Maskenpflicht ist in Düsseldorf akzeptiert
Wegen eines Masken-Streits war am Montag eine Busfahrerin attackiert worden. Ein Blick auf die Stimmung in Düsseldorf.
DÜSSELDORF Einen Tag nach der Attacke gegen eine Busfahrerin der Rheinbahn wegen eines Streits um die Maskenpflicht ist der Täter noch nicht ermittelt. Der Polizei lagen am Dienstag keine Aussagen von Zeugen vor, die Hinweise auf den Mann geben konnten, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. Der Vorfall hat erneut die Aufmerksamkeit auf die Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr, aber auch in anderen Bereichen des Lebens gelenkt. Insgesamt gilt sie aber weiterhin als breit akzeptiert.
Ein Fahrgast hatte die Busfahrerin am Montag beschimpft und bespuckt, nachdem sie ihn auf die im Fahrzeug herrschende Maskenpflicht hingewiesen hatte. Vor weiteren Angriffen schützte sie die Plexiglasscheibe vor dem Fahrerbereich. Das Verkehrsunternehmen prüft nun, welche rechtlichen Schritte unternommen werden können, und erwägt, eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise zur Ergreifung des Täters auszuloben. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Sie verweist auf Schulungen zur Deeskalation und auf den Einbau der Sicherheitsscheiben zum Fahrerplatz hin. Insgesamt seien solche Vorfälle selten. Es gebe aber immer wieder Fahrgäste, die sich ganz allgemein nicht an Regeln halten – sei es das Alkoholverbot oder die Maskenpflicht – und dann aggressiv reagieren.
Damit muss sich auch der Ordnungs
und Servicedienst der Stadt auseinandersetzen. Wie ein Sprecher mitteilt, sind seit dem 22. März 2020 etwa 5300 Bußgeldverfahren im Zusammenhang mit Verstößen gegen die Maskenpflicht eingeleitet worden. Hinzu kommen „unzählige mündliche Verwarnungen“, diese seien jedoch nicht statistisch erfasst. Übergriffe auf die Einsatzkräfte sind ebenfalls keine erfasst. Dennoch könne man aktuell eine Entspannung beobachten, die die Stadt vor allem mit den Lockerungen der Corona-Regeln in Verbindung bringt.
Aggressivität schlägt allerdings sowohl den Ordnungskräften als auch Polizisten immer wieder entgegen. Stephan Hegger von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagt, dass besonders Personengruppen, die ohnehin schnell aufbrausend sind, oftmals mit Gewalt drohen und dann auch Menschen attackieren. Allgemein lasse sich feststellen, dass die Leute verunsichert seien, was gerade wo gelte, sagt Holger Hövel von der Kreisgruppe Düsseldorf der GdP. Damit werde es auch schwieriger, die Menschen zu erreichen, die sich nicht an die Regeln halten. Insbesondere
wenn dann noch Alkohol mit ins Spiel komme oder größere Gruppen beisammen seien. „Es kommt auffällig häufig zu längeren Diskussionen“, berichtet auch Michael Mühlin von Rheintaxi. Bislang habe er aber noch von keinen Attacken auf seine Mitarbeiter erfahren.
In den Düsseldorfer Geschäften sind Probleme mit Maskenverweigerern offenbar selten zu spüren. Man höre in der Region zum Glück bislang nicht von solchen Vorfällen, teilte eine Sprecherin des Handelsverbandes NRW auf Anfrage mit.
„Unser Eindruck ist, dass die Maskenpflicht eine weitgehend akzeptierte Maßnahme ist und gerade die Händlerinnen und Händler diese auch zu einem großen Teil noch befürworten.“
Hintergrund ist auch die Sorge vor einem erneuten Winter-Lockdown, der den Einzelhändlern vor Weihnachten schwer zu schaffen machen würde. Die Hoffnung sei, dass die Maskenpflicht dazu beiträgt, dass die Infektionszahlen möglichst niedrig bleiben, um eben einen solchen erneuten Lockdown zu verhindern, hieß es. Von der Berufsgenossenschaft
für Handel und Warenlogistik existieren Handreichungen zum Umgang mit schwierigen Kunden: „Solche Informationen geben wir auch an die Unternehmen weiter.“
Yassine Fakhouri betreibt in Grafenberg einen Rewe-Markt. „Momentan hält sich fast jeder im Verkaufsraum an die Maskenpflicht“, sagt er. Von Ermüdung gebe es keine Spur. „Am Samstag zum Beispiel hatte eine Dame ihre Maske vergessen, sie bat uns, eine Maske zu kaufen, um einkaufen zu können. Wir schenkten sie ihr natürlich. Wir machen gute Erfahrungen im Verkaufsraum.“Anders sei das auf dem Parkplatz, denn auch hier gelte ja noch die Maskenpflicht. „Besonders Schüler berücksichtigen das oft nicht, sie werden dann aufgefordert, die Maske aufzusetzen.“Anders waren Fakhouris Erfahrungen mit der Maskenpflicht noch beim zweiten Lockdown. „Da fiel auf, dass wir regelmäßig vereinzelt Kunden bitten mussten, eine medizinische oder eine FFP-2-Maske zu tragen.“
Auch an den Tankstellen im Raum Düsseldorf ist es bisher nicht zu drastischen Vorfällen gekommen, wie sowohl Aral als auch Jet auf Anfrage mitteilen. „Unsere Mitarbeiter sind angewiesen, in solchen Situationen Fingerspitzengefühl zu zeigen und insbesondere auf die eigene Sicherheit zu achten“, sagt Niels Wick, Sprecher von Jet. Ebenso wie Eva Kelm von Aral verweist er darauf, dass es für Maskenverweigerer die Möglichkeit gebe, kontaktlos über den Nachtschalter bedient zu werden.