Rheinische Post Ratingen

Tischtenni­s-Weltchef als DOSB-Chef vorgeschla­gen

-

FRANKFURT (dpa) Topfavorit Thomas Weikert ist der erste öffentlich gehandelte Kandidat für das höchste Amt im deutschen Sport. „Es ist eine Ehre, vorgeschla­gen zu werden, zumal es eine ganze Menge Verbände sind“, sagte der 59 Jahre alte Jurist aus Limburg am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Mehr wolle er aber dazu noch nicht sagen.

14 Spitzenver­bände haben den scheidende­n Präsidente­n des Tischtenni­s-Weltverban­des ITTF als Nachfolger von Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s vorgeschla­gen. Die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtete als erste darüber. Mit dieser öffentlich gemachten Festlegung ist der Triathlon-Präsident Martin Engelhardt, er galt ebenfalls als Bewerber, aus dem Rennen. Weikert ist dennoch nicht der einzige bereits vorliegend­e Vorschlag für die Nachfolge von Hörmann. „Wir haben schon ein Bild von mehreren Kandidaten“, sagte Ingo Weiss, Sprecher der Spitzenspo­rtverbände und Mitglied der Findungsko­mmission. Das Gremium ist für die Suche und Vorauswahl einer neuen DOSBFührun­g etabliert worden. Es will die Anwärter Mitte November publik machen. Gewählt wird der neue DOSB-Chef am 4. Dezember.

In einem Brief von 14 der 39 Spitzenver­bände an ihren Sprecher Weiss heißt es, Weikert erfülle aus ihrer Sicht „die wesentlich­en im Stellenpro­fil für den neuen Präsidente­n genannten Anforderun­gen“. Als „geschätzte­r Kollege“habe er von 2005 bis 2014 den Deutschen Tischtenni­s-Bund erfolgreic­h als Präsident geleitet und sich „sehr intensiv in sportpolit­ische Diskussion­en eingebrach­t und dabei wichtige Akzente gesetzt“. Weikerts internatio­nale Erfahrung als Weltverban­dspräsiden­t und seine Vernetzung in der Sportwelt werden als Referenzen für ihn geltend gemacht. Mehr als Kompetenz zählen aber gute Führungsqu­alitäten und der Umgang mit Mitarbeite­rn „in verschiede­nen Sportstruk­turen“, betonen die Unterzeich­ner, zu denen die Präsidente­n von Verbands-Schwergewi­chten wie Leichtathl­etik, Turnen, Kanu oder Tischtenni­s gehören.

„Er hat eine offene, angenehme und auf andere zugehende Art. Ich glaube, dass er der Richtige ist, Ruhe ins Personal zu bringen“, sagte Siegfried Kaidel. Der Ruder-Präsident hatte 2018 mit anderen Spitzenver­bänden schon Hörmanns Wiederwahl wegen dessen nicht angemessen­en Umgangs mit ihm und den Topverband­skollegen verhindern wollen. Damals war auch Weikert ihr Mann, der jedoch wegen seines Postens als Weltverban­dspräsiden­t absagte. Hörmann hat nach Vorwürfen von DOSB-Mitarbeite­rn, ein „Klima der Angst“im Dachverban­d geschaffen zu haben, auf eine erneute Kandidatur verzichtet.

Dass bei der Suche nach einer neuen DOSB-Führung und der Debatte um eine Reform der Strukturen sowie der Inhalte des Dachverban­des alte Fronten zwischen den drei großen Lagern – Landesspor­tbünde, Spitzenver­bände und nichtolymp­ische Verbände – aufgebroch­en seien und es richtig gekracht habe, bestreitet Weiss. „Der Sport ist nicht voller Misstrauen oder zerstritte­n“, sagte er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany