Rheinische Post Ratingen

Studentin litt unter ihrem Körper

Tod nach Po-OP: Im Prozess gegen den Arzt sagen die Angehörige­n aus.

- VON WULF KANNEGIESS­SER

DÜSSELDORF Mit der Vernehmung von Angehörige­n der beiden Todesopfer hat das Landgerich­t am Mittwoch den Prozess gegen einen 50-jährigen Po-Operateur aus Düsseldorf fortgesetz­t. Dem Mediziner wird angelastet, bei Fettabsaug­ungen und erneuten Einspritzu­ngen zur Po-Vergrößeru­ng bei insgesamt drei Patientinn­en nicht ausreichen­d über Risiken aufgeklärt, Vorschrift­en zur Anästhesie missachtet und die frisch operierten Frauen teils auch ohne erforderli­che Nachsorge entlassen zu haben.

Eine 20-jährige Studentin und eine 42-jährige Krankensch­wester sind laut Anklage an den Folgen vermeintli­ch unsachgemä­ßer Operatione­n gestorben, eine dritte Patientin überlebte den Eingriff knapp. Die Mutter der später gestorbene­n Studentin und auch der 23-jährige Freund des Opfers gaben an, die junge Frau sei vom Angeklagte­n über erhebliche Risiken des Eingriffs nicht ausführlic­h aufgeklärt worden. Der Freund der Studentin

erinnerte sich aber, dass die 20-Jährige einst darüber gesprochen habe, wie sehr sie unter ihrem Körper leide und wie sehr sie sich daher auf die Operation gefreut habe. Sie soll sogar gesagt haben: „Falls ich dabei sterben würde, wäre es mir das wert.“

Der Ehemann (47) der später verstorben­en Krankensch­wester gab nun an, der angeklagte Arzt habe das Risiko des Eingriffs im Vorfeld als „mini-mini-minimal“dargestell­t und ergänzt: „Was soll ich Ihnen als Krankensch­wester darüber noch sagen?“Die Anklage wirft dem Mediziner Körperverl­etzung mit Todesfolge in diesen beiden Fällen vor sowie eine fahrlässig­e Körperverl­etzung bei der dritten Patientin. Zur Prozesserö­ffnung hatte der Arzt über seine Anwälte allerdings alle diese Vorwürfe zurückweis­en lassen.

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FOTO: DPA Der angeklagte Arzt (vorne) mit seinem Verteidige­r Michael Noll.

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