Wisent-Dame wird Ausstellungsobjekt
Vor etwas über 23 Jahren im „Eiszeitlichen Wildgehege“geboren, ist „Nutella“gestern – sorgfältig präpariert – als neue Attraktion des Neanderthal Museums ins gleichnamige Tal zurückgekehrt.
METTMANN Der erste Blick auf die neue Attraktion war einem sechsköpfigen „Begrüßungskomitee“vorbehalten: Hegemeisterin Hanna Walter, Jutta Scheuß von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreis Mettmann sowie vom Naturschutzvereins Neandertal Geschäftsführer Otto Kahm, Ralf Stöcker (VizeVorsitzender) und Friedel Säckel. Hausherrin Bärbel Auffermann war dabei, als die Schreiner das gewaltige Tier gerade auf den angefertigten Sockel gestellt hatten. Die Direktorin des Neandertal Museums ist auch Vorsitzende des Naturschutzvereins.
Otto Kahm übernahm es, die Geschichte der letzten Wisente im Tal zu erzählen, die dem Verein gehörten, der auch Eigentümer der Auerochsen und Tarpane ist. „Die beiden Wisent-Damen Nutella und Nugena wurden nach dem Tod des Ochsen Coco und des vierten Tiers liebevoll von Hegemeisterin Hana Walter und ihren drei Kollegen betreut. Nachdem zu den altersbedingten Zipperlein auch noch Arthrose dazu kam und das Futter nicht mehr gut verwertet wurde, haben wir uns schweren Herzens und nach vielen Gesprächen entschlossen, die beiden einzuschläfern,“berichtete Kahm.
Wie Hegemeisterin Walter war auch er dabei, als ein erfahrener Tierarzt den beiden Tieren erst eine betäubende und dann die tödliche Spritze setzte. Zwar wurde nur Nutella als Ausstellungstier präpariert. „Doch neben ihren wurden auch Nugenas Knochen dem Zoologischen Institut der Universität Köln zu Forschungszwecken überlassen,“sagte Bärbel Auffermann. Die Knochen werden zukünftig als wertvolles Vergleichsmaterial herangezogen, wenn bei Ausgrabungen vor- und frühzeitliche WisentSkelette gefunden werden.
Denn diese Giganten – ausgewachsene Weibchen können bis zu 500 kg, männliche Tiere bis zu 900 kg schwer werden – standen schon auf dem Speiseplan der Früh- und Vormenschen wie dem Neandertaler. Daher habe das ausgestopfte Wisent seinen Platz auch direkt neben der Nachbildung eines Feuerplatzes der berühmten
Vorfahren gefunden. Zudem habe man bei der Ertüchtigung des Museums für Sehbehinderte und blinde Menschen die auf dem Boden angebrachten, erhöhten Führungsstreifen direkt so installiert, dass sie um das Podest herumführen, auf dem nun die ausgestopfte Nutella thront.
„So nahe war ich Nutella nie, als
sie noch lebte,“sagte Hanna Walter, die das Wisent bereits seit seiner Geburt kannte. Obwohl sie ihre Arbeit als Hegemeisterin im Neandertal erst 2003 antrat, habe sie vorher schon dort gejobbt. „Die Tiere ließen sich an der Schnauze kraulen. Aber man darf nicht vergessen, dass es Wildtiere waren, auch wenn sie in Gefangenschaft gehalten wurden,“so Walter, die auf ihrem Handy eines der letzten Bilder von Nutella betrachtete und befand: „Der Präparator hat einen großartigen Job gemacht.“
Die Anwohner, die Nutella kannten und die Hegemeisterin oft beim Füttern auf deren und den Zustand ihrer Schwester angesprochen haben, können sie nun im Museum besuchen. Zwar sei Streicheln nicht ausdrücklich erlaubt, aber falls ein Kind dies dennoch einmal mache, weil es so verführerisch sei, „wird niemand schimpfen“, so Direktorin Auffermann. Eine Tüte mit Wolle habe er noch zuhause, sagte Otto Kahm auf die Sorge vor „kahlen Stellen“hin. Diese könnten damit ausgebessert werden.