Rheinische Post Ratingen

So steigen die Preise in der Gastronomi­e

- VON ALEXANDER ESCH

Es wird teurer, besonders spürbar wird das in Restaurant­s. Die Betreiber erklären, warum die Aufschläge nötig sind und wie sie vorgehen. Auch das Altbier ist mal wieder betroffen.

DÜSSELDORF Wer in diesen Wochen nach langen Lockdownph­asen mal wieder richtig schön in seinem Lieblingsr­estaurant essen war, wird beim Blick auf die Speisekart­e wohl schon die Neuerungen bemerkt haben. Falls nicht, fällt spätestens bei der Rechnung auf, dass dieses Vergnügen doch spürbar teurer geworden ist. Die Preise in der Gastronomi­e sind deutlich gestiegen.

Kein Geheimnis daraus macht etwa Füchschenc­hef Peter König. Schon der Blick in die Karte zeigt: Sogar das Altbier ist wieder teurer geworden. Schon im vergangene­n Jahr hatte die Hausbrauer­ei um zehn Cent auf 2,30 Euro erhöht. Jetzt liegt der Preis sogar bei 2,40 Euro. Auch ein Klassiker aus der Küche des Füchschens kostet jetzt mehr, die Haxe. Habe sie vorher bei 16,90 Euro gelegen, seien es nun 18,30 Euro, sagt der Kaufmännis­che Leiter Tobias Heller. Bei 80 bis 90 Prozent der Speisen habe man in der Pandemie in mehreren Schritten die Preise angepasst, für jedes Gericht einzeln kalkuliert. „Wir machen das nicht mit der Gießkanne“, sagt Peter König.

Eine große Rolle spielten die Einkaufspr­eise für die Produkte, und besonders teuer sei die Haxe geworden. Auch für Rohstoffe wie Hopfen und Malz müsse mehr ausgegeben werden. Hinzu kämen „explodiere­nde Energiekos­ten“. König: „Unter diesen Voraussetz­ungen können wir die Preise einfach nicht halten.“Auch beim Personal habe man etwas nachgesteu­ert und befristete Verträge auslaufen lassen. So habe das Füchschen heute 95 statt 120 Mitarbeite­r. „Insgesamt sind wir aber zufrieden und haben ja auch wieder sieben Tage die Woche geöffnet.“

Gastro-Experte Markus Eirund macht drei Gründe für kletternde Preise in Restaurant­s aus. „Inflation, deutlich erhöhte Einkaufspr­eise und höhere Löhne.“Denn Personal sei extrem schwer zu finden, die Stundenlöh­ne wie vor der Pandemie reichten unter diesen Voraussetz­ungen nicht mehr aus. „Um zehn bis 20 Prozent muss eigentlich jeder Gastronom erhöhen.“Auch wenn da gerade mit Stammgäste­n Diskussion­en nötig würden. Vor allem die Systemgast­ronomie habe preislich bereits vorgelegt, bei inhabergef­ührten Läden schätze er die Quote auf 70 Prozent. „Aber wer jetzt noch nicht erhöht hat, wird es im Herbst machen müssen“, sagt Eirund. Das Geschäft werde fast nur noch in den Innenräume­n gemacht werden können, und aufgrund der Abstandsre­geln können die Kapazitäte­n nicht voll ausgeschöp­ft werden. Auch eine gestiegene Schuldenla­st mache den Gastronome­n zu schaffen.

Übrigens gingen nicht alle den Weg zu mehr Wirtschaft­lichkeit über den Preis. In Bars etwa würden zum Teil für den gleichen Drink kleinere Gläser genommen. Eine Pizzeria in Oberkassel habe den Durchmesse­r der Pizzas verkleiner­t.

Auch bei Giuseppe Saitta am Barbarossa­platz

ist es etwas teurer geworden. Er nennt noch weitere Gründe für diesen Schritt. „Allein das Desinfekti­onsmittel kostet viel Geld. Ich importiere zudem viele Waren aus Italien, auch diese Kosten sind gestiegen.“Im Schnitt habe er zehn Prozent auf die Preise in der Piazza Saitta aufgeschla­gen. Ein Glas offener Weißwein liege jetzt etwa bei 5,50 und nicht mehr bei fünf Euro. Seine Gäste würden dafür Verständni­s zeigen, „es gab keine Diskussion­en“.

Etwas anders schildert das Kerstin Rapp-Schwan für ihre Lokale. „Das polarisier­t, es gibt auch schon mal böse Kommentare, andere können es gut nachvollzi­ehen.“In der Pandemie hat sie ihre Preise bislang noch nicht angepasst, weil sie das vor anderthalb Jahren kurz davor bereits gemacht habe. Mit Blick auf die neue Winterkart­e sagte sie Ende September. „Ich glaube, wir werden wohl nicht um eine Erhöhung herumkomme­n.“

Besorgt sei sie allerdings, weil einige Konkurrent­en mit extrem billigen Preise auffallen würden. „Einerseits müssen wir konkurrenz­fähig bleiben, anderersei­ts muss es wirtschaft­lich sein.“Es ginge aber keinesfall­s darum, sich die Taschen voll zu machen, wie manche meinten.

Generell halte sie es auch für richtig, dass die Preise in Restaurant­s steigen. „In Deutschlan­d geben wir immer noch mit am wenigsten für Lebensmitt­el aus. Gleichzeit­ig sollen sie nachhaltig und hochwertig sein. Das passt nicht zusammen. Vielmehr sollte uns dann auch ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller etwas wert sein. Für diese Einstellun­g kann man gar nicht oft genug wachrüttel­n.“Im Ergebnis würde sie privat dann auch lieber etwas seltener essen gehen.

 ?? ARCHIV-FOTO: WERNER DIETERICH ?? Im Füchschen an der Ratinger Straße sind die Preise ebenfalls wieder gestiegen, zum Beispiel für die Haxe. Dafür nennt Chef Peter König gleich mehrere Gründe.
ARCHIV-FOTO: WERNER DIETERICH Im Füchschen an der Ratinger Straße sind die Preise ebenfalls wieder gestiegen, zum Beispiel für die Haxe. Dafür nennt Chef Peter König gleich mehrere Gründe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany