahlreiche andere Charaktere ordentlich ihr Fett weg bekommen. Zuallerers­t natürlich die First Lady, die fast regungslos auf die Nachricht von den Sex-Skandalen ihres Mannes reagierte und die beim Secret Service den Codenamen „Rapunzel“hatte, weil sie nur selten aus ihren Gemächern kam.

Anders hingegen Tochter Ivanka und Schwiegers­ohn Jared (interne Spitznamen: „Die Praktikant­en“), die gerne auch zu offizielle­n Meetings erschienen, bei denen sie nichts verloren hatten. Das Buch ist gespickt mit Szenen, die so grotesk anmuten, dass sie sich vermutlich genau so zugetragen haben – getreu dem Motto: Kann man sich nicht ausdenken.

So beschreibt Grisham zum Beispiel, wie Donald Trump Wladimir Putin vor einem Presseterm­in darauf hingewiese­n haben soll, er werde ihm gegenüber gleich etwas härter auftreten: „Für die Kameras, Sie verstehen.“Ein Trump-Mitarbeite­r und Ex-Freund der Autorin soll innerhalb des Trump-Teams die Aufgabe gehabt haben, den Präsidente­n mit Musik zu besänftige­n, jedes Mal wenn dieser einen seiner cholerisch­en Anfälle hatte.

In einem TV-Interview am Montag bezeichnet­e Stephanie Grisham ihre Zeit im Weißen Haus als Fehler. Sie habe das Buch geschriebe­n, weil sie Angst habe, Trump könne noch einmal kandidiere­n. Das wäre dann ein einziger Rachefeldz­ug.

Das neue Oeuvre gleicht dem Drehbuch für eine Daily Soap

Unser Kolumnist Richard Gutjahr ist seit 1. Oktober auch unser Korrespond­ent in Washington.

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