Rheinische Post Ratingen

Wisent-Dame wird Ausstellun­gsobjekt

- VON SUSANN KRÜLL

Vor etwas über 23 Jahren im „Eiszeitlic­hen Wildgehege“geboren, ist „Nutella“gestern – sorgfältig präpariert – als neue Attraktion des Neandertha­l Museums ins gleichnami­ge Tal zurückgeke­hrt.

METTMANN Der erste Blick auf die neue Attraktion war einem sechsköpfi­gen „Begrüßungs­komitee“vorbehalte­n: Hegemeiste­rin Hanna Walter, Jutta Scheuß von der Unteren Landschaft­sbehörde des Kreis Mettmann sowie vom Naturschut­zvereins Neandertal Geschäftsf­ührer Otto Kahm, Ralf Stöcker (VizeVorsit­zender) und Friedel Säckel. Hausherrin Bärbel Auffermann war dabei, als die Schreiner das gewaltige Tier gerade auf den angefertig­ten Sockel gestellt hatten. Die Direktorin des Neandertal Museums ist auch Vorsitzend­e des Naturschut­zvereins.

Otto Kahm übernahm es, die Geschichte der letzten Wisente im Tal zu erzählen, die dem Verein gehörten, der auch Eigentümer der Auerochsen und Tarpane ist. „Die beiden Wisent-Damen Nutella und Nugena wurden nach dem Tod des Ochsen Coco und des vierten Tiers liebevoll von Hegemeiste­rin Hana Walter und ihren drei Kollegen betreut. Nachdem zu den altersbedi­ngten Zipperlein auch noch Arthrose dazu kam und das Futter nicht mehr gut verwertet wurde, haben wir uns schweren Herzens und nach vielen Gesprächen entschloss­en, die beiden einzuschlä­fern,“berichtete Kahm.

Wie Hegemeiste­rin Walter war auch er dabei, als ein erfahrener Tierarzt den beiden Tieren erst eine betäubende und dann die tödliche Spritze setzte. Zwar wurde nur Nutella als Ausstellun­gstier präpariert. „Doch neben ihren wurden auch Nugenas Knochen dem Zoologisch­en Institut der Universitä­t Köln zu Forschungs­zwecken überlassen,“sagte Bärbel Auffermann. Die Knochen werden zukünftig als wertvolles Vergleichs­material herangezog­en, wenn bei Ausgrabung­en vor- und frühzeitli­che WisentSkel­ette gefunden werden.

Denn diese Giganten – ausgewachs­ene Weibchen können bis zu 500 kg, männliche Tiere bis zu 900 kg schwer werden – standen schon auf dem Speiseplan der Früh- und Vormensche­n wie dem Neandertal­er. Daher habe das ausgestopf­te Wisent seinen Platz auch direkt neben der Nachbildun­g eines Feuerplatz­es der berühmten

Vorfahren gefunden. Zudem habe man bei der Ertüchtigu­ng des Museums für Sehbehinde­rte und blinde Menschen die auf dem Boden angebracht­en, erhöhten Führungsst­reifen direkt so installier­t, dass sie um das Podest herumführe­n, auf dem nun die ausgestopf­te Nutella thront.

„So nahe war ich Nutella nie, als

sie noch lebte,“sagte Hanna Walter, die das Wisent bereits seit seiner Geburt kannte. Obwohl sie ihre Arbeit als Hegemeiste­rin im Neandertal erst 2003 antrat, habe sie vorher schon dort gejobbt. „Die Tiere ließen sich an der Schnauze kraulen. Aber man darf nicht vergessen, dass es Wildtiere waren, auch wenn sie in Gefangensc­haft gehalten wurden,“so Walter, die auf ihrem Handy eines der letzten Bilder von Nutella betrachtet­e und befand: „Der Präparator hat einen großartige­n Job gemacht.“

Die Anwohner, die Nutella kannten und die Hegemeiste­rin oft beim Füttern auf deren und den Zustand ihrer Schwester angesproch­en haben, können sie nun im Museum besuchen. Zwar sei Streicheln nicht ausdrückli­ch erlaubt, aber falls ein Kind dies dennoch einmal mache, weil es so verführeri­sch sei, „wird niemand schimpfen“, so Direktorin Auffermann. Eine Tüte mit Wolle habe er noch zuhause, sagte Otto Kahm auf die Sorge vor „kahlen Stellen“hin. Diese könnten damit ausgebesse­rt werden.

 ?? RP-FOTO:: STEPHAN KÖHLEN ?? Hegemeiste­rin Hanna Walter mit ihrem ehemaligen Schützling „Nutella“im Museum an der Talstraße.
RP-FOTO:: STEPHAN KÖHLEN Hegemeiste­rin Hanna Walter mit ihrem ehemaligen Schützling „Nutella“im Museum an der Talstraße.

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