Neues Enthüllungsbuch über Donald und Melania Trump
WASHINGTON Es ist still geworden um Donald Trump. Und das liegt nicht nur daran, dass die Social-Media-Kanäle des früheren US-Präsidenten auf unbestimmte Zeit gesperrt bleiben. Das letzte Gerücht in Washington lautet, dass Trump diesen Sommer kurz davorstand, seine Präsidentschaftskandidatur für 2024 zu verkünden. Dazu kam es dann aber nicht. Und so suchen die News-Networks verzweifelt nach neuem, quotenträchtigem Futter.
Die perfekte Zeit für den Verlag Harper Collins, das mediale Trump-Vakuum mit einem weiteren Enthüllungsbuch zu füllen: „I’ll Take Your Questions Now“(Hardcover, 352 Seiten, derzeit nur auf Englisch). Mehr als ein Dutzend solcher Enthüllungsschmöker füllen die amerikanischen Buchhandlungen: Zum Beispiel das Buch „The Room Where It Happened“von John Bolton, einst Sicherheitsberater, laut Trump „einer der dümmsten Menschen, denen ich in der Regierung je begegnet bin“.
Nun also Stephanie Grisham, die unterschiedliche Jobs im Weißen Haus hatte. Bis heute fragt sich der Pressekorps allerdings, was dort eigentlich ihre Aufgabe war. Denn obwohl Grisham zeitweise sogar offiziell den Titel Kommunikationschefin trug, hat sie in dieser Zeit nicht eine einzige Pressekonferenz abgehalten. In Anspielung auf den Buchtitel flachsen die Journalisten deshalb: „Wie bitte, Sie nehmen unsere Fragen jetzt (erst)?“.
Das neue Schlüsselloch-Oeuvre gleicht eher dem Drehbuch für eine
Daily Soap, bei dem neben Trump auch zahlreiche andere Charaktere ordentlich ihr Fett weg bekommen. Zuallererst natürlich die First Lady, die fast regungslos auf die Nachricht von den Sex-Skandalen ihres Mannes reagierte und die beim Secret Service den Codenamen „Rapunzel“hatte, weil sie nur selten aus ihren Gemächern kam.
Anders hingegen Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared (interne Spitznamen: „Die Praktikanten“), die gerne auch zu offiziellen Meetings erschienen, bei denen sie nichts verloren hatten. Das Buch ist gespickt mit Szenen, die so grotesk anmuten, dass sie sich vermutlich genau so zugetragen haben – getreu dem Motto: Kann man sich nicht ausdenken.
So beschreibt Grisham zum Beispiel, wie Donald Trump Wladimir Putin vor einem Pressetermin darauf hingewiesen haben soll, er werde ihm gegenüber gleich etwas härter auftreten: „Für die Kameras, Sie verstehen.“Ein Trump-Mitarbeiter und Ex-Freund der Autorin soll innerhalb des Trump-Teams die Aufgabe gehabt haben, den Präsidenten mit Musik zu besänftigen, jedes Mal wenn dieser einen seiner cholerischen Anfälle hatte.
In einem TV-Interview am Montag bezeichnete Stephanie Grisham ihre Zeit im Weißen Haus als Fehler. Sie habe das Buch geschrieben, weil sie Angst habe, Trump könne noch einmal kandidieren. Das wäre dann ein einziger Rachefeldzug.
Das neue Oeuvre gleicht dem Drehbuch für eine Daily Soap
Unser Kolumnist Richard Gutjahr ist seit 1. Oktober auch unser Korrespondent in Washington.