Müller will Fans wieder begeistern
Die Nähe zu den Zuschauern ist vor den Länderspielen erneut ein großes Thema.
HAMBURG (dpa) Thomas Müller gab sofort wieder den Chef. Unter grauem Hamburger Himmel dirigierte der Rückkehrer beim ersten Training des Fußball-Nationalteams seine Mitspieler, ärgerte sich über jeden verlorenen Ball und scherzte in den kurzen Pausen. Und gut eine Stunde später machte der BayernProfi frisch geduscht als Wortführer bemerkenswerte Aussagen zur schwer greifbaren Debatte um die Nähe der DFB-Kicker zu den Fans.
„Ich weiß selbst nicht genau, wie ich mich dabei verhalten soll“, sagte Müller vor dem anstehenden Doppelpack in der WM-Qualifikation an diesem Freitag (20.45 Uhr/RTL) gegen Rumänien und drei Tage später in Nordmazedonien. Das Entscheidende bleibe: „Wir wollen Spaß mit unseren Fans – und sie am meisten mit unserem Spiel begeistern.“
Am Ziel, den vom neuen Bundestrainer Hansi Flick eingeleiteten „kleinen positiven Aufschwung“mit zwei weiteren Siegen fortzusetzen, ließ der Bayern-Anführer, der die drei Siege im September verletzt verpasst hatte, keinen Zweifel. Im Idealfall ist die DFB-Auswahl nach den zwei Partien vorzeitig für die WM-Endrunde 2022 in Katar qualifiziert. Die Dauerdiskussion über vermeintlich arglos zurückgelassene Autogrammjäger ebbt dann womöglich rasch wieder ab. Am Hamburger Teamhotel warteten am Montagabend gut 50 Fans bei der Ankunft größtenteils vergeblich auf Anteilnahme der DFB-Akteure.
Kritik daran ließ Müller nur zum Teil zu. „Es ist für alle Beteiligten ein bisschen schwierig, da eine klare Linie zu finden“, begründete der Weltmeister von 2014 die Zurückhaltung während Corona, ohne das
Thomas Müller Fußball-Nationalspieler
als Rechtfertigung auszuführen. Er persönlich unterschreibe derzeit einfach noch zu ungern im direkten Kontakt.
Allerdings, führte Müller nachdenklich mit Blick auf die Sozialen Medien aus, müsse auch die andere Seite gesehen werden. „Ich denke, wir Spieler geben heutzutage viel mehr Informationen oder Nähe, als ich es gewohnt war als Fan.“Die Anhänger seien viel näher dran „als vielleicht vor 20 Jahren.“Ein „FanKontaktverbot“gebe es nicht, sagte Müller bestimmt.
Für die Partie in Hamburg hat der DFB bislang mehr als 20.000 der verfügbaren 25.000 Karten verkauft. „Wir wollen auch die Fans in Hamburg mit Offensivfußball begeistern. Da kann man alle Fans in ganz Deutschland mitreißen“, sagte Abwehrspieler Antonio Rüdiger, der während der drei Quali-Spiele im September im da schon bewährten Flick-System einer der Fixpunkte war. Wie jetzt wieder Müller?
Die drei Zu-Null-Siege gegen Lichtenstein, Armenien und Island, die er nur als Zuschauer erlebt hatte, seien „super“gewesen, sagte der Bayern-Profi. Allzu forsche Ansprüche an „Projektleiter“Flick formulierte Müller gleichwohl nicht. „Gerade im Offensivbereich haben wir sehr, sehr viele exzellente Alternativen. Da will natürlich jeder spielen, da zähle ich mich natürlich auch mit dazu.“Wer aber aufgestellt werde, sei allein die Frage für den Bundestrainer. „Da wird es keine persönlichen Befindlichkeiten oder irgendwelche Ego-Spielchen geben, die den Aufschwung stören“, versprach Müller.
Flick nutzte die ersten gut anderthalb Trainingsstunden auch für kurze Einzelgespräche auf dem Platz. Champions-League-Sieger Rüdiger merkte an, Flick sei „prädestiniert“dafür, „ein Team zusammenzuführen.“
„Ein Fan-Kontaktverbot gibt es es nicht“