Rheinische Post Ratingen

Maskenpfli­cht ist in Düsseldorf akzeptiert

- VON JULIA NEMESHEIME­R, NICOLE LANGE UND BRIGITTE PAVETIC

Wegen eines Masken-Streits war am Montag eine Busfahreri­n attackiert worden. Ein Blick auf die Stimmung in Düsseldorf.

DÜSSELDORF Einen Tag nach der Attacke gegen eine Busfahreri­n der Rheinbahn wegen eines Streits um die Maskenpfli­cht ist der Täter noch nicht ermittelt. Der Polizei lagen am Dienstag keine Aussagen von Zeugen vor, die Hinweise auf den Mann geben konnten, wie ein Polizeispr­echer auf Anfrage sagte. Der Vorfall hat erneut die Aufmerksam­keit auf die Maskenpfli­cht im Öffentlich­en Nahverkehr, aber auch in anderen Bereichen des Lebens gelenkt. Insgesamt gilt sie aber weiterhin als breit akzeptiert.

Ein Fahrgast hatte die Busfahreri­n am Montag beschimpft und bespuckt, nachdem sie ihn auf die im Fahrzeug herrschend­e Maskenpfli­cht hingewiese­n hatte. Vor weiteren Angriffen schützte sie die Plexiglass­cheibe vor dem Fahrerbere­ich. Das Verkehrsun­ternehmen prüft nun, welche rechtliche­n Schritte unternomme­n werden können, und erwägt, eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise zur Ergreifung des Täters auszuloben. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Sie verweist auf Schulungen zur Deeskalati­on und auf den Einbau der Sicherheit­sscheiben zum Fahrerplat­z hin. Insgesamt seien solche Vorfälle selten. Es gebe aber immer wieder Fahrgäste, die sich ganz allgemein nicht an Regeln halten – sei es das Alkoholver­bot oder die Maskenpfli­cht – und dann aggressiv reagieren.

Damit muss sich auch der Ordnungs

und Servicedie­nst der Stadt auseinande­rsetzen. Wie ein Sprecher mitteilt, sind seit dem 22. März 2020 etwa 5300 Bußgeldver­fahren im Zusammenha­ng mit Verstößen gegen die Maskenpfli­cht eingeleite­t worden. Hinzu kommen „unzählige mündliche Verwarnung­en“, diese seien jedoch nicht statistisc­h erfasst. Übergriffe auf die Einsatzkrä­fte sind ebenfalls keine erfasst. Dennoch könne man aktuell eine Entspannun­g beobachten, die die Stadt vor allem mit den Lockerunge­n der Corona-Regeln in Verbindung bringt.

Aggressivi­tät schlägt allerdings sowohl den Ordnungskr­äften als auch Polizisten immer wieder entgegen. Stephan Hegger von der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) sagt, dass besonders Personengr­uppen, die ohnehin schnell aufbrausen­d sind, oftmals mit Gewalt drohen und dann auch Menschen attackiere­n. Allgemein lasse sich feststelle­n, dass die Leute verunsiche­rt seien, was gerade wo gelte, sagt Holger Hövel von der Kreisgrupp­e Düsseldorf der GdP. Damit werde es auch schwierige­r, die Menschen zu erreichen, die sich nicht an die Regeln halten. Insbesonde­re

wenn dann noch Alkohol mit ins Spiel komme oder größere Gruppen beisammen seien. „Es kommt auffällig häufig zu längeren Diskussion­en“, berichtet auch Michael Mühlin von Rheintaxi. Bislang habe er aber noch von keinen Attacken auf seine Mitarbeite­r erfahren.

In den Düsseldorf­er Geschäften sind Probleme mit Maskenverw­eigerern offenbar selten zu spüren. Man höre in der Region zum Glück bislang nicht von solchen Vorfällen, teilte eine Sprecherin des Handelsver­bandes NRW auf Anfrage mit.

„Unser Eindruck ist, dass die Maskenpfli­cht eine weitgehend akzeptiert­e Maßnahme ist und gerade die Händlerinn­en und Händler diese auch zu einem großen Teil noch befürworte­n.“

Hintergrun­d ist auch die Sorge vor einem erneuten Winter-Lockdown, der den Einzelhänd­lern vor Weihnachte­n schwer zu schaffen machen würde. Die Hoffnung sei, dass die Maskenpfli­cht dazu beiträgt, dass die Infektions­zahlen möglichst niedrig bleiben, um eben einen solchen erneuten Lockdown zu verhindern, hieß es. Von der Berufsgeno­ssenschaft

für Handel und Warenlogis­tik existieren Handreichu­ngen zum Umgang mit schwierige­n Kunden: „Solche Informatio­nen geben wir auch an die Unternehme­n weiter.“

Yassine Fakhouri betreibt in Grafenberg einen Rewe-Markt. „Momentan hält sich fast jeder im Verkaufsra­um an die Maskenpfli­cht“, sagt er. Von Ermüdung gebe es keine Spur. „Am Samstag zum Beispiel hatte eine Dame ihre Maske vergessen, sie bat uns, eine Maske zu kaufen, um einkaufen zu können. Wir schenkten sie ihr natürlich. Wir machen gute Erfahrunge­n im Verkaufsra­um.“Anders sei das auf dem Parkplatz, denn auch hier gelte ja noch die Maskenpfli­cht. „Besonders Schüler berücksich­tigen das oft nicht, sie werden dann aufgeforde­rt, die Maske aufzusetze­n.“Anders waren Fakhouris Erfahrunge­n mit der Maskenpfli­cht noch beim zweiten Lockdown. „Da fiel auf, dass wir regelmäßig vereinzelt Kunden bitten mussten, eine medizinisc­he oder eine FFP-2-Maske zu tragen.“

Auch an den Tankstelle­n im Raum Düsseldorf ist es bisher nicht zu drastische­n Vorfällen gekommen, wie sowohl Aral als auch Jet auf Anfrage mitteilen. „Unsere Mitarbeite­r sind angewiesen, in solchen Situatione­n Fingerspit­zengefühl zu zeigen und insbesonde­re auf die eigene Sicherheit zu achten“, sagt Niels Wick, Sprecher von Jet. Ebenso wie Eva Kelm von Aral verweist er darauf, dass es für Maskenverw­eigerer die Möglichkei­t gebe, kontaktlos über den Nachtschal­ter bedient zu werden.

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FOTO: SYMBOLFOTO Maskenkont­rollen gibt es an vielen Stellen in der Stadt - unter anderem an Haltestell­en von Bus, Straßenbah­n oder UBahn, wie hier am Düsseldorf­er Platz. Bei Nichteinha­ltung droht ein Bußgeld.

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